• Von heute, 22.08.2023 bis zum Donnerstag, 24.08.2023 findet in Johannesburg das bis dato wohl wichtigste Meeting der BRICS-Staaten statt.
  • Hauptthema des Meetings ist die Stärkung der Position der BRICS gegenüber dem US-Dollar. Bereits in der Vergangenheit wurden verschiedene Möglichkeiten wie die Schaffung einer eigenen Gold-gedeckten Währung diskutiert.
  • Wie wahrscheinlich ist eine eigene BRICS-Währung? Ist der US-Dollar ernsthaft in Gefahr und wie könnte sich das Geschehen auf Bitcoin auswirken?
BRICS-Staaten erwägen Schaffung neuer Weltwährung
Der Finanzvorstand der New Development Bank deutete kürzlich in einem Interview an, dass die BRICS-Staaten mittel- bis langfristige Ambitionen haben, eine neue globale Währung zu etablieren. Erfahre hier mehr zum Thema!

Das bis dato wichtigste BRICS-Meeting beginnt heute

Vom 22. bis zum 24. August verhandeln die Vertreter der Mitgliedstaaten Brasilien, Russland, Indien, China und des Gastgebers Südafrika in Johannesburg um nicht weniger als eine neue Weltwirtschaftsordnung. Nur Wladimir Putin wird nicht persönlich erscheinen. Weil gegen ihn ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs verhängt wurde, wird er via Zoom zugeschaltet sein.

Ziel der Gespräche ist die Loslösung der BRICS-Staaten aus der Abhängigkeit vom US-Dollar. Mit der internationalen Vorherrschaft des US-Dollars, sowie dem SWIFT-System, ist es den USA möglich, weltweit einseitige Sanktionen zu verhängen - wie er kürzlich durch den Ausschluss Russlands aus dem SWIFT-System geschehen. Die Auswirkungen solcher Sanktionen sollen in Zukunft drastisch reduziert werden.

Chinas Präsident XI Jiping schrieb in einem Beitrag, der am Montag in verschiedenen afrikanischen Zeitungen veröffentlicht wurde:

Was die Welt heute braucht, ist Frieden, nicht Konflikt; was die Welt will, ist Koordination, nicht Konfrontation.

Er appellierte, dass China und Südafrika zusammenarbeiten sollten, um für mehr Mitspracherecht und Einfluss der Entwicklungsländer in internationalen Angelegenheiten zu werben, eine beschleunigte Reform der internationalen Finanzinstitutionen zu fördern und sich gegen einseitige Sanktionen zu wenden.

Der US-Dollar in ernsthafter Gefahr?

Die politische und wirtschaftliche Macht der BRICS-Staaten ist nicht zu unterschätzen. Sie stellen ganze 42 Prozent der Weltbevölkerung, 27 Prozent der Landfläche und 32 Prozent des BIP (in Kaufkraftparitäten), jedoch dahingegen derzeit nur rund 16 Prozent des Welthandels. Dabei wird der Anteil am Welthandel maßgeblich durch die Stellung des US-Dollars bestimmt/beschränkt.

Wie BitcoinNewsCom es auf Twitter (X) zusammenfasst:

Es ist nicht mehr die 1. Welt und die 3. Welt, sondern die aufsteigende Welt und die absteigende Welt 👀.

Bereits 2020 überstieg das GDP der BRICS-Staaten das der G7-Staaten, eine Entwicklung, die sich in Zukunft eher noch beschleunigen dürfte.

Die Vormachtstellung des US-Dollars, welche es den USA ermöglicht, betroffenen Ländern über Sanktionen den Zugang zum Weltmarkt zu erschweren, ist den BRICS-Staaten zunehmend ein Dorn im Auge. Aus diesem Grund beraten die BRICS über mögliche Alternativen zum US-Dollar.

Dazu werden verschiedene Varianten diskutiert. Die einfachste wäre es im gegenseitigen Handel vermehrt in den Währungen der beteiligten Staaten abzuwickeln. Dies geschieht auch bereits.

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Der russische Präsident Wladimir Putin gab erst vor wenigen Wochen bekannt, dass in Zukunft alle Öl- und Gasgeschäfte zwischen Russland und China im chinesischen Yuan abgewickelt werden.

Weitere Möglichkeiten sind der Aufbau einer eigenen Reservewährung, die in Anlehnung an die nationalen Währungen der BRICS (Real, Rubel, Rupie, Ren­minbi, Rand) als Währungskorb R5 oder R5+ bezeichnet wird, sowie auch die Schaffung einer neuen BRICS-Währung, die zum Beispiel als digitales Geld an Gold oder andere rare Ressourcen gekoppelt werden könnte.

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Putin kündigte auf dem BRICS-Gipfel 2022 erstmals den Vorschlag der BRICS an, eine internationale Reservewährung zu schaffen, die dem US-Dollar als globaler Reservestandard Konkurrenz machen soll. Später wurde bestätigt, dass dieser Vorschlag in Form einer Gold-gedeckten Währung erfolgen soll.

Brasiliens Staatschef Lula da Silva heizte die Debatte um eine neue BRICS-Währung erneut an, als er im April öffentlich erklärte:

Ich frage mich jede Nacht: Warum müssen alle Länder ihren Handel an den Dollar binden? Warum können wir unseren Handel nicht durch unsere eigene Währung absichern?

Wie wahrscheinlich ist eine eigene BRICS-Währung?

Der Ökonom Jim O'Neill schätzt die Wahrscheinlichkeit als verschwindend gering ein. Vor mehr als 20 Jahren rief der damalige Goldman Sachs Analyst das Akronym BRICS ins Leben, um auf das wirtschaftliche Potenzial der fünf Schwellenländer aufmerksam zu machen.

In der Financial Times äußerte er sich zu den Geschehnissen rund um die BRICS. So sei "die Rolle des Dollars [...] für die Art und Weise, wie sich die Welt entwickelt hat, nicht ideal":

Es gibt all diese Volkswirtschaften, die von dieser zyklischen, nie endenden Wendung dessen leben, was auch immer die [US-Notenbank] im Interesse der USA beschließt.

Trotzdem hält er die Idee, dass eine eigene BRICS-Währung entstehen könnte, für lächerlich. Die BRICS-Mitglieder seien viel zu zerstritten, als dass sie sich auf die Schaffung einer gemeinsamen Zentralbank einigen könnten.

Es ist eine gute Sache für den Westen, dass sich China und Indien nie über irgendetwas einigen, denn wenn sie es täten, wäre die Dominanz des Dollars viel anfälliger.

Makroökonom Lyn Alden, teilt die Zweifel von O'Neill und argumentiert, dass es schwer sein wird, den Startschuss für ein solches Unterfangen zu initiieren, sodass es nicht gelingen wird, den amerikanischen Dollar zu entthronen.

Besonders die Idee einer Gold-gedeckten Währung sei zum Scheitern verurteilt:

Ein Bankensystem, das auf Teilreserven beruht, mit Gold zu decken, funktioniert nur vorübergehend, da sich die Währungseinheiten schneller vermehren als das Gold.

Doch auch Alden erkennt an, dass ein wahrscheinliches Ergebnis des BRICS-Meetings darin bestehen dürfte, die Abhängigkeit vom US-Dollar für grenzüberschreitende Zahlungen zu verringern, indem die BRICS-Staaten zunehmend eigene Währungen - insbesondere den chinesischen Yuan - für den Handel verwenden.

Die BRICS-Gruppe übertrifft, wie bereits zuvor erwähnt, schon jetzt die G7 in Sachen GDP und die Lage könnte sich noch weiter verschärfen.

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Laut Aussagen der südafrikanischen Regierung bekunden mehr als 40 weitere Staaten weltweit Interesse an einem Beitritt des BRICS-Bündnisses und 23 Staaten haben bereits einen formalen Beitritts-Antrag gestellt.

So braucht es unter Umständen gar keine eigene BRICS-Währung, um die Position des US-Dollars in Zukunft maßgeblich zu schwächen.

Mögliche Auswirkungen der US-Dollar Dominanz auf Bitcoin

Lyn Alden beschreibt die möglichen Auswirkungen der De-Dollarisierung auf Bitcoin. Dabei sieht Alden kurzfristig Gegenwind für Bitcoin aufkommen, wobei die Auswirkungen längerfristig eher positiv sein dürften.

Laut Alden führe der Versuch der Entdollarisierung zu einer geringeren Auslandsnachfrage nach US-Staatsanleihen, höheren Staatsanleihenrenditen und final dazu, dass die US-Notenbank gezwungen sein wird, einen größeren Anteil der US-Staatsdefizite zu finanzieren.

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Wenn die Renditen von US-Staatsanleihen steigen - ob aufgrund einer massiven De-Dollarisierung oder aus anderen Gründen - könnte dies dem Bitcoin-Kurs Gegenwind bescheren, da Risikoanlagen unter diesen Bedingungen tendenziell schlechter abschneiden.

Andererseits glaube Alden auch, dass der Preis von Bitcoin steigen könnte, wenn die US-Notenbank mehr Banken aus der Patsche helfen muss, um sie am Leben zu halten:

Längerfristig, wenn die amerikanische Notenbank (FED) eine Liquiditätssicherung für den Treasury-Markt bereitstellen muss, wäre das wahrscheinlich sehr gut für Bitcoin, ähnlich wie Bitcoin in die Höhe schoss, als die FED im März 2023 in das US-Bankensystem eingreifen musste.

Eine solche Liquiditätssicherung tritt in der Regel dann ein, wenn die eigenen liquiden Mittel einer Bank nicht mehr ausreichen, um ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, sodass die Zentralbank aufgefordert wird, sie mit Notliquidität zu versorgen.

Fazit

Auch wenn das derzeitige BRICS-Meeting wohl keine eigene BRICS-Währung hervorbringt, könnte es den internationalen Handel mit US-Dollar dennoch weiter entkräften.

Die BRICS-Staaten erzielten bereits im Vorhinein, wie im Beispiel von Russland und China, Einigung darüber, den Yuan für gegenseitige Öl- und Gasgeschäfte zu verwenden. Dies könnte sich nach und nach auf weitere BRICS-Mitglieder und andere Handelsgüter ausweiten.

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Der US-Dollar steht somit wohl nicht in direkter Gefahr, durch eine neue BRICS-Weltwährung abgelöst werden, könnte jedoch in Zukunft zunehmend an Einfluss verlieren. Allein die Uneinigkeit innerhalb der BRICS, besonders zwischen China und Indien kommt dem US-Dollar hier noch zugute und verhindert einen noch rasanteren Aufstieg der BRICS-Nationen.

Wie die Analyse von Lyn Alden aufzeigt, dürfte es auch für Bitcoin- oder allgemein Krypto-Investoren interessant sein, die Entwicklungen weiter im Auge zu behalten.