• Die FTX-Klage begann am 3. Oktober. Es geht um ein Urteil des mutmaßlich hauptverantwortlichen SBF in einem milliardenschweren Betrugsfall.
  • Zwei ehemalige Führungspersonen der Krypto-Börse machten vor Gericht bereits eindeutige Aussagen, die den ehemaligen Geschäftsführer schwer belasten.
  • Bankman-Fried droht eine Höchststrafe von 115 Jahren Haft. Anwälte halten 10 bis 20 Jahre Haft für realistisch.

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FTX Anklage: Chronologie und Updates über den Prozess

Wie steht es um die FTX-Klage? Seit dem 3. Oktober sind die Gerichtsverhandlungen um Samuel “Sam” Bankman-Fried im Gange. Der Gründer und ehemalige Geschäftsführer der Krypto-Börse ist der Hauptverdächtige in dem Fall.

Weitere Führungspersonen der FTX-Gruppe wie Caroline Ellison, Nishad Singh und Gary Wang bekannten sich zu den Betrugsvorwürfen schuldig und gingen Vereinbarungen mit der US-Staatsanwaltschaft ein.

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Lediglich die Frage nach einer möglichen Strafe für Bankman-Fried (auch SBF genannt) ist noch unklar. Der mutmaßlich Hauptverantwortliche bekannte sich zu keinem der 13 ursprünglichen Anklagepunkte schuldig.

In diesem Verfahren geht es nur um sieben der Anklagepunkte. Die restlichen Vorwürfe werden voraussichtlich ab März 2024 behandelt. SBF gründete im Mai 2019 die Krypto-Börse FTX. Das Unternehmen veruntreute anschließend mehrere Milliarden US-Dollar an Kundeneinlagen.

Durch massive, durch Kunden beauftragte Auszahlungen im November 2022 wurde FTX schließlich zahlungsunfähig und der Schwindel flog auf. Gemeinsam mit dem Schwesterunternehmen Alameda Research nutzte die Krypto-Börse bis dahin das Kapital, um weitere Profite zu erzielen oder Spenden zu tätigen – meist an Politiker.

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Die verbleibenden sieben Anklagepunkte gegen SBF lauten: Bankbetrug in zwei Fällen, Verschwörung zum Betrug in vier Fällen sowie Verschwörung zur Geldwäsche.
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Erster Verhandlungstag: SBF bleibt zurückhaltend

Am ersten Verhandlungstag, dem 3. Oktober, verhielt sich SBF vor Gericht sehr zurückhaltend. Wenn er auf Fragen des Richters Lewis B. Kaplan antwortete, dann nur mit einem kurzen “Ja”, so berichtet Reporterin Laura Shin.

Sonst habe SBF flüsternd Rücksprache mit seinem Anwalt gehalten oder seinen Laptop genutzt, um Notizen niederzuschreiben. Äußerlich habe sich der 31-Jährige deutlich verändert. So sei er dünn geworden und habe seine lockige Frisur durch einen Kurzhaarschnitt ersetzt.

Der US-Amerikaner befindet sich seit August in Untersuchungshaft. Richter Kaplan hatte die Kaution in Höhe von 250 Millionen US-Dollar widerrufen, die SBF im Dezember 2022 auslöste. Der Jurist warf dem ehemaligen Geschäftsführer vor, sich an der Manipulation von Beweisen versucht zu haben.

Im Gefängnis könne sich der Veganer lediglich von Brot und Wasser ernähren, so gaben seine Anwälte vor Wochen bekannt und forderten deshalb seine erneute Freilassung. Die schlechten Verhältnisse bedrohen demnach die Gesundheit des Angeklagten.

Tag zwei: Co-Geschäftsführer gesteht politische Absichten

Am 4. Oktober, dem zweiten Verhandlungstag, gestand der Co-Geschäftsführer von FTX, Ryan Salame, die politischen Absichten, die SBF mit seinem Unternehmen hatte. Salame arbeitete als Stellvertreter von Bankman-Fried.

Er war es, der im Dezember 2022 die nötigen Tipps über den Aufenthalt seines Chefs an die Polizei der Bahamas übermittelte, um eine Festnahme des Beschuldigten zu ermöglichen. Anschließend wurde SBF an die USA ausgeliefert.

Auffällig war Salame jedoch bereits zuvor. Genau wie Bankman-Fried stand Salame in den Bestenlisten politischer Spender der USA im Wahlkampf 2021 bis 2022. Wie er kürzlich vor Gericht gestand, tätigte er Spenden in Höhe von etwa 19 Millionen US-Dollar im Auftrag von SBF.

Die Gelder waren an die Republikanische Partei der USA oder einzelne ihrer Politiker gerichtet. Mit der Spendensumme war Salame der zehntgrößte Unterstützer der Partei. Das genutzte Kapital ist das rechtmäßige Eigentum von FTX-Kunden. Offiziell wies man die Gelder hingegen als Leihgaben von Alameda Research aus.

“Mir war klar, dass die Kredite irgendwann erlassen werden würden und ich sie nie zurückzahlen müsste”, gestand Salame vor Gericht.

Demnach war sich die Führungsriege der FTX-Gruppe bewusst, woher die Gelder tatsächlich stammen und weshalb man diese Herkunft in der Öffentlichkeit verschleierte.

SBF spendete unter seinem Namen rund 40 Millionen US-Dollar an die Demokratische Partei der USA.

SBF handelte in guter Absicht?

Mark Cohen, Anwalt von Bankman-Fried, behauptete vor Gericht, dass die FTX-Gruppe mit der Herkunft der Gelder transparent umgegangen sei. Zudem habe sein Klient in guter Absicht agiert.

Der Erfolg habe SBF lange Zeit recht gegeben, so erklärt Cohen. Schließlich sei Alameda lange Zeit ein sehr erfolgreicher Krypto-Hedgefonds gewesen. Auch die Krypto-Börse FTX sei erfolgreich gewesen und habe sogar innovative Produkte angeboten.

Dritter Verhandlungstag: FTX erteilte Alameda Blankoscheck

Am dritten Verhandlungstag, dem 5. Oktober, kam Gary Wang zu Wort. Wang arbeitete bis zum Kollaps der Krypto-Börse als technischer Direktor bei FTX. Er verließ das Unternehmen nur wenige Tage, nachdem der Betrug aufgeflogen war.

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Wang bestätigte die kriminellen Absichten der FTX-Gruppe. Die Führungsriege sei absichtlich konspirativ vorgegangen. Auch er selbst habe mit Hilfe von SBF, Ellison und Singh Verbrechen begangen.

Dem zur FTX-Gruppe gehörenden Partnerunternehmen Alameda erteilte FTX laut seiner Aussage einen Blankoscheck. Der Trading-Firma habe man absichtlich kein Limit gesetzt.

Wir haben Alameda erlaubt, unbegrenzte Geldmittel abzuheben.

Die leitende Rolle habe währenddessen aber immer der FTX-Geschäftsführer innegehabt. So fügt Wang an:

“Sam übernahm Medienkontakte, Lobbyismus und Investorengespräche. Ich habe nur programmiert. Letztlich war es alles Sams Entscheidung.”

Laut weiteren Zeugenaussagen gab SBF auch die Anordnung, Verluste durch riskantes Trading von Alameda zu vertuschen, indem man zusätzliche Gelder von FTX abzweigte.

Kaplan rechnet mit einem Urteil innerhalb der nächsten sechs Wochen. SBF drohen bis zu 115 Jahre Haft. Gegenüber CoinDesk erklärten mehrere Anwälte, dass eine Haftstrafe in Höhe von 10 bis 20 Jahren realistisch sei.

12 Geschworene sind für das Urteil gegen SBF verantwortlich. Das Strafmaß wird von Richter Kaplan verhängt.

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Vierter Verhandlungstag: FTX fälschte Versicherungsbetrag

Am vierten Verhandlungstag äußerte sich der ehemalige technische Direktor von FTX als Zeuge vor dem Gericht. Gary Wang, so sein Name, erklärte: Um für potenzielle Nutzer attraktiver und vertrauenswürdiger zu wirken, erschuf man einen sogenannten Liquidity Backstop Fund.

Im September 2022, zwei Monate vor dem Kollaps von FTX, hatte die Versicherung laut eigenen Angaben einen Gesamtwert von 200 Millionen US-Dollar. Diese Zahlen waren jedoch extrem aufgebläht, wie Wang erklärte.

Offiziell hätte die Versicherung FTX im Notfall mit Liquidität ausstatten sollen – etwa dann, wenn ein Großinvestor vor der Liquidierung steht. So sollte ein Preisverfall bei Kryptowährungen und ein Stopp des Tradings verhindert werden.

Caroline Ellison: “SBF hat mich aufgefordert, Verbrechen zu begehen”

Caroline Ellison spielte als letzte Geschäftsführerin von Alameda vor dem FTX-Crash eine entscheidende Rolle beim milliardenschweren Betrug der Firmengruppe. Am 10. Oktober äußerte sie sich vor Gericht.

Dabei gestand sie: “SBF hat mich aufgefordert, Verbrechen zu begehen.”
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Des Betruges bekannte sie sich in ihrer Zeugenaussage schuldig. Rund 14 Milliarden US-Dollar habe ihre Untreue verschlungen. Gleichzeitig verriet sie bisher unbekannte Details. Demnach habe SBF das Ziel verfolgt, US-Präsident zu werden.

Alameda erzielte Profite vor allem durch den Handel mit dem US-Dollar-Stablecoin Tether. Kundeneinlagen wandelte man in Tether um und verkaufte den Stablecoin dann auf Krypto-Börsen in großen Massen zu einem geringen Aufpreis.

Zusätzlich betrieb man mit den Kryptos der FTX-Kunden Arbitragehandel auf konkurrierenden Handelsplätzen. SBF habe gegenüber Ellison Sorge über Binance geäußert. Die Krypto-Börse löste letztlich den FTX-Crash aus.

SBF von Gericht schuldig befunden

SBF wurde am 2. November 2023 vom zuständigen Geschworenengericht in New York schuldig befunden. Der 31-Jährige habe laut Erkenntnis der Geschworenen ein milliardenschweres Betrugssystem aufgebaut.

Absicht seiner Betrugsmasche sei es gewesen, an Macht und Reichtum zu gelangen. Bankman-Fried wies die Anschuldigungen bis zuletzt von sich. Laut Gericht machte sich der US-Amerikaner sechs verschiedener Betrugsvorwürfe schuldig. Darüber hinaus befand man ihn der Geldwäsche für schuldig.

Eine Haftstrafe wurde noch nicht verhängt. Der vorsitzende Richter legte dafür einen weiteren Termin im März 2024 fest. Im selben Monat muss sich SBF einem weiteren Prozess stellen, in dem ihm fünf zusätzliche Rechtsverstöße vorgeworfen werden.

Allein durch die erste erfolgreiche Verurteilung könnte eine Haftstrafe in Höhe von 115 Jahren drohen. Fachkundige Anwälte erwarten ein Urteil zwischen 20 und 30 Jahren Haft.