- Am 30. Juni tritt die "Markets in Crypto Assets" (MiCA) offiziell im europäischen Raum in Kraft und widmet Stablecoins besondere Aufmerksamkeit.
- Die EU möchte mehr Kontrolle über den Stablecoinhandel - damit einhergehend sollen Euro-Stablecoins von in der EU ansässigen Emittenten gestärkt und Stablecoins aus Übersee abgestraft werden.
- Dieses Vorgehen birgt jedoch immense Risiken und könnte das Wachstum des europäischen Krypto-Sektors massiv beeinträchtigen.
- Hier alles zu den neuen Stablecoin-Bestimmungen und warum sie so problematisch sind.
MiCA-Regulierung in der EU: Das Aus für Stablecoins?
Am 30. Juni 2024 wird die "Markets in Crypto Assets" (MiCA) offiziell im europäischen Raum in Kraft treten.
Besonders für Stablecoins hält die Verordnung bedeutende Maßnahmen bereit - so sollen aus dem Ausland verwaltete Stablecoins eingedämmt werden, um Stablecoins, welche an den Euro gekoppelt sind, zu begünstigen.
Die führenden Börsen des Kontinents wie Binance, OKX und Kraken haben sich bereits auf die regulatorischen Änderungen vorbereitet und einige der Produkte, die sie ihren Kunden in Europa anbieten, überarbeitet.
Eine Chance für europäische Herausgeber und die Expansion von Euro-Stablecoins, welche jedoch auch massives Risiko birgt.
Damit könnte die Eindämmung von Nicht-Euro-Stablecoins in der EU erhebliche Finanzierungsschwierigkeiten für hier ansässige Krypto-Unternehmen nach sich ziehen und das Wachstum des Sektors in der EU insgesamt sogar eher zurückhalten als beschleunigen.
MiCA: Einschränkungen für Stablecoin-Emittenten
Am 10. Oktober 2023 wurde die MiCA vom Europäischen Parlament mit der Zustimmung von 28 Mitgliedern verabschiedet und tritt nun in Kürze in Kraft, womit die erste EU-Verordnung, die den Kryptosektor regelt, offiziell eingeführt wird.
Die behandelten Themen richten sich an ein breites Spektrum von Akteuren der Branche, wie z. B. Emittenten von Krypto-Assets, Anbieter von Dienstleistungen im Zusammenhang mit Krypto-Assets (CASP) und Krypto-Austauschplattformen, und befassen sich mit Schlüsselthemen wie Verbraucherschutz, neuen Verpflichtungen zur Geldwäschebekämpfung, Umweltauswirkungen und sozialer Verantwortung von Unternehmen.
Ein ganzer Abschnitt der Verordnung ist jedoch ausschließlich der Welt der Stablecoins gewidmet, genauer gesagt den Emittenten von E-Geld-Token (EMT), d. h. einer besonderen Art von Krypto-Vermögenswerten, die durch Bezugnahme auf den Wert einer offiziellen Währung einen stabilen Wert erhalten sollen.
Diese Definition grenzt sich von der Definition der vermögenswertbezogenen Token (ART) ab, welche Krypto-Vermögenswerte bezeichnen, die darauf abzielen, einen Wert in Bezug auf die Kombination mehrerer Vermögenswerte oder offizieller Währungen zu erhalten.
Laut MiCA sind Tauschgeschäfte (Swaps) zwischen Kryptowährungen und E-Geld-Token steuerlich relevante Ereignisse, während Swaps zwischen Kryptowährungen und vermögenswertbezogenen Token in diesem Sinne nicht berücksichtigt werden sollen.
Die neue MiCA-Verordnung sieht zudem vor, dass Stablecoins in Europa nur frei gehandelt werden dürfen, sofern sie der Beaufsichtigung durch die europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) unterliegen und über eine spezielle "E-Geld-Lizenz" verfügen.
Diese Anforderungen schränken einige etablierte Stablecoins sowohl in Europa als auch auf anderen Kontinenten stark ein. So wäre zum Beispiel auch USDT betroffen, da Tether eben nicht über diese spezifische Lizenz verfügt, was die Hinterlegung von Sicherheiten in Form von USDT bei einem Kreditinstitut mit Sitz in der EU faktisch illegal macht.
Darüber hinaus legt das neue Gesetz, das bald in Kraft treten wird, eine Höchstgrenze von 200 Millionen Euro für das tägliche Handelsvolumen (Quartalsdurchschnitt) fest: Diese Zahl ist im Vergleich zu den Volumina, die täglich von den großen Stablecoins auf dem Kryptomarkt verzeichnet werden, viel zu niedrig angesetzt.
Nach Ansicht einiger Experten wie Mathieu Hardy von der Vermögensverwaltungs-App OSOM kann diese Begrenzung der MiCA als starke Diskriminierung von E-Geld-Token mit einer Bindung an den USD gewertet werden.
Betrachtet man das monatliche Volumen der wichtigsten USD-Stablecoins, so kann man sehen, dass die Top 10 die Grenze von 200 Millionen Euro pro Tag (entsprechend knapp 6 Mrd. Euro pro Monat) deutlich überschreiten würden.
Kaiko Research: Ein Sprungbrett für EURO-gebundene Stablecoins
Laut Kaiko Research könnte die bevorstehende MiCA-Verordnung in Europa den Anwendungsbereich von Euro-Stablecoins, die von in der Union ansässigen Unternehmen ausgegeben und verwaltet werden, neu bewerten.
Die neue Verordnung wird in der Tat als Sprungbrett für lokale E-Geld-Token gesehen, deren Volumen derzeit im Vergleich zu dem anderer ausländischer E-Geld-Token noch verschwindend gering ist.
Bereits in den letzten Monaten haben mehrere Kreditinstitute begonnen, ihren eigenen Stablecoin anzubieten, wie etwa die Société Générale mit der Einführung von EURCV.
Mit Verabschiedung der MiCA-Verordnung durch das Europäische Parlament im Oktober 2023 ist das wöchentliche Handelsvolumen von an den Euro gekoppelten Stablecoins stark angestiegen und hat zeitweise sogar die 100-Millionen-Grenze überschritten, was darauf hindeutet, dass die Nachfrage auf den europäischen Märkten endlich steigt.
Dies ist zwar ein positives Signal, im Vergleich zu USD-nominierten Stablecoins bleibt es jedoch ein Tropfen auf dem heißen Stein. Laut Coinpedia Stablecoin-Report vom Januar 2024 behaupten USD-Stablecoins über 99 Prozent des Marktes für sich.
Kleiner Wermutstropfen - Der Euro ist in diesem Zusammenhang immer noch die "zweitbeste Wahl" im Vergleich zu anderen FIAT-Währungen außerhalb des US-Dollars und findet die zweithäufigste Verwendung im Bereich der Stablecoins.
Die Lücke bleibt jedoch monströs. So werden circa 90 Prozent aller Krypto-Transaktionen unter Verwendung von USD-Stablecoins durchgeführt, während Euro-Stablecoins nur einen Teil von 1,1 Prozent für sich gewinnen können.
Nur die Zeit wird zeigen, ob die Einführung der MiCA die an den Euro gekoppelten Stablecoins dazu bringen wird, mit denen aus Übersee zu konkurrieren, sind sich Experten in der Zwischenzeit bereits einig, dass die Verordnung einen positiven Einfluss auf den Krypto-Sektor der EU hat, noch bevor sie tatsächlich in Kraft tritt.
So schrieb zum Beispiel Patrick Hansen, leitender Direktor für EU Strategie und Politik bei Circle, in einem X-Post (englisch) vom 9. Mai 2023:
»Der MiCA-Effekt 🇪🇺. Der Anteil der VC-Investitionen in europäische Krypto-Projekte hat sich innerhalb eines Jahres fast verzehnfacht - von einem Anteil von 5,9 % im ersten Quartal 2022 auf 47,6 % im zweiten Quartal 2023. Regulatorische Klarheit zieht Kapital und Unternehmer aus der ganzen Welt an. Eine großartige Entwicklung für Krypto in Europa!«
Es bleibt ein zweischneidiges Schwert - zum einen schafft die MiCA rechtliche Klarheit und Sicherheit für Krypto-Unternehmen in der EU, zum anderen könnten einzelne Stichpunkte etablierte Player abschrecken/ausschließen und zumindest vorübergehend aus dem europäischen Markt fernhalten.
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