• Die New Yorker Bezirksstaatsanwältin Letitia James hat eine Klage gegen Krypto-Börse KuCoin eingereicht.
  • Gegenstand der Anschuldigung ist das Angebot unregistrierter Securities (Wertpapiere) und Rohstoffe in New York.
  • Namentlich werden in diesem Fall die Tokens LUNA, UST und ETH genannt.
  • Stuft das New Yorker Gericht Ethereum jetzt als Wertpapier ein?

Ethereum (ETH) ein Security (Wertpapier) - Was wäre wenn?

Die Negativschlagzeilen von amerikanischen Institutionen gegenüber Kryptowährungen nehmen kein Ende. Es scheint, als hätte man sich für dieses Jahr vorgenommen, besonders hart gegen den Kryptomarkt vorzugehen.

Aus einem neuen Gerichtsfall, ausgehend von New Yorker Bezirksstaatsanwältin Letitia James, wird KuCoin des Handels unregistrierter Wertpapiere und Rohstoffe in New York beschuldigt.

Interessant oder vielleicht auch besorgniserregend ist, dass auch Ethereum namentlich erwähnt wird. Das Dokument gibt hier jedoch keine klare Auskunft darüber, ob das Gericht ETH im Vorhinein als Wertpapier oder Rohstoff einstuft.

Auf jeden Fall heizt die Anklage Spekulationen an, dass Ethereum als Wertpapier angesehen werden könnte.

Würde Ethereum als Wertpapier eingestuft werden, hätte das nicht nur katastrophale Folgen für ETH, sondern Auswirkungen auf den gesamten Markt und insbesondere andere Proof-of-Stake-Blockchains. So könnte ein Präzedenzfall geschaffen werden, welcher auch bei der Bewertung anderer Kryptowährungen Anwendung findet.

Die nach Bitcoin zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung wurde bisher genau wie Bitcoin als Rohstoff gesehen. Mit den fundamentalen Änderungen durch die Umstellung von Proof-of-Work zu Proof-of-Stake könnte jedoch eine Neubewertung von Ethereum anstehen.

Ethereum USD - 24h-Chart 10.03.2023, Quelle: CoinMarketCap
Ethereum USD - 24h-Chart 10.03.2023, Quelle: CoinMarketCap

Ethereum ist nach Bekanntwerden der Anklage um fast 10 Prozent gefallen. Ob die Anklage hier wirklich ein ausschlaggebender Faktor war, mag jedoch bezweifelt werden. So befindet sich der gesamte Kryptomarkt derzeit in einer Abwärtsbewegung und Ethereum ist lediglich im Gleichschritt mitgelaufen.

Ist Ethereum aus Sicht der New Yorker Behörden ein Wertpapier?

Das Dokument der Anklage hält hierzu mehrere Anhaltspunkte parat.

Erstens wurde ETH über ein Initial Coin Offering (ICO) ins Leben gerufen, zweitens wird die Entwicklung und Verwaltung, nach Auffassung von Richterin James, weitgehend von einer kleinen Anzahl an Personen vorangetrieben, einschließlich des Gründers Vitalik Buterin.

Buterin und die neu gegründete Ethereum Foundation haben einen signifikanten Teil der Finanzierung erhalten. So behauptet Letitia James, dass Buterin und die Stiftung direkt vom Ethereum-ICO profitiert haben.

Das alles sind Gründe, die dafür sprechen würden, dass ETH ein Wertpapier ist. Mit dem Anklageschreiben sind wir jedoch noch weit weg von einer finalen Entscheidung.

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Würde Ethereum als Wertpapier eingestuft werden, müssten Krypto-Börsen, die ETH listen wollen, sich wahrscheinlich als Wertpapierhändler bei der SEC registrieren.

Collins Belton, kalifornischer Krypto-Anwalt und Partner bei Brookwood P.C. dazu:

Wenn du als Krypto-Börse bereits in New York registriert bist, ergeben sich folgende Möglichkeiten. Entweder stellst du den Handel mit ETH ein, schließt New Yorker vom Handel mit ETH aus oder du registrierst dich als Wertpapierhändler.

Für Belton ist die Haltung von James gegenüber Ethereum jedoch überraschend. Schließlich operieren auch jetzt einige Börsen legal in New York und vertreiben Ethereum. KuCoin gehört nicht dazu, da sie sich nicht als Börse in New York registriert haben.

So ist die Anklage gegen KuCoin nicht verwunderlich, die Einschätzungen gegenüber Ethereum jedoch schon. New York weiß schließlich, dass Ethereum über andere registrierte Krypto-Börsen angeboten wird und das seit Jahren.

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Um eine Lizenz zu erhalten und sich in New York zu registrieren, müssen Börsen für die Vermögenswerte, die sie den New Yorkern anbieten möchten, zunächst grünes Licht von der Finanzaufsichtsbehörde erhalten.

Collin Belton fügt hinzu:

Es ist also irgendwie verrückt, dass die zuständige Anwältin nun sagt: "Oh, übrigens, Sie verkaufen illegale Wertpapiere, obwohl unsere Finanzaufsichtsbehörde Sie seit fünf Jahren ungestraft operieren lässt."

Was wäre, wenn ETH ein Wertpapier ist?

Dann hätte das, wie bereits eingangs erwähnt, nicht nur Auswirkungen auf Ethereum.

Zentrale Börsen und auch dezentrale Trading-Plattformen könnten Probleme bekommen, wenn Ethereum als Wertpapier eingestuft wird.

Laut Belton liest sich die Anklageschrift so, dass technisch alle Plattformen, die New Yorkern Interaktionsmöglichkeiten mit Ethereum bieten, betroffen wären und sich als Wertpapierhändler registrieren müssten.

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Mit Tornado Cash gab es bereits einen Präzedenzfall, der aufzeigt, dass US-Behörden auch vor dezentralen Plattformen nicht zurückschrecken. Das Tornado Cash Mixer-Programm wurde in Amerika für seine Verbindung zur Geldwäsche verboten.

Darüber hinaus hätte Ethereum als Wertpapier schwerwiegende Folgen für den gesamten Kryptomarkt. So würde sich nicht nur die Frage stellen, ob ETH an einer bestimmten Börse gelistet werden kann.

Viel mehr könnten fast alle Krypto-Assets, außer Bitcoin, unter Druck geraten und von ähnlichen Anschuldigungen betroffen sein. Viele Kryptowährungen funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip wie Ethereums Proof-of-Stake und könnten von den Regulierungsbehörden in einen Topf geworfen werden.

Fazit

Die Entwicklungen der US-Aufsichtsbehörden gegenüber des Kryptomarktes sind in der Tat mit Sorge zu betrachten. So führen die Behörden vermehrt Angriffe auf Krypto-Unternehmen an. Sie setzen weiterhin ihre Taktik "Rule by Envorcement" durch und schaffen keine klaren Regeln, an denen sich Krypto-Unternehmen und Anleger orientieren können.

Ob es tatsächlich zu einer Einstufung von Ethereum als Wertpapier kommen wird, lässt sich nur abwarten. Wir gehen zumindest nicht davon aus, dass eine solche Entscheidung voreilig gefällt werden würde.

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Schließlich kämpft Ripple (XRP) seit über zwei Jahren in einem vergleichbaren Fall vor Gericht gegen die SEC. Es wäre mehr als überraschend, wenn es nun vorschnell zu einer Entscheidung bei Ethereum kommen würde.

Zudem enthält das Dokument der Anklage zwar Anhaltspunkte, dass das New Yorker Gericht bzw. Anwältin Letitia James Ethereum eventuell für ein Wertpapier hält, wirft aber gleichzeitig auch noch einige Unklarheiten und Fragen auf, ob dies wirklich der Fall ist.