Tether ist noch immer der größte Stablecoin. Seit Mai konnte er den exakten Wert des US-Dollars nicht mehr abbilden. Nun wird bekannt: Hedgefonds shorten den USDT, nachdem es zum Terra-Crash gekommen war.
Terra-Crash: Eine Zäsur im Stablecoin-Bereich
Der Zusammenbruch des algorithmischen Stablecoins TerraUSD (UST) hinterlässt seine Spuren am Kryptomarkt. Seither gelang es dem USD Coin als ewigem Zweitplatzierten in der Rangfolge der Stablecoins, Boden auf den Platzhirsch gutzumachen.
Der Hintergrund: Der totale Wertverlust des UST befeuert die Sorge um Tether. Der älteste und zugleich größte Stablecoin gilt seit mehreren Jahren als kritisch. Einige Personen der Krypto-Szene erwarten, dass es früher oder später zum Kollaps kommt.
Tether bemüht sich daher seit Längerem um eine Beruhigung des Marktes, übersichert den USDT, stellt freiwillig Transparenzberichte bereit und verändert die Anteile innerhalb der Reserve zugunsten von US-Staatsanleihen und zum Nachteil von privaten Geldmarktpapieren.
Doch all das scheint die Stimmung am Markt kurz- bis mittelfristig nicht beeinflussen zu können. Seit Mai sinkt die Marktkapitalisierung des USDT immerhin um ganze 16 Milliarden. Zuvor ging es für viele Jahre nahezu permanent nur bergauf.
Einige der Gelder verschwinden jedoch nicht völlig aus dem Stablecoin-Sektor, sondern wandern zum Hauptkonkurrenten USDC ab, dessen Marktkapitalisierung seit Mai um immerhin sieben Milliarden zunahm, bei dem zuvor aber ein Abwärtstrend erkennbar war.
Längerfristig angelegte Stablecoins dienen hauptsächlich im Krypto-Lending oder als Reserve für Krypto-Unternehmen. Außerdem lassen sich für Trader so komfortabel Limit Orders auf Krypto-Börsen einstellen.
Lennard Merten
Westliche Hedgefonds spekulieren gegen Tether
Wie das Wall Street Journal am Montag berichtet, sinkt Tethers Reputation auch bei Hedgefonds – insbesondere bei solchen aus Europa und Nordamerika. Diese spekulieren nun gegen den USDT.
Mit Hunderten Millionen US-Dollar shorten sie die aktuelle Position des Stablecoins – das zumindest behauptet Leon Marshall, Vertriebsleiter von Genesis Global Trading. Das New Yorker Unternehmen bietet Firmenkunden die Abwicklung von Krypto-Trades an.
Das Interesse traditioneller Hedgefonds, die Tether unter die Lupe nehmen und auf Leerverkäufe setzen, ist stark angestiegen.
Erklärt Marshall. Firmen verschiedener Kontinente vertreten dabei zumeist spezifische Positionen. Während das Tether-Shortselling in Europa und Nordamerika in Mode kommt, ist es in Asien weit weniger populär.
Asiatische Krypto-Unternehmen bieten sich hingegen als Partner zur Umsetzung des Handels an.
Kollabiert Tether als Nächstes?
Bei großen Krypto-Crashs spekuliert die Szene immer wieder auf die Involvierung von riesigen Unternehmen der traditionellen Finanz. So geschah es etwa seitens Waves-Gründer Sasha Ivanov, als der Neutrino Dollar im April seine Dollarbindung verlor.
Auch Terra-Mitgründer Do Kwon äußerte sich auf diese Weise, als sein Projekt im Mai einstürzte. Analysten von Uppsala Security nehmen hingegen an, dass Kwon selbst eine maßgebliche Rolle in der Affäre spielte.
Schon im April berichtet das Wall Street Journal über institutionelle Spekulationen gegen Tether. Klassische Finanzunternehmen betrachten Tether demnach als instabil. Wetten auf einen Crash waren bislang allerdings erfolglos.
Der USDT konnte sich stabil halten. Seit Mai nimmt die Popularität derartiger Spekulationen laut Genesis Global Trading allerdings deutlich zu. Spekulanten hofften, dass es nach dem Terra-Debakel zu einer Kettenreaktion kommt.
Tatsächlich kam es am 12. Mai zu einem Flash Crash, der Tether auf unter 95 Dollarcent führte. Seitdem verlor USDT auf den US-Dollar aber nicht mal einen Cent. Aktuell liegt der Tether-Kurs bei 0,9986 Cent.
Mit einem 24-stündigen Handelsvolumen von über 44 Milliarden US-Dollar ist Tether nach wie vor die meistgehandelte Kryptowährung. Eine akute Gefahr lässt sich nicht erkennen.
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