• Aufgrund der schwächelnden Performance von ETH steht der für Ethereum so entscheidende DeFi-Sektor weiter unter Beschuss. Nun kommt sogar Kritik vom Ethereum-Gründer höchstpersönlich.
  • Laut Vitalik Buterin brauche es mehr »nachhaltige« und »nützliche« Applikationen und weniger Rendite-Glorifizierung, à la 2021 Liquidity Mining-Wahn.
  • Der Ethereum Kurs steht unterdessen ebenfalls unter Druck unter scheitert an der Marke von 2.800 US-Dollar - die Marke galt zuvor als wichtige Unterstützung.
  • Ethereum Prognose: ETH Kursentwicklung bis 2024, 2025 und 2030

DeFi in der Krise: Kritik kommt sogar von Vitalik Buterin

Ethereum hat seit Jahren wiederholt mit starker Kritik zu kämpfen, welche vor allem von Bitcoin-Maximalisten gerne immer wieder aufgegriffen wird.

Hat DeFi (Decentralized Finance), der Hauptanwendungsfall von Ethereum, überhaupt einen echten Mehrwert?

Aktuell wird diese Debatte erneut in den sozialen Medien geführt, aber interessanterweise gehört auch der Ethereum-Gründer Vitalik Buterin selbst zu den Kritikern. Wie er auf X (englisch) kommentierte, brauche es mehr »nachhaltige« und »nützliche« Applikationen und weniger Rendite-Glorifizierung:

»Die Art von Anwendungen, die ich sehen möchte, sind Anwendungen, die (i) auf nachhaltige Weise nützlich sind und (ii) keine Abstriche an den Prinzipien (Genehmigungsfreiheit, Dezentralisierung usw.) machen.«

Er lobte dezentrale Börsen, Stablecoins und Polymarket als gute Anwendungsbeispiele, kritisierte aber nicht nachhaltige Produkte des »2021-Liquidity farming-Wahns« scharf:

»Dinge, die ich nicht respektiere, sind im Grunde Dinge, deren Attraktivität aus einer vorübergehenden Quelle stammt, die keine Nachhaltigkeit hat. Ich empfand zum Beispiel keine Begeisterung für den 2021-Ära-Liquiditätsfarming-Wahn, weil es offensichtlich war, dass er aus Token-Emissionen stammte, welche fundamental nur vorübergehend funktionieren können.«

Buterin’s jüngste Kommentare sind eine Reaktion auf die wachsende Frustration innerhalb der Ethereum-Community, dass die einflussreichste Stimme des Ökosystems DeFi nur »zähneknirschend toleriert«, während er versucht, andere Nischenanwendungen zu fördern, die nicht den gleichen Produkt-Markt-Fit gefunden haben.

Synthetix-Gründer Kain Warwick äußerte am Freitag in einem Podcast-Auftritt deutliche Worte gegenüber Buterin und beschuldigte ihn, andere Branchenführer zu moralisieren, damit sie »aufhören, DeFi zu betreiben«:

»Eines der kritischsten Dinge, die er in den vergangenen fünf Jahren missverstanden hat, ist die Bedeutung von DeFi. [...] Er versucht immer wieder, Nicht-DeFi-Dinge in die Existenz zu memen. Die Realität ist, dass der Markt recht hat - du hast nicht recht.«

Im Anschluss an den Podcast waren viele Hörer enttäuscht zu erfahren, dass Buterin durchaus kritisch gegenüber DeFi-dApps auf Ethereum eingestellt ist und sie nicht zwingend begrüßt oder ermutigt.

Auf der anderen Seite zeigten sich einige Hardcore-Bitcoiner angenehm überrascht von seinen Kommentaren und fanden unerwartete Gemeinsamkeiten mit ihm in Bezug auf seine Ablehnung von DeFi-Renditesystemen.

Aus unserer Sicht ist die DeFi-Kritik Buterins durchaus zu begrüßen und hat das Potenzial, vielen DeFi-Investoren einiges an Ärger zu ersparen. So formulierte er drei wesentliche Fragen, die ein DeFi-Protokoll zu beantworten habe.

  1. Wo kommt die Rendite her?
  2. Wer sind Personen auf der anderen Seite der Transaktion?
  3. Wer bezahlt die Rendite?

»Erst, wenn es auf diese Fragen konkrete Antworten gibt, von denen man mit guten Gewissen annehmen kann, dass sie auch noch in 5 Jahren gelten, bin ich [von einem DeFi-Produkt] begeistert«, so der Ethereum-Gründer.

Ob die Kritik an Vitalik Buterin gerechtfertigt ist, muss jeder für sich selbst entscheiden - warum sie genau jetzt wieder laut wird, könnte jedoch vor allem mit der schwächelnden Kurs-Performance von Ethereum zusammenhängen.

Ethereum schwächelt deutlich: Weiterer Crash nicht ausgeschlossen

Technische Indikatoren in Kombination mit fundamentalen Aspekten deuten derzeit darauf hin, dass der Ethereum-Kurs mittelfristig ins Straucheln geraten könnte.

Mit Beginn des Septembers könnte es ungemütlich werden - zumindest historisch betrachtet ist der September, insbesondere für ETH und Altcoins, ein bärischer Monat. Besonders deutlich war diese Tendenz dabei in Jahren zu beobachten, in denen ein Bitcoin-Halving stattfand.

Es wird erwartet, dass die Altcoin-Industrie, angeführt von Ethereum (ETH), vor der mit Spannung erwarteten Altsaison zunächst weiter in Richtung Bitcoin bluten wird. Überdies hat die Dominanz von Bitcoin allmählich weiter zugenommen, obwohl ein wichtiger Widerstand von etwa 57 Prozent erreicht wurde - der ETH/BTC Chart befindet sich seit dem vierten Quartal 2021 bis heute in einem kontinuierlichen Abwärtstrend.

ETH/BTC Chart seit Q4 2021 im Abwärtstrend, Quelle: CoinMarketCap
ETH/BTC Chart seit Q4 2021 im Abwärtstrend, Quelle: CoinMarketCap

Hinzu kommt, dass auch der Launch der Ethereum-Spot-ETFs bisher nicht den erwünschten Effekt erzielten und keine Kehrtwende einleiten konnten. So wurde das Ereignis, anders als der Bitcoin-Launch als "Sell the News-Event" gehandelt und der Etherum-Kurs verlor in den letzten drei Monaten über 28 Prozent.

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Nach aktuellen Marktdaten haben die US-amerikanischen Spot-ETH-ETFs einen kumulierten Nettomittelabfluss von etwa 477 Millionen Dollar verzeichnet, bei nur einer Woche Nettomittelzufluss. Die beachtlichen Mittelabflüsse aus dem konvertierten ETHE von Grayscale überschatten dabei alle etwaigen Zuflüsse.

Allein am Montag, dem 26. August, verzeichneten die US-amerikanischen Spot-ETH-ETFs einen Nettomittelabfluss von etwa 13,2 Millionen, während Bitcoin-Spot-ETFs gleichzeitig einen Nettomittelzufluss von über 202 Mio. US-Dollar verzeichneten.

Mittelfristige Ethereum Prognose

Nach dem jüngsten Krypto-Crash hat der Ethereum-Preis gegenüber dem US-Dollar im August zum ersten Mal seit dem letzten Jahr durchgehend unter dem gleitenden 50-Wochen-Durchschnitt (MA) geschlossen.

Damit könnte der Large-Cap-Altcoin mit einer vollständig verwässerten Bewertung von rund 324 Mrd. US-Dollar und einem durchschnittlichen täglichen Handelsvolumen von rund 11,4 Mrd. US-Dollar in den kommenden Wochen vor einem weiteren Abwärtstrend stehen.

Aus technischer Sicht hat der Etherum-Kurs in den vergangenen sechs Monaten ein «double Top» mit einer bärischen Divergenz beim wöchentlichen Relative Strength Index (RSI) gebildet.

Nachdem der ETH-Kurs in der jüngsten Vergangenheit durchweg unter 2.800 US-Dollar geschlossen hat, ist es wahrscheinlich, dass sich der Abwärtstrend vorerst fortsetzen wird.


Hier geht’s zu unserer persönlichen Ethereum Prognose bis 2030: