Anastasia, wir haben im Privaten und auch in deinem Podcast über die Power von Bitcoin und Krypto im Allgemeinen gesprochen. Du warst letztens in einem Bitcoin-Café. Warum hast du genau das ausgewählt?
Wenn es möglich ist, versuche ich tatsächlich immer, in Cafés oder Restaurants zu gehen, wo man mit Bitcoin bezahlen kann. Zum einen, weil ich die Technologie einfach unterstützen möchte – ich glaube, sie kann sich nur wirklich entwickeln, wenn wir sie jetzt auch schon im Alltag nutzen. Und zum anderen macht es mir selbst auch richtig Freude, diese Erfahrung zu machen.
Es ist total unkompliziert: ein Klick am Handy, und das Geld ist überwiesen. Ich finde das irgendwie faszinierend. Ich sehe die Betreiber solcher Läden oft als mutige, innovative Menschen – und genau das möchte ich auch unterstützen.
Ich glaube, wir brauchen solche Schritte, um gemeinsam zu zeigen: Wir sind bereit für die Zukunft.
Und all die Menschen, die jetzt schon Bitcoin-Zahlung anbieten, sind für mich Teil dieser großartigen Zukunft. Übrigens – das freut mich persönlich auch – ich bin eine der ersten Unternehmerinnen in Deutschland, bei der man selbst auch schon mit Bitcoin bezahlen kann.
Wann und wie hat deine Bitcoin-Reise begonnen?
Meine Bitcoin-Reise hat eigentlich ganz unspektakulär angefangen – durch eine meiner Assistentinnen. Sie hat mich damals gefragt, ob ich Bitcoin kenne, und meinte: ‚Das passt total zu dir, weil du so sehr für Freiheit und Unabhängigkeit stehst.‘ Und meine erste Reaktion war sofort: ‚Oh Gott, nee! Technik, Finanzen – das ist mir viel zu kompliziert. Ich kann das nicht.‘ Aber sie hat mich ermutigt und gesagt: ‚Komm, ich zeig dir das einfach mal.‘ Und dann haben wir zusammen die ersten Schritte gemacht.
Ich hab anfangs nur 50 Euro investiert – ganz vorsichtig – und war total überrascht, wie einfach das eigentlich ist. So einfach, dass ich schon am nächsten Tag mehr investiert habe. Und dann ging der Kurs ziemlich schnell nach oben, was natürlich zusätzlich spannend war. Von da an war ich angefixt – hab angefangen, mich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen: Podcasts, YouTube, Bücher … Ich wollte wirklich verstehen, was dahintersteckt.
Und je mehr ich gelernt habe, desto klarer wurde mir: Das ist nicht nur irgendein digitales Geld – das ist eine revolutionäre Idee. Vielleicht sogar eine der wichtigsten Erfindungen für unsere Zukunft. Und wir dürfen das miterleben. Ich bin meiner Assistentin bis heute so dankbar dafür, dass sie diesen Impuls gesetzt hat.
Warum Bitcoin und nicht eine der vielen anderen Currencies?
Warum ich Bitcoin als die einzige wahre digitale Währung sehe? Weil es so viele Eigenschaften vereint, die für mich einfach Sinn machen – nicht nur technisch, sondern auch menschlich und gesellschaftlich.
Bitcoin ist limitiert auf 21 Millionen – das heißt, es kann nicht einfach beliebig mehr davon geben, wie beim klassischen Geldsystem. Es ist dezentral organisiert, das heißt: keine Bank, keine Regierung kann es kontrollieren oder einfrieren.
Und das finde ich wahnsinnig kraftvoll, gerade für Menschen, die eben keinen Zugang zu einem Bankkonto haben oder in Ländern leben, in denen sie von Regimen oder Systemen unterdrückt werden – wie zum Beispiel in Palästina. Bitcoin ist nicht zensierbar. Es lässt sich technologisch nicht stoppen oder verbieten – und das ist einzigartig. Gleichzeitig ist es weltweit zugänglich, also wirklich eine globale Währung, die uns alle miteinander verbindet.
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Und es ist eigentlich nur logisch, dass der Wert langfristig steigen muss – weil es eben begrenzt ist. Aber was mich am meisten begeistert, ist dieses Potenzial: Freiheit, Unabhängigkeit, Teilhabe – auf allen Kontinenten. Es ist inklusiv, es schafft Gleichheit auf einer Ebene, wie wir sie uns oft in politischen Debatten wünschen – aber hier ist sie einfach eingebaut. Das ist die Zukunft, die ich mir wünsche.
Gibt es einen Moment in deiner Bitcoin-Reise, der dich emotional besonders berührt oder geprägt hat?
Ja, es gab einen Moment, der mich wirklich tief berührt hat. Und zwar, als ich meinen Eltern zum ersten Mal von Bitcoin erzählt habe. Ich dachte erst, das wird ihnen viel zu kompliziert – zu technisch, zu abstrakt. Ich hab gar nicht erwartet, dass sie da irgendwie mitgehen.
Aber das Gegenteil ist passiert. Sie haben sofort verstanden, worum es im Kern geht – dass Bitcoin eben nicht nur ein bisschen digitales Geld ist, sondern etwas, das echte Freiheit bedeuten kann. Besonders für Menschen, die in Armut leben oder aufgewachsen sind. Für Menschen, die oft keine Chance hatten, sich finanziell unabhängig oder sicher aufzustellen.
Meine Eltern sind selbst von Altersarmut betroffen, wie viele andere auch.
Und es hat mich wahnsinnig bewegt zu sehen, dass sie diese Vision gespürt haben – dass Bitcoin vielleicht eine Möglichkeit ist, eben nicht in diese Unsicherheit reinzurutschen. Dass ausgerechnet meine Eltern, die aus Kasachstan kommen und theoretisch mit neuer Technologie wenig zu tun haben, sofort das Wesentliche verstanden haben – das war für mich ein wunderschöner Moment.
Wie sieht dein Alltag aus, dein Job? Hast du im täglichen Leben Berührungspunkte mit Bitcoin?
In meinem Alltag arbeite ich als Mentorin und Digitalunternehmerin – und ich nenne mich selbst ‚MindPunk on Wheels‘. Das beschreibt eigentlich ganz gut, wie ich denke und arbeite: ein bisschen rebellisch, sehr klar und immer mit einer Prise Humor. Ich begleite Menschen dabei, sich innerlich kraftvoll, echt und nachhaltig zu entwickeln – nicht nur für ihr Business, sondern fürs ganze Leben.
Bitcoin spielt in meinem Alltag keine Hauptrolle – es läuft einfach mit. Man kann mich damit bezahlen, ich investiere regelmäßig eine bestimmte Summe, und das läuft nebenher. Ich denke da nicht ständig drüber nach, weil ich sicher bin, dass Bitcoin in den nächsten Jahren stark an Wert gewinnen wird. Und das gibt mir ein gutes Gefühl, so eine Art ruhiger Zukunftsanker.
Wie würdest du dich aus der Perspektive deiner besten Freund:innen beschreiben? Wer bist du, wenn du nicht arbeitest?
Wenn du meine Freundinnen fragst, würden sie wahrscheinlich sagen: Ich bin sehr witzig, pragmatisch und extrem klar. Ich bin die, die man anruft, wenn man eine ehrliche Meinung will oder einen klaren Kopf braucht. Ich kann Dinge ziemlich gut von außen betrachten und habe keine Angst, das auszusprechen, was ich wahrnehme.

Und ich nehme viel wahr – vielleicht sogar zu viel. Das macht’s manchmal schwierig, zur Ruhe zu kommen. Pausen machen, runterfahren – daran arbeite ich noch. Das ist definitiv eine meiner Schwächen.
Wie erklärst du jemandem, der keine Krypto-Vorerfahrung hat, was Bitcoin für dich bedeutet?
Für Menschen, die noch keine Erfahrung mit Bitcoin haben, würde ich versuchen, vor allem eins deutlich zu machen: wie wichtig es ist, vorauszudenken. Ich bin jetzt Ende 30 und mache mir natürlich Gedanken darüber, was kommt – ob ich irgendwann weniger arbeiten kann, weil meine Behinderung mit der Zeit fortschreitet … oder ob ich vielleicht einfach mal für ein oder zwei Jahre eine Auszeit nehmen möchte. Allein die Vorstellung, dass ich mich in dieser Zeit durch Bitcoin finanzieren könnte, gibt mir ein gutes Gefühl.
Ich habe das Gefühl, viele Menschen verdrängen diese Fragen. Sie leben oft entweder in der Vergangenheit – oder träumen von der Zukunft, ohne wirklich was dafür zu tun. Und gleichzeitig sind sie finanziell so sehr im Hier und Jetzt gefangen, dass sie gar nicht vorsorgen. Und genau das ist aus meiner Sicht ein großer Fehler.
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Ich würde solchen Menschen einfach zeigen wollen, wie schön es sein kann, sich selbst die Option zu geben, frei zu entscheiden – sei es für ein Jahr Pause oder für ein würdiges Leben im Alter. Und was für eine Kraft darin steckt, unabhängig zu sein – auch gegenüber Systemen oder Regierungen, die sich plötzlich etwas Neues ausdenken, das uns vielleicht einschränkt.
Denn selbst wenn irgendwann mal Konten eingefroren werden – was wir uns heute vielleicht noch nicht vorstellen können – Bitcoin kann nicht gesperrt werden. Und allein dieses Wissen bringt mir innerlich so eine Ruhe. Es gibt mir die Gewissheit: Ich investiere in etwas, das mir Freiheit ermöglicht. Und das fühlt sich einfach richtig an.
Was bedeutet Mut für dich persönlich? Warst du mutig, als du deinen ersten Bitcoin bzw. erste Anteile gekauft hast?
Mut bedeutet für mich nicht, blind irgendwas zu tun – sondern informiert zu sein, aber auch nicht überinformiert. Ich glaube, es geht darum, nicht alles im Detail verstehen zu müssen. Ganz ehrlich: Wie genau eine Visa-Karte funktioniert, wissen wir doch auch nicht. Und wie unser Finanzsystem eigentlich aufgebaut ist, hat uns auch niemand in der Schule beigebracht.
Für mich ist Mut, mich trotzdem da durchzuwagen. Mir Menschen zu suchen, Mentorinnen, die sich auskennen, die den Weg schon ein Stück gegangen sind. Ich schaue immer: Wer ist vielleicht ein bisschen erfahrener als ich, wer hat eine Sichtweise, die mich weiterbringt? Mit diesen Menschen spreche ich, höre zu, lerne. Mut heißt für mich auch, etwas zu wagen, das ich noch nicht ganz kenne – und trotzdem loszugehen. Und Vertrauen zu haben. Vertrauen ist für mich sogar einer der mutigsten Schritte überhaupt.
Was würdest du jemandem raten, der oder die heute in Bitcoin einsteigen will – aber nicht weiß, wo anfangen?
Ich persönlich habe zum Glück keine große F*up-Story mit Bitcoin erlebt – einfach, weil ich von Anfang an die richtigen Menschen getroffen habe, die mir ehrlich und kompetent geholfen haben. Aber ich hab natürlich viele Geschichten gehört … von Menschen, die auf Berater reingefallen sind, die einfach völligen Quatsch erzählt haben. Und das tut weh – finanziell und emotional.
Deshalb würde ich jedem empfehlen, die eigenen Bitcoin wirklich selbst zu verwahren. Also: Am besten bei einer Plattform kaufen, die sich ausschließlich auf Bitcoin spezialisiert hat – und dann das Ganze auf eine Cold Wallet übertragen. Das ist meiner Meinung nach der wichtigste Schritt überhaupt.
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Und: bitte nicht auf Broker oder Leute vertrauen, die das angeblich alles für dich erledigen. Denn in dem Moment, wo du dein Geld an eine dritte Person gibst, bist du wieder in einer Abhängigkeit. Und genau das wollen wir ja eigentlich vermeiden.
Also mein Rat: gut informieren – aber irgendwann auch loslassen und nicht alles zerdenken. Lernen, sich selbst zu vertrauen. Dann braucht’s auch keine F*up-Story.
Trinkst du eigentlich Matcha und wo gibt es den Besten in deiner Stadt? Alternativ auch Lieblingscafe.
Ich bin Team Kaffee :) und das kleine Café Brooks hat eine sehr gute Qualität!
Zum Abschluss bitten wir dich noch um drei Empfehlungen:
- 📚 Buchempfehlung:
„Check your Financial Privilege“ von Alex Gladstein beleuchtet, wie Bitcoin weltweit als Werkzeug für Freiheit und finanzielle Unabhängigkeit dient. Während Menschen in stabilen Währungen wie Euro oder Dollar im „finanziellen Privileg“ leben, nutzen Menschen in Ländern wie Nigeria, Kuba oder El Salvador Bitcoin, um Repressionen, Inflation und hohe Gebühren zu umgehen. Als CSO der Human Rights Foundation zeigt Gladstein, wie Bitcoin vom Cypherpunk-Traum zu einem realen Rettungsanker für Millionen geworden ist. - 🎙️ Podcast:
„Bitcoin kurz erklärt“ ist ein Podcast von Nicole für alle ohne Zeit, der in kurzen Folgen unter 21 Minuten einen schnellen Einstieg in die Bitcoin-Welt bietet, grundlegende Zusammenhänge erklärt und Denkanstöße zu Finanzsystem, Unabhängigkeit und gesellschaftlicher Fairness gibt. - 💻 Webseite:
Les Femmes Orange ist eine internationale Community für Frauen – von Anfängerinnen bis Fortgeschrittenen –, die sich in einer offenen und unterstützenden Atmosphäre mit den praktischen Aspekten von Bitcoin beschäftigt. Bei Events und Meetups geht es ums Lernen, Austauschen und gemeinsames Wachsen, mit dem Ziel, Bitcoin für alle Frauen unabhängig von Alter, Bildung oder Hintergrund zugänglich zu machen.
Anastasia Umrik ist Coach, Autorin und Speakerin. Sie inspiriert mit ihrer Klarheit, Tiefe und rebellischen Energie. Als Gründerin von der Marke „MNDPNK“ begleitet sie Menschen in ihre innere und äußere Freiheit. Mit einer seltenen Muskelerkrankung bewegt sie seit Jahren mit ihrer Arbeit sehr viele Menschen – mutig, echt und unbequem. Ihre Themen: Selbstführung, Krisenkompetenz und der Mut, anders zu leben.
- Mehr zu Anastasia: https://bio.site/AnastasiaUmrik
Die in diesem Interview geteilten Inhalte stellen keine Finanz-, Anlage- oder Rechtsberatung dar. Es handelt sich um persönliche Erfahrungen, Meinungen und Einschätzungen von June Holderith. Jede:r ist aufgefordert, sich selbstständig zu informieren und eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen – insbesondere im Umgang mit der Verwahrung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen.