Die Thematik rund um Bitcoin, Kryptowährungen und Blockchain ist für viele immer noch ein Mysterium. Das unzureichende Verständnis wie Kryptowährungen funktionieren und welche Verdienstmöglichkeiten sich daraus ergeben können, nutzten Firmen bereits in der Vergangenheit mehrfach aus, um Investoren in dubiose Projekte hineinzutreiben. Immer wieder werden Investoren einmalige Chancen in Aussicht gestellt ihr Kapital einfach und unkompliziert zu vermehren. Ein Beispiel für diese Praktik ist das Unternehmen EXW Wallet. 

Während ein solches „Geschäftsmodell“ in der Regel mehrere Monate bis Jahre überlebt, endet es häufig abrupt und vor allem mit verheerenden finanziellen Folgen für die Anleger. So zeigt sich im Nachhinein, dass es sich in den meisten Fällen bei solchen Unternehmungen um Schneeballsysteme (Ponzi) bzw. Scams (Betrug) handelt.

Vor wenigen Tagen haben uns unzählige Nachrichten von Nutzern der EXW Wallet erreicht, die Grund zur Sorge geben. Es scheint so, dass seit mehreren Monaten keine Auszahlungen mehr möglich sind. Zwar sehen noch viele Nutzer im Dashboard des EXW Wallet die erwirtschafteten Renditen, eine Auszahlung auf eine eigene Wallet oder Konto ist aber nicht möglich. Jede technisch versierte Person weiß, dass sich Zahlen im Frontend eines Dashboards nach beliebiger Stimmung des Programmierers darstellen lassen können.

Dementsprechend werden die Stimmen in Richtung Exit Scam zunehmend lauter. Wir wollen der Sache daher heute auf den Grund gehen und uns anschauen, was aktuell bei EXW Wallet wirklich los ist.

EXW Wallet Geschäftsmodell

Um ein grundlegendes Verständnis darüber zu bekommen, was EXW Wallet macht und welche Chancen den Investoren dort in Aussicht gestellt werden, schauen wir uns das Geschäftsmodell des Unternehmens an.

Auf der Hauptseite von EXW Wallet lassen sich die wichtigsten Informationen zu dem Geschäftsmodell finden. Das Unternehmen beschreibt das eigene Unterfangen mit folgenden Worten:

EXW ist die Antwort auf wachsende Probleme in der Finanzwelt, bei der Globalisierung und im internationalen Zahlungsverkehr: Das größte Community-Projekt der kommenden Jahre in den Bereichen Digitalisierung, Market-Building, Market-Making, Zahlungsabwicklung mit Bonus-Ausschüttungen für Kunden und Partner.

Das ist natürlich sehr allgemein gehalten und erinnert an viele andere Krypto-Projekte, die eine ähnliche Beschreibung des eigenen Geschäftsmodells haben. Grundsätzlich geht es bei EXW Wallet um ein passives Einkommen, welches den Investoren in Aussicht gestellt wird. Die Rede ist hierbei von einer maximalen täglichen Rendite von 0,32%. Diese Renditen sollen durch die Einnahmen über die eigene EXW Exchange und durch Trading erzielt werden.

Durch die einzigartige Verbindung von Exchange- und Trading-Geschäften, ist es mit EXW möglich, aus zwei Teilbereichen Kapital für Kunden und Unternehmen zu generieren. Unser Fokus liegt dabei auf der EXW Exchange.

Dabei werden die Gewinne mit dem hauseigenen EXW Token ausgezahlt, der aktuell nur intern bei EXW Wallet selbst „handelbar“ ist. Beim EXW Token handelt es sich um einen ERC20 Token auf Ethereum.

Multi-Level-Marketing als Vetriebsmodell

Darüber hinaus werden Investoren belohnt, wenn sie weitere Investoren für das Geschäftsmodell gewinnen können. Sie können somit über mehrere Level (Ebenen) an den Einkünften der dazugewonnenen Investoren mitverdienen. Insgesamt gibt es 10 Level, wobei die Beteiligung in Richtung der unteren Ebenen abnimmt. Auf die erste Ebene beträgt diese Beteiligung beispielsweise 50%.

Als Vertriebsmodell nutzt EXW Wallet also hauptsächlich Multi-Level-Marketing (MLM). Dadurch ergibt sich eine klare Hierarchie mit den dazugehörigen Rängen für die jeweiligen Vertriebspartner. Jeder Rang genießt weitere Vorteile, auf die ich an dieser Stelle nicht weiter eingehe.

Wie verdient EXW Wallet Geld?

Wie bereits oben beschrieben, werden die Renditen laut EXW Wallet über die hauseigene Exchange und Trading erwirtschaftet. Die EXW Exchange, die der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung steht, generiert durch den regelmäßigen Austausch von Kryptowährungen Gebühren, die sie wohl an die Investoren zu einem bestimmten Teil auszahlen. Hier scheint wohl der Fokus des Unternehmens zu liegen. Darüber hinaus werden weitere Gewinne durch eigene Trader generiert, die sich hauptsächlich auf den Arbitrage-Handel spezialisiert haben.

Durch diese beiden Einnahmequellen werden Investoren bis zu 0,32% täglich auf ihr angelegtes Geld zugesprochen. Die Nutzer werden dazu motiviert die erwirtschafteten Renditen ebenfalls zu investieren, um zukünftig weitaus höhere Einnahmen zu erzielen. Dadurch ergibt sich schnell ein hoher Zinseszins.

Kritik an dem Geschäftsmodell

Wenn man sich bereits länger im Crypto Space bewegt, dann kommen einem die genannten Versprechen ziemlich bekannt vor. Es gab in der Vergangenheit unzählige Projekte, die mit einem ähnlichen Geschäftsmodell auf sich aufmerksam machten. Dabei ging es wie auch hier um hohe Renditen per Knopfdruck. Gute Beispiele hierfür sind Projekte wie OneCoin, PlusToken oder CloudToken.

All diese Unternehmen und viele weitere sind am Ende ihrer Laufbahn mit den Geldern der Investoren verschwunden. Bis zu einem bestimmten Punkt hat alles reibungslos funktioniert und von heute auf morgen waren plötzlich keine Auszahlungen mehr möglich. Teilweise wurden Investoren noch über Monate hingehalten. Manche glauben bis heute noch an eine Rückkehr. Der klassische Exit Scam, der den Investoren letztendlich teuer zu stehen kam.

Alle genannten Projekte haben zusätzlich ihren Vertrieb auf der Basis Multi-Level-Marketing (MLM) aufgebaut und somit in erster Linie private Vertriebler aufgebaut. Über Mund-zu-Mund Propaganda lassen sich eben am schnellsten neue Nutzer generieren. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht entsteht hierbei für die Unternehmen selbst der Vorteil, dass sie keine laufenden Kosten für das Personal aufwenden muss, sondern nur bestehende Gewinne weiterreichen müssen. Damit eignet sich MLM optimal für solche Unternehmen, da damit massiv expandiert werden kann. Passend dazu werden oft aggressive Vertriebsstrukturen aufgesetzt, um neugierige Investoren in die Enge zu treiben. Dazu gibt es unzählige Beispiele aus protokollierten Chatverläufen verschiedener Vertriebler über Facebook und Co. Einen ähnlichen Vertrieb konnten wir auch bei EXW Wallet über die letzten Monate beobachten.

Keine Transparenz bei den suggerierten Gewinnen

Zwar werben all diese Projekte mit höchster Transparenz aber letztendlich ist es mehr Schein als Sein. Es gibt keinen direkten Einblick in die Generierung der Gewinne der Unternehmen. Zudem wird der hauseigene Token oft nur intern gehandelt und demnach fundiert auch der zugrundeliegende Kurs nicht auf Basis von Angebot und Nachfrage auf einem öffentlichen Markt. Damit ist bereits das grundlegende Kriterium einer transparenten und marktbasierten Preisbildung nicht gegeben. Der einzige Beweis für die Funktionalität des Geschäftsmodells sind die versprochenen Auszahlungen an die Investoren. Für viele ist die deutlichste Sprache leider wohl, das Geld, welches auf dem Konto landet. An dieser Stelle verfliegt bei vielen Neulingen und Einsteigern leider die Skepsis.

Leider sind versprochene Auszahlungen noch lange kein Beweis dafür, dass die Rendite so erwirtschaftet wurde, wie es den Investoren zu Beginn suggeriert wurde. In den meisten Fällen handelt es sich um klassische Schneeballsysteme, die nur solange funktionieren, bis nicht mehr genügend Geld von neuen Investoren in das System fließt, um die versprochenen Renditen auszuzahlen. Wenn die Mittel nicht mehr ausreichen, werden die Auszahlungen kurzerhand gesperrt und die Investoren hingehalten. Zu diesem Zeitpunkt können natürlich noch weiterhin Einzahlungen vorgenommen werden.

Mittlerweile sind auch schon verschiedene Behörden auf das Geschäftsmodell von EXW Wallet aufmerksam geworden. Hier findet ihr die Meldungen der FMA (Österreichische Finanzaufsicht) und der BAFIN (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht). Zudem gab es vor wenigen Tagen einen Bericht des Fernsehsenders ORF zur EXW Wallet mit dem Titel: „Warnung vor Anlegerbetrug im Internet“. Laut dem Bericht sind bereits mehrere Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt eingegangen.

Wie realistisch sind die versprochenen Renditen?

Kommen wir aber nun zum Herzstück von EXW Wallet. Wie bereits mehrfach erwähnt, wird den Investoren bis zu 0,32% tägliche Rendite in Aussicht gestellt. Das sind umgerechnet bis zu 116,8% im Jahr. Diese Rendite wird aber nur erreicht, wenn man die täglichen Renditen direkt auszahlt und nicht zu seinen Investitionen hinzuzieht. Machen wir aber am besten ein kurzes Rechenbeispiel auf Basis von 10.000€ mit dem Zinseszins-Effekt:

10.000€ * (1 + 0,0032) ^ 365 = 32.095€

Somit würde ein Anleger mit einem anfänglichen Investitionsvolumen von 10.000€ nach einem Jahr, falls er die tägliche Rendite von 0,32% erhält und diese reinvestiert, die angelegte Summe mehr als verdreifachen können. Das sind umgerechnet 220% Gewinn im Jahr.

Hört sich zu schön um wahr zu sein? – Ja, das ist es wohl auch. Solche Rendite-Aussichten sind fernab von gut und böse. Kein Unternehmen kann solche Renditen pro Jahr auch nur im Entferntesten garantieren. Zudem gehen hohe Gewinnaussichten immer mit einem erhöhten Risiko einher, auf welches die EXW Wallet seine Nutzer unzureichend hinweist.

Die meisten Gewinne sollen zudem mit Trading erwirtschaftet werden. In unserem Artikel Wie Trading- und Arbitragebots funktionieren haben wir bereits im Detail beschrieben, welche Erwartungen man an automatisierte Trading Bots von Drittunternehmen haben sollte und welche Risiken dabei entstehen können.

Grundsätzlich steigt das Risiko mit dem eingesetzten Kapital. Die Märkte sind nur bedingt liquide und können oft die gewünschten Volumina, mit denen man zu einem bestimmten Punkt handeln will, nicht abbilden. Je mehr Kunden und somit Gelder EXW Wallet für seine Kunden verwaltet und damit Trading betreibt, desto höher wird das Risiko, dass es nicht mehr profitabel ist.

Warum sollte man so ein profitables Geschäftsmodell mit anderen teilen?

Darüber hinaus sollte man sich an dieser Stelle wirklich die Frage stellen, warum das Unternehmen überhaupt kleine Investoren braucht. Wenn du Gewinne im Jahr in solch einer Höhe erwirtschaftest, dass du deinen Nutzern jährlich zwischen 116% bis 220% auszahlen kannst, wozu brauchst du dann das Geld der kleinen Investoren?

Es gibt viele Großinvestoren, die bereits mit viel weniger Rendite im Jahr zufriedengestellt werden könnten und auf einen Schlag ausreichend Kapital zur Verfügung stellen würden. Wenn EXW Wallet seine Gewinne so leicht und risikolos erwirtschaftet, dann sollte es doch kein Problem sein mehrere Millionen von Großinvestoren einzusammeln und in wenigen Jahren Milliarden zu verdienen.

Es gibt keinen einzigen Grund, warum so ein profitables System der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden sollte. Nochmal zur Erinnerung: Je höher das eingesetzte Kapital beim Trading, desto höher wird das Risiko, dass die jeweilige Handelsstrategie nicht mehr funktioniert.

EXW Wallet: Keine Auszahlungen seit mehreren Monaten mehr möglich

Die Gier ist allgegenwärtig und es scheint überall Geld auf den Krypto-Straßen zu liegen, was es nur einzusammeln gilt. Das Unwissen über die Funktionsweise von Trading Bots und Kryptowährungen im Allgemeinen führt schnell dazu, dass man sich von solchen Rendite-Versprechen schnell täuschen lässt. Vor allem dann, wenn selbst der Nachbar oder ein anderer Bekannter schwarz auf weiß aufzeigen kann, dass die versprochene Rendite auch tatsächlich ausgezahlt wird.

Anscheinend ist das aber bei EXW Wallet nun vorerst auch vorbei. Über interne Informationen, die wir über einen der Top-Vertriebler bei EXW Wallet zugespielt bekommen haben, sind keine Auszahlungen mehr seit Ende Januar / Anfang Februar möglich. Dabei handelt es sich nicht nur um die zugesicherte Rendite, sondern auch um die eigene Investition. Es gibt aktuell keine Möglichkeit mehr auf das Geld zuzugreifen und es auszuzahlen.

Anscheinend hat EXW Wallet aktuell massive Geldprobleme und kann die Rendite-Versprechen nicht mehr decken. Das hängt auch mit der Warnung der BAFIN zusammen, die viele große Investoren dazu gebracht hat, ihr Geld abzuziehen. Zudem ist wohl auch ein Trader, der die Handelsstrategie für den Trading Bot aufgestellt hat, ausgetreten.

Natürlich wurden die Stimmen in den letzten Monaten immer lauter und viele Fragen sich nun, ob sie jemals wieder an ihr Geld kommen. EXW Wallet hält sich hier ziemlich bedeckt und nutzt altbekannte Erklärungen warum die Auszahlungen aktuell nicht möglich sind. Mal ist es die Corona-Krise, die zu Mitarbeiterengpässen geführt hat, mal ist es die EXW Cloud, in die die Investitionen überführt werden müssen.

Das erinnert stark an PlusToken und andere Projekte, die mit ähnlichen Erklärungen versucht haben, die Investoren zu beruhigen. Zudem werden immer aggressivere Campagnen aufgefahren, um wieder an neue Investoren zu kommen.

Fazit

Wir können an dieser Stelle natürlich nicht abschließend sagen, ob es sich bei EXW Wallet um ein Schneeballsystem handelt und ob ein zeitnaher Exit Scam zu erwarten ist. Zwar geben die suggerierten täglichen Renditen, die Vermarktung von Finanzprodukten durch MLM, die nicht vorhandene Transparenz und die Warnungen der verschiedenen Finanzaufsichtsbehörden genug Grund zur Sorge aber einen eindeutigen Beweis gibt es nicht. Es zeigt sich zudem, dass die aktuelle Situation stark an Projekte wie OneCoin oder PlusToken erinnert, die damals mit mehreren Milliarden an Kundengeldern verschwunden sind.

Es gibt aktuell genug Anzeichen dafür, dass es wohl nicht mehr so reibungslos funktioniert. Vor allem weil seit mehreren Monaten keine Gelder mehr ausgezahlt werden können. Wir raten an dieser Stelle allen Investoren zur Vorsicht