- Die Securities and Exchange Comission (SEC) setzt ihren Streifzug gegen den Kryptomarkt weiter fort.
- Mit einer 136-seitigen Anklageschrift ist die größte Krypto-Börse Binance jetzt ins Visier der Regulatoren geraten.
- Erfahre hier alles zur Anklage und welche Bedeutung diese für Binance und den gesamten Kryptomarkt hat.

Binance vs. SEC: Alles zur Anklage
Die amerikanische Securities and Exchance Commission (SEC) lässt nicht locker und holt erneut zu einem massiven Angriff gegen den Krypto-Space aus. Dieses Mal gerät Binance ins Visier der Ermittlungen.
Die SEC veröffentlichte gestern, am 05.06.2023 eine 136-seitige Anklageschrift, in der sie ganze dreizehn Anklagepunkte gegen Binance, BAM Trading - Betreiber von Binance.US und CZ, den Gründer von Binance erhebt.
Weshalb hat die SEC Binance angeklagt?
Die Anklageschrift führt eine Reihe an Anschuldigungen aus. Die meisten Vorwürfe richten sich direkt gegen Binance, aber auch BAM Trading, Betreiber von Binance.US und Changpeng Zhao (CZ), Gründer von Binance, werden direkt erwähnt und angegangen.
Verstöße gegen das Wertpapiergesetz
Unter anderem soll Binance mit mehreren Vergehen gegen das Wertpapiergesetz verstoßen haben. So hat Binance laut SEC Wertpapiere in Form von Binance Coin (BNB) und BUSD vertrieben, ohne diese vorher bei der SEC zu registrieren.
Es werden jedoch auch verschiedene Altcoins namentlich erwähnt und ebenfalls als "unregistered Securities" (unregistrierte Wertpapiere) gelabelt. Die Liste stellt einen Rundumschlag durch einige der bekanntesten Kryptowährungen dar.
Darüber hinaus seien aber noch weitere Kryptowährungen Gegenstand der Ermittlungen. Interessant ist, dass in der Anklageschrift sowohl Ethereum (ETH) als auch Ripple (XRP) nicht explizit genannt werden.
Die SEC stellt weitere Verstöße gegen das Wertpapiergesetz durch "nicht registriertes Angebot und den Verkauf [der Verdienstprogramme] Simple Earn und BNB Vault" fest. Selbe Anschuldigung wird auch gegen das Staking-Programm von BAM Trading, Betreiber von Binance.US, erhoben.
Ähnliches haben wir bereits bei Kraken gesehen, welche ihre Staking-Programme nach Erhalt einer Wells Notice durch die SEC einstellten, um weiterer Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Jüngst wurde auch Coinbase mit denselben Vorwürfen konfrontiert und entsprechend von der SEC angeklagt.
Fehlende Lizenzen, um in den USA operieren zu dürfen
Die weiteren Anklagepunkte resultieren aus dem Vertrieb unregistrierter Wertpapiere. Wie die Anklageschrift verlauten lässt, hätten sowohl Binance als auch BAM Trading separate Lizenzen als "Exchange", als "Broker", sowie als "Clearing Agency" für Binance.com und Binance.US einholen müssen.
So soll Binance wissentlich zugelassen haben, dass High-Networth-Individuals aus Amerika über den internationalen Arm der Plattform traden und entsprechend wichtigen Investoren sogar beim Zugang geholfen haben.
Direkte Anklage gegen Changpeng Zhao
Auch Chengpeng Zhao (CZ), Gründer von Binance, findet sich direkt in der Anklage wieder und wird somit zivilrechtlich angeklagt. So seien BAM Trading und Binance zwar offiziell als voneinander unabhängig aufgetreten, in Wirklichkeit seien sie dies jedoch zu keinem Zeitpunkt gewesen.
Wie die SEC in ihrer Anklage schreibt, habe CZ jederzeit die komplette Kontrolle über BAM Trading und Binance gehabt und war in beiden Firmen Hauptentscheidungsträger.
Soll ich meine Kryptowährungen von Binance abziehen?
Die Sorge, dass Binance durch die Anklage einen Bank Run, wie im Fall von FTX erleben könnte, ist zwar berechtigt, zeichnet sich bisher aber noch nicht ab.
Binance verzeichnete zwar in den letzten Stunden die größten BTC-Abflüsse des Jahres, im Großen und Ganzen waren sie dennoch nicht signifikant.
Der bekannte Analyst Ki Young Ju setzt die BTC-Abflüsse in einem Tweet ins Verhältnis:

Dies zeigt die statistische Signifikanz der 'größten $BTC-Abflüsse auf @Binance in diesem Jahr'.
Wie der Grafik zu entnehmen ist, sind die Abflüsse in einer mehrjährigen Betrachtung kaum der Rede wert.
Auch wenn sich die Binance-Nutzer bisher nicht vom Angriff der SEC beeindrucken lassen, bleibt es schwer abzuschätzen, welche Auswirkungen der Fall in den kommenden Tagen und Wochen noch hervorbringen könnte.

Wie wirkt sich die Anklage auf den Kryptomarkt aus?
Binance ist nach wie vor die mit Abstand größte Börse im Kryptomarkt. Nach dem Zusammenbruch von FTX konnte das Unternehmen zusätzlich profitieren und weiter an Marktmacht gewinnen.

Binance verzeichnet täglich circa 3-10 Mal so viel Trading-Volumen wie der stärkste Mitbewerber. In den letzten 24 Stunden ist auf allen Kryptobörsen stark erhöhtes Trading-Volumen festzustellen. Vermutlich eine erste Reaktion auf die Anklage der SEC.
Bereits jetzt steht der ganze Markt aufgrund der Anklage auf Rot und es ist nicht auszuschließen, dass sie die Verluste in den nächsten Tagen noch ausweiten.

Bei Betrachtung der Tagesperformance ist durchaus bemerkenswert, wie resilient der Kryptomarkt gegenüber derartigen News geworden ist. Die SEC verklagt immerhin die größte Krypto-Börse der Welt. Dafür ist die Reaktion des Marktes sehr gefasst, mit lediglich 3-10 Prozent Verlust unter den Top-Kryptos.
Einstufung verschiedener Kryptowährungen als Wertpapier
Ein weiterer wichtiger Faktor aus der Anklageschrift ist die Einstufung vieler der bedeutendsten Kryptowährungen als Wertpapiere (Securities). Damit bleibt die SEC ihrer Linie treu. Regeln durch Strafvollzug, statt Krypto-Börsen und Anlegern ein klares Regelwerk an die Hand zu geben.
Im Rechtsstreit der SEC gegen Ripple, indem es ebenfalls um die Feststellung geht, ob XRP ein Wertpapier ist oder nicht, liegt nach wie vor kein Urteil vor. Das Urteil wird als wegweisend für die Einstufung von vielen Blockchain-Projekten gesehen, doch mit dem Angriff auf Binance versucht die SEC erneut eine vorzeitige Entscheidung zu erwirken.
Es ist nach wie vor nur zu hoffen, dass Ripple siegreich aus dem Rechtsstreit hervorgeht und damit die Frage, ob und welche Kryptowährungen tatsächlich Wertpapiere sein könnten, noch einmal neu diskutiert werden muss.
Unserer Ansicht nach sind Kryptowährungen nicht mit den bisherigen Wertpapierbestimmungen zu erfassen, sondern bilden ein ganz neues Anlagevehikel, das eigene Regeln bedarf.
Kann Binance durch die Anklage insolvent gehen?
Es ist nicht davon auszugehen, dass Binance eine baldige Insolvenz drohen könnte. Als größte Börse der Welt hat das Unternehmen über Jahre hinweg grüne Zahlen geschrieben und massiv Gewinne eingefahren. So dürfte das Unternehmen über ausreichend Reserven verfügen, um sich schlagfertig gegen die SEC zu verteidigen.
Trotzdem ist auch das Handelsvolumen auf Binance im Bärenmarkt, der nun schon länger als ein Jahr andauert, deutlich zurückgegangen, wodurch Binance ebenfalls deutlich weniger Einnahmen generiert.
Das Unternehmen äußerte sich gestern in einem Blog-Post zu den Anschuldigungen und zeigt sich kampfbereit.
Alle Behauptungen, dass die Vermögenswerte der Nutzer auf der Binance.US-Plattform jemals gefährdet waren, sind einfach falsch.
Damit ist klar, Binance scheut nicht vor einer Konfrontation mit der SEC zurück und ist bereit, die Werte der Krypto-Industrie zu verteidigen. Binance fügt hinzu:
Es sieht ganz so aus, als würde sich nach dem nicht enden wollenden Kampf der SEC gegen Ripple nun der nächste Rechtsstreit mit großer Tragweite für die Regulation des Krypto-Marktes eröffnen.
Fazit zur Anklage von Binance durch die SEC
Die Anklage der SEC gegen Binance hat vor allem eins - Unglaubliche Strahlwirkung. Binance ist weltweit bekannt und ein Aushängeschild der Krypto-Industrie.
Mit der Anklage untermauert die SEC, dass sie daran interessiert ist, den Kryptomarkt zu zerschlagen, statt dem freien Markt die Werkzeuge zu geben, die neue Technologie weiterzuentwickeln und voranzutreiben.
Cardano-Gründer Charles Hoskinson, Tron Gründer Justin Sun und viele weitere äußerten sich bereits auf Twitter und setzten auf die Einigkeit des Kryptomarktes, um gegen das übergriffige Handeln der SEC vorzugehen. Auch in der Politik erheben sich immer mehr Stimmen gegen das Vorgehen der SEC.
So könnten sich vor allem mit Blick auf die anstehenden US-Präsidentschaftswahlen Möglichkeiten ergeben, in der nächsten Amtszeit eine Krypto-freundlichere Regierung zu etablieren.
Das Thema Blockchain ist bereits jetzt großes Thema für den Wahlkampf verschiedener Kandidaten wie Ron DeSantis und Robert F. Kennedy, welche sich stark pro Bitcoin und Krypto positionieren.
Trotz dieses kleinen Hoffnungsschimmers bleibt die Anklage ein katastrophales Ereignis für den Kryptomarkt, welches man nicht schönreden kann.
Wir halten Dich hier über alle weiteren Entwicklungen des Falls auf dem Laufenden.
