Valentine, wenn ich an Bitcoin denke, dann direkt auch an dich. In den letzten Jahren habe ich Green Mining DAO immer wieder als Beispiel gebracht, dass Bitcoin Mining auch nachhaltig passieren kann. Denn gerade Krypto-Gegner:innen beziehen sich immer wieder auf den Faktur “Nachhaltigkeit”. Was ist Green Mining DAO?
Es freut mich riesig, liebe Dajana, dass du Green Mining DAO immer wieder als positives Beispiel für nachhaltiges Bitcoin-Mining erwähnst. Das bedeutet mir wirklich viel, weil ich mich schon lange dafür einsetze, mit Bitcoin zu mehr Nachhaltigkeit beizutragen.
Mit Green Mining DAO zeigen wir, dass Mining Teil der Lösung sein kann. Wir stehen für eine neue Generation des Bitcoin-Minings: Wir bauen und betreiben hochmoderne Rechenzentren, die durch günstige erneuerbare Energie und innovative Lösungen zu den kosteneffizientesten der Branche gehören. Das heißt, wir betreiben unsere Rechenzentren zu 100 % mit Wasserkraft und nutzen die entstehende Abwärme sinnvoll weiter – zum Beispiel, um Früchte zu trocknen.
Im Juni 2025 liegen unsere Produktionskosten bei unserer dritten Anlage, Green Mine #003, unter 70.000 USD pro Bitcoin – bei einem Bitcoin-Preis von heute rund 118.000 USD.

Und wir gehen noch einen Schritt weiter: Mit unserem innovativen Beteiligungsmodell ermöglichen wir es Investor:innen, über tokenisierte Anteile Miteigentümer:innen der Mining-Anlagen zu werden und direkt an den Gewinnen beteiligt zu sein. Für mich ist Bitcoin viel mehr als nur digitales Geld: Es ist ein Werkzeug für Unabhängigkeit, Fairness und – ja, auch – Nachhaltigkeit.
Nun kennen wir uns schon seit ein paar Jahren: Beschreibe bitte einmal deine emotionale Reise in den vergangenen Jahren - von Hypes über Crashes bis heute
Ich liebe die Frage, Dajana, weil du mich damit auf eine kleine Zeitreise schickst. Es war ehrlich gesagt ein bisschen wie Achterbahnfahren ohne Anschnallen: die Euphorie in der NFT-Hochphase, dann die harten Rückschläge mit den Börsencrashs – diese Reise hat mich extrem geformt.
Gerade zu unseren Gründungszeiten haben uns viele aus der Industrie und Finanzwelt belächelt oder gar nicht ernst genommen: Warum Bitcoin? Warum grün? Und warum auch noch ein Beteiligungsmodell für alle statt nur für Institutionen? Viele haben es nicht verstanden – sie waren überfordert.
Im letzten Jahr hat sich das komplett gedreht. Wenn ich heute erzähle, was wir machen, sagen die meisten: „Das braucht es! Mehr davon!“ Ich sehe dieses Leuchten in den Augen, wenn ich von Bitcoin erzähle – und wenn wir dann noch die Geschichte mit den Mangos teilen, fühlen sich alle abgeholt.
Ich bin sehr dankbar für die wunderbaren Menschen, die von Anfang an hinter uns stehen, die Vision früh verstanden haben – und jede:n Einzelne:n, der oder die nun täglich dazukommt. Das ist für mich ein echtes Full Circle-Moment. Und zeigt mir: Man muss nur dranbleiben.
Und was hast du daraus gelernt?
Ich habe gelernt, dass man nicht von allen verstanden werden muss. Und dass man Mut haben muss, loszugehen – auch wenn die Idee noch nicht Mainstream ist.
Am Ende zählt: Ausdauer schlägt Hype. Authentizität schlägt Blender. Und: echte Performance & Überzeugung schlagen kurzfristige Gewinne.
Ich glaube heute mehr denn je: Wer wirklich etwas verändern will, muss Widerstände aushalten – aber es lohnt sich.
Wann und wie hattest du die ersten Berührungspunkte mit Bitcoin und was hat dich daran besonders interessiert?
Meine ersten Berührungspunkte hatte ich 2018 – eigentlich aus beruflicher Neugier, weil ich damals in der IT-Beratung unterwegs war. Mich hat sofort fasziniert, dass Bitcoin niemandem gehört und trotzdem für alle da ist. Ein dezentrales System, das nicht manipulierbar ist – das hat mich gepackt. Und ich bin geblieben.
Gleichzeitig war ich damals ehrlich gesagt privat noch ein bisschen abgeschreckt: Die Adoptionsraten bei Frauen waren erschreckend niedrig, und ich habe mich gefragt, was das langfristig für uns bedeutet, wenn Frauen in dieser Revolution nicht mit am Tisch sitzen.
Und da schließt sich der Kreis, Dajana – du warst eine der wenigen Frauen, die das früh erkannt haben. Die Bildung gemacht haben, die andere Frauen mitgenommen haben und ihre Stimme genutzt haben, um genau das zu ändern. Das hat mich sofort an dir begeistert – und motiviert, auch selbst sichtbarer zu werden.
Wie sieht heute dein Job bei Green Mining DAO aus und kann ich diesen Berufsweg auch einschlagen?
Mein Job ist so vielfältig, dass ich ihn selbst manchmal kaum in einen Satz packen kann. Ich bin Mitgründerin, Strategin, Netzwerkerin, Teamlead, Troubleshooterin … und vor allem: immer Lernende.
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Verwaltungsrätin von inzwischen drei Schweizer Aktiengesellschaften sein würde. Das war – und ist – eine riesige Learning Journey für mich. Und obwohl ich strategisch viel bewege und ein Team leite, bin ich auch operativ immer noch voll mit drin: Ich mache unser Fundraising in der Schweiz noch selbst, führe Investorengespräche, erarbeite Dokumente, helfe bei Events und so weiter.
Ich glaube, das ist typisch Start-up: Man trägt viele Hüte und wächst an jeder Aufgabe.
Und ja, natürlich kann man diesen Weg auch einschlagen! Es gibt keinen perfekten Lebenslauf für Bitcoin – das ist eigentlich das Schönste daran. Was es braucht, ist Neugier, Mut, Ausdauer und die Bereitschaft, sich immer wieder neu auf Unbekanntes einzulassen. Und technisches Know-how. By the way: Wir suchen aktuell tatsächlich noch zwei Menschen, die Lust haben, diesen Weg mit uns zu gehen – also falls jemand mitliest: Meldet euch gern!
Wie würdest du dich als Person beschreiben aus der Perspektive deiner besten Freund:innen? Wer bist du, wenn du nicht arbeitest?
Meine Freunde schätzen an mir oft meine Wärme und meine Worte. Ich glaube, sie würden sagen: Ich bin jemand, der neugierig, ehrgeizig, freudig und spirituell ist – und eigentlich immer irgendwo zwischen großen Themen und verschiedenen Orten unterwegs ist. Zum Beispiel trainiere ich gerade für meinen ersten Marathon oder habe mir letzte Woche die Zeit genommen, meine Großmutter in Kanada zu besuchen.
Ich habe in den letzten Jahren gelernt, wie wichtig es ist, im Hier und Jetzt zu leben – und mit den Menschen, die ich schätze, noch bewusster Zeit zu verbringen.
Zum Abschalten brauche ich: gesundes Essen, Natur, Tanzen – und vor allem echte, tiefgründige Gespräche. Ich liebe es, mich über Psychologie und Emotionen auszutauschen. Und ehrlich gesagt: Ich lache viel. Auch mal über mich selbst.
Wie erklärst du jemandem, der keine Krypto-Vorerfahrung hat, was Bitcoin für dich bedeutet?
Ich sage gern: Bitcoin ist wie digitales Bargeld – dezentral, unabhängig und offen für alle. Niemand kontrolliert es, niemand kann es einfach wegnehmen oder stoppen.
Für mich persönlich ist Bitcoin aber viel mehr als nur digitales Geld: Es ist ein Werkzeug für Unabhängigkeit, Fairness und Nachhaltigkeit. Es gibt Menschen die Möglichkeit, selbst Verantwortung für ihr Geld zu übernehmen – unabhängig von Banken oder Staaten.
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Und ich glaube fest daran: Man muss sich nicht sofort komplett auskennen, um den ersten Schritt zu machen. Ich weiß, wie überwältigend es am Anfang wirken kann. Aber: Bitcoin ist ein Weg – und den geht man Schritt für Schritt.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich persönlich?
Nachhaltigkeit bedeutet für mich: Entscheidungen zu treffen, die das Morgen in die Evaluation einbeziehen. Bei Green Mining DAO geht das für mich weit über Ökologie hinaus – es geht auch um wirtschaftliche und soziale Verantwortung.
Und das beginnt oft ganz konkret im Alltag, wenn man sich fragt: Wie können wir unsere Projekte so gestalten, dass sie nicht nur profitabel, sondern auch nachhaltig sind?
Persönlich stelle ich mir diese Fragen auch: Wie kann ich mich verhalten, um im Einklang mit meiner Umgebung und der Natur zu sein?
Du bist viel international vernetzt: Welche Unterschiede siehst du im Umgang mit Bitcoin zwischen Deutschland und anderen Ländern?
In vielen Ländern wird Bitcoin viel pragmatischer genutzt – weniger als Spekulation, mehr als Werkzeug. In der Schweiz, wo wir als Firma sitzen, hielten 2024 rund 10 % der Bevölkerung Bitcoin; in Deutschland waren es 2023 geschätzte 2–3 %.
Aber Deutschland spielt in einer anderen Liga. Es hat weltweit die zweithöchste Anzahl an Bitcoin-Nodes – gleich hinter den USA. Das zeigt: Die technische Community ist in Deutschland stark, sie setzt auf Dezentralisierung und Souveränität – echte Netzwerker:innen, Tüftler:innen, Technolog:innen.
Und trotz aller Unterschiede eint viele Bitcoiner:innen etwas sehr Fundamentales: Der Glaube an Unabhängigkeit, die Offenheit für Neues – und der Gestaltungswille, die Welt ein Stück fairer und zugänglicher zu machen. Und genau deshalb bin ich gerne Teil dieser Community.
Was würdest du jemandem raten, der oder die heute in Bitcoin einsteigen will – aber nicht weiß, wo anfangen?
Zuerst das Wichtigste: Das ist keine Finanz- oder Anlageberatung, sondern meine persönliche Erfahrung. Jede:r sollte sich selbst gut informieren und eigenverantwortlich entscheiden.
Was mir geholfen hat: Step by step. Ich habe mit dem Bitcoin-Whitepaper begonnen. Es ist kurz, aber wahnsinnig kraftvoll – der beste Einstieg, um zu verstehen, warum es Bitcoin überhaupt gibt. Danach habe ich Podcasts gehört, Artikel gelesen und Gespräche geführt – das hat mir geholfen, meinen eigenen Zugang zu finden.
Ich bin klein gestartet – mit einer Strategie namens Dollar Cost Averaging (DCA): Ich habe in regelmäßigen Abständen kleine Beträge investiert – unabhängig vom Kurs. Das nahm für mich viel Druck raus. Heute gibt es viele automatisierte Sparpläne – eine Möglichkeit, kein Muss.
Ein Punkt, den ich für extrem wichtig halte: Versteh den Unterschied zwischen custodial und non-custodial Wallets.
- Bei custodial Wallets hält jemand anderes deine Coins (z. B. eine Börse).
- Bei non-custodial Wallets hast du die volle Kontrolle – aber auch die Verantwortung.
Für den Anfang ist beides okay, aber langfristig sollte man verstehen: Not your keys, not your coins.
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Und dann kommt noch etwas, das ich sehr schätze: Live-Bitcoin-Communities – auf Meetups, Konferenzen oder einfach im Café nebenan. Es ist wirklich beeindruckend, wie viel Wissen, Offenheit und Unterstützung dort geteilt wird. Selbst in den kleinsten Orten finden sich Menschen, die ihr Wissen gern teilen.
Trinkst du eigentlich Matcha und wo gibt es den Besten in deiner Stadt? Alternativ auch Lieblingscafe.
Ich trinke noch nicht genug Matcha! Wenn du nach Berlin kommst, würde ich mit dir zu LAP, dort einen Matcha holen und mit dir durch die Straßen schlendern.
Zum Abschluss bitten wir dich noch um drei Empfehlungen:
- 🎬 Dokumentarfilm:
Dirty Coin – ein Film, der sich mit den Mythen rund um Bitcoin Mining beschäftigt – und in dem auch Green Mining DAO als positives Beispiel für nachhaltiges Mining vorgestellt wird. - 🎙️ Podcast:
Crypto Nerds – spannender, fundierter Austausch, immer mit Blick auf Technologie, Gesellschaft und echte Praxis. - 📚 Plattform:
Amity Age – eine Bitcoin-Education-Community mit wertorientiertem Zugang zur Technologie, Community-Spirit und technischer Tiefe. Ich habe dort selbst mein Zertifikat als Bitcoin Educator gemacht – sehr empfehlenswert, auch auf Social Media.
Valentine Pleser ist Mitgründerin und Verwaltungsrätin von Green Mining DAO (GM Data Center AG) – einem Unternehmen, das Investments in Bitcoin-Mining neu denkt und nachhaltiges Mining mit erneuerbaren Energien sowie innovativer Wärmenutzung verbindet.
Sie setzt sich für eine transparente, gerechte und inklusive Finanzzukunft ein – mit dezentraler Technologie, echter Teilhabe und einem Fokus auf langfristige Verantwortung.
- Website: greenminingdao.io
- Linkedin: https://www.linkedin.com/in/valentine-pleser/
Die in diesem Interview geteilten Inhalte stellen keine Finanz-, Anlage- oder Rechtsberatung dar. Es handelt sich um persönliche Erfahrungen, Meinungen und Einschätzungen von Valentine Pleser. Jede:r ist aufgefordert, sich selbstständig zu informieren und eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen – insbesondere im Umgang mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen.