• FTX gründete 2019 einen sogenannten Backstop Liquidity Fund, der die Krypto-Börse sicherer und zuverlässiger machen sollte.
  • Es handelte sich dabei in Wahrheit um eine Täuschung. Zwar habe das Unternehmen tatsächlich Geld angelegt, der wahre Wert sei aber nur ein Bruchteil offizieller Darstellungen gewesen.
  • Um den Wert des Fonds zu berechnen, der im September 2022 angeblich 200 Millionen US-Dollar betrug, verwendete FTX einen Zahlengenerator.

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FTX Anklage: Chronologie und Updates über den Prozess
Die FTX-Anklage geht ins Finale. Der mutmaßlich hauptverantwortliche Bankman-Fried steht vor Gericht. Der Prozess offenbart kriminelle Absichten.

FTX: $200 Mio. Versicherungsfonds basierte auf Zufallszahlen

Der Prozess um FTX-Gründer Sam Bankman-Fried offenbart neue Fakten über die ehemals zweitgrößte Krypto-Börse der Erde. Gary Wang, der bis zum November 2022 als technischer Direktor bei dem Unternehmen engagiert war, deckt einen angeblichen Versicherungsfonds nun als Marketing-Stunt auf.

FTX stellte bereits 2019 einen sogenannten Backstop Liquidity Fund vor, der teilweise auch als Insurance Fund bezeichnet wurde. Es handelte sich dabei angeblich um ein Rettungspaket freiwilliger Teilnehmer.

Ziel des Versicherungsfonds war es offiziell, ausreichend Liquidität auf FTX herzustellen, um die Zuverlässigkeit des Tradings zu gewährleisten. Denkbar sei der Einsatz des Fonds etwa in Situationen, in denen mächtige Trader vor einer Liquidierung stehen.

“Dies ermöglicht es den Backstop-Liquidy-Anbietern, FTX im Notfall sofort Liquidität von anderen Marktplätzen zuzuführen, wodurch die gefährliche Kontoposition aus den Büchern von FTX entfernt und ihr wahrscheinlicher Konkurs verhindert wird”, erklärte das Unternehmen in einem Blogeintrag.

Die Krypto-Börse sollte so besonders nutzerfreundlich und sicher werden. Wie Gary Wang jüngst im Prozess gegen Sam Bankman-Fried offenbarte, war der Fonds jedoch zu großen Teilen eine Täuschung.

Backstop Liquidity Fund war größtenteils fiktiv

Laut Gary Wang habe ein Backstop Liquidity Fund tatsächlich existiert – allerdings nicht in dem Ausmaß, das FTX gerne darstellte. Im September 2022 – zwei Monate vor dem Kollaps der Krypto-Börse – hatte der Fund angeblich einen Gesamtwert von 200 Millionen US-Dollar.

Im Februar 2021 feierte FTX einen scheinbaren Erfolg. So habe der Fund damals die 100 Millionen US-Dollar-Marke durchbrochen. Ein Tweet, den das Unternehmen damals verfasste, lässt sich noch heute abrufen.

“Mit den 5,25 Millionen FTT, die wir 2019 in unseren Versicherungsfonds eingezahlt haben, ist der Fonds nun über 100 Millionen USD wert.”

Als Zeuge im Gerichtsprozess gegen SBF bestätigte Wang: Die offiziellen Zahlen waren komplett fiktiv. Der wirkliche Wert des Backstop Liquidity Funds sei deutlich geringer gewesen. Um die Daten künstlich aufzublähen, schrieb Wang einen Programmcode in der Programmiersprache Python.

Es gibt keine FTT in der Versicherung. Es gab nur US-Dollar. Zweitens stimmt die im Tweet angegebene Zahl nicht mit der in der Datenbank überein.

Die im Tweet angegebenen Daten stammten laut Wang von der offiziellen Webseite der Krypto-Börse. Die dort einsehbaren Zahlen waren jedoch bewusst gefälscht, um für potenzielle Nutzer vertrauenswürdiger zu wirken.

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Um den gefälschten Wert des Backstop Liquidity Funds zu berechnen, nutzte FTX das 24-stündige Handelsvolumen des eigenen Marktplatzes als Ausgangswert. Dieser wurde dank des Python-Codes mit ungefähr 7.500 multipliziert.

Das Ergebnis wurde dann wiederum durch eine Milliarde geteilt. Dieser letzte Ausgangswert wurde dann auf der offiziellen Webpräsenz von FTX angezeigt, so erklärte Wang am 6. Oktober – dem vierten Verhandlungstag im Prozess um SBF – vor Gericht.

FTX Anklage: Chronologie und Updates über den Prozess
Die FTX-Anklage geht ins Finale. Der mutmaßlich hauptverantwortliche Bankman-Fried steht vor Gericht. Der Prozess offenbart kriminelle Absichten.

Quellen: Medium.com, @BitMEXResearch