Tim Schuster ist Marketing und Kommunikationslead bei Tangany. Das Unternehmen bietet Custody-Lösungen zur Verwahrung von kryptobezogenen Assets wie Coins, NFT- oder Security-Tokens. Im Bitcoin2Go-Interview beantwortet Tim spannende Fragen rund um die Herausforderungen von Tangany sowie die Relevanz von Finanzierungsrunden und klassischen Finanzdienstleistern für Krypto-Unternehmen.
Hallo, stell dich und deine Rolle bei Tangany kurz vor.
Hi, ich bin Tim und bin verantwortlich für alles Marketing und Kommunikation bei Tangany. Ich war acht Jahre in England und habe Psychologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Zum ersten Mal ist mir Crypto und Blockchain 2017 über den Weg gelaufen, aber es hat noch bis Mitte 2019 gedauert, bis ich mich intensiver damit beschäftigt habe. Mein besonderes Interesse hatte damals DeFi geweckt und mir war schnell klar, dass ich unbedingt im Crypto / Blockchain Bereicharbeiten möchte. So bin ich dann Ende 2021 auf Tangany gestoßen und es hat von Anfang an alles gepasst. Ich arbeite intern mit vielen verschiedenen Bereichen zusammen, wie Sales oder Product Management und bekomme deswegen viele verschiedene spannende Einblicke und Abwechslung. Das macht wirklich super viel Spaß.
Tangany: Vision, Entwicklung und Lösung im Überblick
Welche Vision steckt hinter der Gründung von Tangany?
Als Tangany gegründet wurde, Ende 2018 / Anfang 2019, war der europäische Custody Markt noch deutlich weniger entwickelt und wurde hauptsächlich von US basierten Custody Lösungen dominiert. Martin, Chris und Alec wollten dem europäischen Markt endlich eine sichere und zuverlässige europäische Custody Lösung anbieten. Ursprünglich als B2C Lösung geplant, wurde schnell klar, dass eine B2B Lösung der richtige Ansatz für Tangany sein sollte. Die größten Hürden für institutionelle Einsteiger, die aus dem traditionellen Finanzbereich kommen und im Blockchain Bereich Fuß fassen möchten, liegen im technischen Know-how, der Verwahrung digitaler Assets und natürlich der Regulatorik. Tangany stellt das Puzzleteil dar, das diese Probleme löst und einfach integriert werden kann.
Die vergangenen Monate waren eher geprägt von einem negativen Sentiment in Bezug auf den Kryptomarkt. Wie habt ihr die Entwicklung wahrgenommen?
Ich möchte hier gar nicht so viel auf das Negative eingehen, da die meisten sicherlich die Stimmung am Markt der letzten Monate selbst erlebt haben. Davon sind wir auch auf der institutionellen Seite nicht verschont geblieben und viele Prozesse haben sich etwas verlangsamt durch die generelle Unsicherheit am Markt.
Auf positiver Seite können wir aber sagen, dass das institutionelle Interesse am Crypto Markt nach wie vor enorm groß ist.
Es wird mit viel Vorsicht agiert, aber Crypto ist here-to-stay und ich denke diese Realität ist auch in vielen Bereichen angekommen.
Zusätzlich ist jetzt natürlich auch wieder viel Blockchain Talent am Markt, womit wir unser Team verstärken, unseren Produktkatalog erweitern und weiterhin stetig wachsen können.
Welche Assets können über eure Lösungen verwahrt werden?
Unsere Custody Lösung und Lizenzen ermöglichen es uns, sehr viele Assets abzudecken und viele Optionen anzubieten. Angefangen bei Cryptocurrencies (Bitcoin, Ethereum, alle EVM-kompatiblen Blockchains), unterstützen wir natürlich auch die Verwahrung von NFTs, Security Tokens, DeFi Investments oder ermöglichen Staking. Tangany hat letztes Jahr die vorläufige Lizenz zur Kryptowertpapierregisterführung von der BaFin erhalten, wodurch wir auch Kryptowertpapiere verwahren können.
Meiner Meinung nach liegt ein großer Vorteil von Tangany aber nicht nur in den Optionen zur sicheren Verwahrung, sondern zusätzlich in unseren Lizenzen und APIs die sich extrem einfach in Kernbankensysteme oder andere Software integrieren lassen und dadurch das Einhalten von regulatorischen Vorschriften (KYC von Endkunden/ AML) oder vollständige Buchführung von digitalen Assets ermöglichen.
Sicherheit und Vertrauen als zentraler Aspekt von Custody-Lösungen
Bei uns in der Community treffen wir immer wieder auf Menschen, die weiterhin Zweifel an der Sicherheit von Wallet-Lösungen haben. Wie stellt ihr sicher, dass die Assets eurer Kunden sicher sind?
Ich kann die Zweifel durchaus verstehen, da man ja auch oft von Privatleuten hört, wo das Wallet ausgeräumt wurde oder man sich irgendwie Zugang zum Private Key verschafft hat. Dazu muss ich aber auch sagen, dass solche Fälle selten mit Versagen der Software oder Sicherheit zu tun haben, sondern die Fehlerquelle oft auf menschlicher Seite liegt.
Bei Tangany haben wir extrem strenge Sicherheitsauflagen, die auch regelmäßig von der BaFin kontrolliert und überwacht werden, zusätzlich auch durch externe Audits.
Wir machen alles komplett in-house, kein Outsourcing, was die Kontrolle über alle Prozesse, gerade auch auf Sicherheitsebene, extrem effizient macht. Es gibt zahlreiche Redundanz- und Back-up Verfahren und unseren Banken-Level Sicherheitsstandard für die Verwahrung, der höchste Sicherheit für alle digitalen Assets garantiert.
Die Relevanz von Wachstum und klassischen Finanzdienstleistern
Ihr habt Anfang des Jahres eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen. Was steht im kommenden Jahr mit dem frischen Kapital auf dem Plan?
Wir wollen weiter wachsen und unser Team stetig erweitern mit vielen neuen Talenten aus der Blockchain, aber auch der traditionellen Finanz / Tech Welt. Dadurch haben wir natürlich auch die Möglichkeit, unser Portfolio mit vielen spannenden neuen Produkten zu erweitern.
Momentan ändert sich auch viel auf der regulatorischen Seite. Durch die neue europaweite Regulatorik (MiCa) wollen wir unser Geschäft ausweiten und in Zukunft der führende Custody Anbieter für Digital Assets in Europa werden.
Traditionelle Finanzdienstleister haben sich jahrelang skeptisch gegenüber der Fintech-Szene gezeigt. Zu euren Kunden gehören jedoch eben diese Player. Kennt ihr hier ein kleines Umdenken?
Crypto hat meiner Meinung nach inzwischen bewiesen, dass es nicht nur ein Trend ist, sondern hier ist, um zu bleiben. Das haben auch traditionelle Finanzdienstleister und Institutionen erkannt und möchten jetzt einsteigen, da sie ihr Geschäft in diesem Bereich enorm erweitern können. Die Regulatorik hat sich weiterentwickelt und bietet jetzt mehr Sicherheit für institutionelle Player. In dieser Hinsicht ist der Markt nicht nur gewachsen, sondern auch ein Stück weit erwachsen geworden.
Daher denke ich schon, dass hier ein Umdenken stattgefunden hat und sich viele Institutionen im Hintergrund informieren und vorbereiten. Wir sehen ja auch momentan schon, dass Banken oder Vermögensverwalter in den Markt kommen. Hier wird jetzt der Grundstein gelegt und in den nächsten Monaten wird sich entscheiden, wer Fuß fassen kann.