Erleidet Ethereum 2.0 eine Zensur? Vor allem durch den Merge, der den Wechsel zu Proof of Stake manifestiert, könnten neue Schwachstellen entstehen, welche die Unabhängigkeit und Neutralität der Blockchain untergraben.
Ethereum 2.0 noch anfälliger für Zensur?
Im August erlässt das Finanzministerium der USA Sanktionen gegen Ethereum-Mixer Tornado.Cash. Das Ereignis hat schwerwiegende Folgen. So gibt es innerhalb der MakerDAO Stimmen, welche die Reserve des DAI von zentralisierten Stablecoins bereinigen möchten.
In der Krypto-Szene löst das Ereignis heiße Diskussionen über Zensurresistenz und Privatsphäre aus – all das, obwohl das eigentliche Komplettverbot seitens der US-Behörden scheitert, denn der zuständige Smart Contract ist immer noch voll funktionstüchtig.

Durch den Merge, der nach mehrjähriger Verzögerung nun endlich vor der Tür steht, vollzieht Ethereum den Wandel von Proof of Work zu Proof of Stake. Viele eingefleischte Krypto-Enthusiasten lehnen PoS seit jeher ab.
Neue Diskussionen um eine mögliche Zensur von Ethereum 2.0 weisen darauf hin, warum das so ist. Gewiss ist aber auch: Noch in den letzten Wochen vor dem Merge gibt es bereits zunehmende Zensur auf Ethereum, die auch PoW nicht gänzlich verhindern kann.
Zunehmende Zentralisierung durch Staking Pools
Eines der Risiken, denen Ethereum 2.0 ausgesetz ist, lässt sich schon jetzt erkennen. Seit dem 1. Dezember 2020 ist die PoS-Blockchain Beacon Chain online. Ethereum-Anleger können daher bereits Ethereum staken.
Gibt es hingegen eine Vielzahl an Pools mit ähnlichen Anteilen, müsste für eine effektive Zensur ein größerer Konsens herrschen – in der Realität ein schwieriges Unterfangen. Holger Rohm, Betreiber von Blockchaincenter.net, erklärt Bitcoin2Go im Gespräch:
Die Leute sind bequem. Die machen das Bequemste und kümmern sich nicht darum; was wäre das Beste für das Netzwerk, sondern einfach: Was ist für sie jetzt gerade das Beste?
Rohm empfiehlt Haltern, ihre Ethereum auf der Liquid-Staking Plattform Lido Finance anzulegen. Das Projekt wird von einer DAO verwaltet und vereint verschiedene Validatoren.
Blockchain-Forscher Danny Ryan befürchtet allerdings, dass derartige Plattformen zu einer systemischen Gefahr heranwachsen. Seine Sorge beschreibt er wie folgt:
Liquid Staking Derivate wie Lido und ähnliche Protokolle sind eine Basis für Kartellbildung und bringen erhebliche Risiken für das Ethereum-Protokoll mit sich.
Grund dafür ist, dass ein Netzwerkeffekt zu immer größerer Zentralisierung führe. Verantwortungsbewusste Liquid Staking Plattformen sollen sich bezüglich der Ausmaße der Anlagen freiwillige Grenzen setzen, um ihre Macht über die Blockchain zu limitieren.
Ethereum 2.0: Zensur auf Protokollebene möglich?
Bisher widersteht das Ethereum-Netzwerk der Zensur auf Protokollebene. Durch die Transparenz der Blockchain ist das jedoch möglich. Die Herkunft von Geldern ist einfach nachzuvollziehen – vor allem dank Software.
Hier wird eine weitere Gefahr offenkundig, die zwar nicht exklusiv in PoS-Blockchains existiert, durch die wachsende Zentralisierung allerdings naheliegender ist:
Auch Ethereum-Initiator Vitalik Buterin ist sich dessen bewusst. Laut Eth-Entwickler Tim Beiko wäre es zwar möglich, dass Blockchain-Analyse künftig einen Einfluss auf transparente Blockchains hat, bisher seien derartige Funktionen aber nicht in der Entwicklung.
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