- Der argentinische Präsident Javier Milei bewarb am Freitag einen Token namens LIBRA, der dank der Werbung innerhalb weniger Stunden eine Marktkapitalisierung von 4,6 Milliarden US-Dollar erreichte.
- Genauso rasch stürzte der Token dann wieder ab. Analysten von Kobeissi Letter vermuten hinter dem Vorfall einen Betrug.
- Milei traf sich am 30. Januar mit den Strippenziehern. Eigentlich sei es um eine Wirtschaftsförderung für Argentinien gegangen.
- Entwickler Hayden Davis sieht die Schuld bei Sniping Bots und Milei selbst. Ein Rugpull sei nicht geplant gewesen.
- Auf der Suche nach einer passenden Krypto-Börse mit günstigen Gebühren? Bitcoin2Go empfiehlt Dir Bitvavo powered by Hyphe! Anmelden und 10 € Bonus sichern.
Libra Token Skandal: Das steckt hinter dem Rugpull
Der argentinische Präsident Javier Milei bewarb letzten Freitag über X eine Kryptowährung namens Libra. Laut Aussage des Politikers diene der Solana-Token dazu, die argentinische Wirtschaft zu fördern, indem Klein- und Jungunternehmen finanziert werden.
Wenige Stunden später verfügte das Projekt über eine Marktkapitalisierung in Höhe von 4,6 Milliarden US-Dollar und zählte somit zu den 100 größten Kryptowährungen. Noch am selben Tag fällt der Token deutlich und löscht somit nahezu die gesamte Marktkapitalisierung aus.

»Nur Minuten nach dem Start begannen die größten Eigner damit, Libra im Millionenwert zu liquidieren«, berichteten Analysten von Kobeissi Letter (Quelle in englischer Sprache).
Der Token erreichte seinen Höchstwert gegen 23.40 Uhr deutscher Zeit und schrumpfte am Samstag gegen fünf Uhr morgens auf null. Innerhalb weniger Stunden wurden Milliarden US-Dollar ausgelöscht. Der rasche Verfall war nur durch einen Ausstiegsbetrug möglich.
Nachdem sich Kritik gegen Milei formiert hatte, wies dieser jede Schuld von sich. Er sei kein Inhaber des Projekts gewesen und habe keine Kenntnis über dessen Details gehabt, erklärte er in einem späteren X-Beitrag.
Seinen ursprünglichen Beitrag, in dem er den Libra-Token bewarb, löschte er. Laut eigener Aussage tat er dies, um weitere Geldzuflüsse zu verhindern und arglose Investoren zu schützen.

Machte sich Javier Milei des Betrugs schuldig?
Zwar beteuerte Javier Milei in der Öffentlichkeit seine Unschuld, doch laut Recherche von Kobeissi Letter sei der Fall trotzdem verdächtig. Die Webseite Vivalalibertadproject.com, von der die Verantwortlichen den mutmaßlichen Betrug orchestrierten, war rund zwei Stunden vor der Werbung des Präsidenten registriert worden.
Aus einem Interview auf dem YouTube-Kanal Voidzilla geht hervor, dass Milei nicht zu den Strippenziehern des Betrugs gehören soll – das jedenfalls behauptet Hayden Davis, der den Token laut eigener Aussage mit drei Kollegen erschuf.
Davis habe den Token zusammen mit Julian Peh, Mauricio Novelli und Manuel Godoy kreiert. Novelli und Godoy vom Tech Forum Argentina bezeichnete Davis im Interview als die hauptverantwortlichen Personen hinter Libra.
Milei zu überzeugen sei einfach gewesen, da seine Begeisterung für Kryptowährungen und die Blockchain enorm sei.
»Milei hat den Anspruch, alles auf die Blockchain zu bringen. (...) Er will alle Finanztransaktionen des Landes tokenisieren«, so Davis.
Der Gründer behauptet, dass ein Rugpull zu keinem Zeitpunkt geplant war. Stattdessen wollte man die Werbekampagne über bekannte Personen weiter ausbauen. Im Laufe des Starts sei es zu einem Kampf gegen Sniper gekommen.
Beim Versuch, die Sniper zu kontrollieren, habe man der Kryptowährung Teile ihrer Liquidität entzogen. Später hätte man das Kapital wieder hinzufügen wollen, behauptet Davis. Das Konzept sei nur gescheitert, da Milei den Token nach kurzer Zeit nicht mehr unterstützte.
Der argentinische Präsident habe keine finanziellen Gewinne durch den Token erzielt, behauptet Davis. Milei habe das Projekt demnach nur aus guter Absicht beworben. Er wollte Argentinien als Wirtschaftsstandort stärken.
Gegenüber AP vertrat das Milei-Kabinett dieselbe Position. So erklärte ein Sprecher:
»Der Präsident teilte einen Beitrag auf seinen persönlichen Konten (...), wie er es täglich mit vielen Unternehmungen tut, die in Argentinien Projekte starten wollen, um Arbeitsplätze zu schaffen und Investitionen anzuziehen.«
Argentinische Behörden untersuchen den Fall bereits und möchten zur Aufklärung beitragen. Im Vorfeld des Starts trafen sich Milei und weitere Regierungsvertreter mit den Entwicklern des KIP Protocol, um die Zusammenarbeit rund um den Token zu besprechen. Auch Davis soll teilgenommen haben.
Droht dem argentinischen Präsidenten die Amtsenthebung?
Dem argentinischen Präsidenten droht nach dem Skandal um Libra die Amtsenthebung – das behaupten oppositionelle Juristen gegenüber Reuters.
»Dieser Skandal, der uns auf internationaler Ebene beschämt, macht es erforderlich, ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten zu beantragen«, erklärte der argentinische Abgeordnete Leandro Santoro.
Laut Davis möchte die Regierung Milei zeitnah ein Video mit einer umfassenden Stellungnahme veröffentlichen.
LIBRA Skandal: Schau Dir Mircos Einschätzung hierzu im neusten YouTube-Video an:
Quellen (in englischer und spanischer Sprache): Apnews.com, Reuters.com, Youtube.com, @oprargentina, @JMilei