Wer sich mit Blockchain, Distributed-Ledger-Technologien und Kryptowährungen auseinandersetzt, stellt fest, dass für das "virtuelle Gold" zahlreiche Begriffe existieren, die oftmals als Synonym verwendet werden.

Gemeinhin ist von Coins und Token die Rede, aber im Sinne des deutschen Gesetzgebers auch von virtuellen Währungen oder Kryptowerten.

Doch was ist der Unterschied zwischen Coins und Token?

Was ist ein Coin? - Definition und Erklärung

Der Begriff "Coin" wird ebenso wie der Begriff "Token" oftmals als Synonym für Kryptowährungen oder Kryptowerte verwendet. Tatsächlich bestehen zwischen den beiden Begriffen jedoch fundamentale Unterschiede.

Der englische Begriff "Coin" bedeutet im Deutschen Münze. Münzen sind in der realen Welt Zahlungsmittel, während Coins in der virtuellen Welt als virtuelle Währung oder Kryptowährung angesehen werden.

Einheiten einer unabhängigen Kryptowährung, die mit einer eigenen, unabhängigen Plattform (Blockchain) arbeitet und nicht mit der Blockchain einer anderen Kryptowährung verwendet werden, werden als Coin bezeichnet.

Beispiele hierfür sind Bitcoin und Ethereum. Beide Coins basieren auf einer eigens für sie programmierten Blockchain mit entsprechenden Protokollen.

Was ist ein Token? - Definition und Erklärung

Der englische Begriff des Token lässt sich auf Deutsch mit "Zeichen" übersetzen.

Ein Token ist ebenfalls eine virtuelle Währungseinheit, basiert aber im Gegensatz zum Coin auf einer Blockchain, die bereits für einen anderen Coin entwickelt wurde bzw. auf bereits vorhandenen Protokollen.

Der Token nutzt daher eine bereits bestehende Blockchain bzw. ein bereits bestehendes Protokoll.

Beispiele hierfür sind Tether und VeChain. Beide Token basieren auf der Ethereum-Blockchain und nutzen das ERC20-Protokoll. Es gibt auch Token, die auf dem ERC721-Protokoll basieren. Darauf wird nachfolgend näher eingegangen.

Was ist ein ERC20-Token?

Bei ERC20 handelt es sich um einen Token-Standard, der erstmals im Jahr 2015 eingeführt wurde.

ERC20 ist ein technischer Standard für Smart Contracts. Smart Contracts dienen zur Implementierung von Token in der Ethereum-Blockchain. Sie können als Wenn-Dann-Regeln verstanden werden, die festlegen, welche Aktivität ausgeführt wird, wenn ein bestimmtes Ereignis eintritt.

Das Ethereum-Netzwerk ist neben Bitcoin das wichtigste Blockchain-Netzwerk weltweit. ERC20 ist das am häufigsten verwendete Format.

Die Funktionen von ERC20 ergeben einen kompletten Smart Contract, der einen einheitlichen Token ausgibt und dessen Handel überwacht. ERC20-Token räumen ihrem Besitzer sohin Zugang zur Teilnahme an digitalen Netzwerken ein.

ERC20 kann daher als Standard für die Erstellung von Token betrachtet werden. Der Sinn dahinter ist es, die dezentrale Ethereum-Blockchain zu sichern und einen vertrauenswürdigen Handel mit Token innerhalb des Netzwerks zu garantieren.

Die Funktion von ERC20 kann wie folgt beschrieben werden: Der ERC20-Standard legt eine Application Programming Interface (kurz: API) fest. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Befehlen, Funktionen oder Protokollen, die verwendet werden, um eine Software zu erstellen. Mit der API können Entwickler eigene Token herausgeben. Die Methoden des Smart Contracts werden dabei fest vorgegeben.

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ERC20 löste jenes Hauptproblem, das den Entwicklern neuer Token bis dato im Weg stand. Bevor es den ERC20-Standard gab, waren alle Token absolut einzigartig. Dies erschwerte den Handel mit Token deutlich. Entwickler mussten Software abändern, um neue Token zuverlässig handeln zu können und mit dem eigenen System kompatibel zu halten. Mit der Entwicklung von ERC20 wurde der massive Anstieg des Token-Volumens daher erst möglich.

Eine grafische Darstellung des ERC20-Token-Systems ist in der Studie von Chen et al. ersichtlich.

Was ist ein ERC721-Token?

Auch bei ERC721-Token handelt es sich um Ethereum-basierte Token.

Der Unterschied zu ERC20-Token liegt in der Austauschbarkeit: Im Gegensatz zu ERC20-Token sind ERC721-Token einzigartig und somit nicht austauschbar.

ERC721 wurde auf Basis von ERC20 und mit dem Hintergrund entwickelt, dass bei ERC20 Schnittstellenprobleme entstanden. Bei ERC20 handelte es sich um die erste Version des Ethereum-basierten Protokolls, das mit der Zeit einige Mängel aufwies. So wurden Token etwa versehentlich an falsche Adressen geschickt und eine Umkehrung der Transaktion war nicht mehr möglich.

Des Weiteren entstehen Probleme, wenn ein Smart Contract eine Transaktion nicht erkennt. Dies kann zu unerwartetem Verhalten der Transferfunktion und zu ungeplanten Ergebnissen führen. Im schlimmsten Fall gehen Token verloren oder werden permanent eingefroren.

Um diese Mengel zu beheben, wurde in einem ersten Schritt der ERC223-Standard entwickelt. Dieser zwingt ERC20-Token, sich so zu verhalten, wie wenn ETH zu Smart Contracts transferiert wird. Tritt hier ein Fehler bei einer Transaktion auf, weil der Smart Contract die Kryptowährung nicht erkennt und damit auch nicht unterstützt, wird die Transaktion abgebrochen.

Der nächste Entwicklungsschritt war ERC721: Während Token, die auf dem ERC20-Standard basieren, miteinander austauschbar sind, weil jeder Token genau wie der andere ist, sind ERC721-Token einzigartig.

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Die Eigenschaft der Austauschbarkeit ist notwendig, wenn Token als Währung betrachtet werden sollen. Aus der Perspektive eines Händlers oder "Sammlers" von Token ist es hingegen erstrebenswerter, wenn Token einzigartig sind.

Mike Raitsyn, der Mitgründer von SnowFox, beschreibt das Potenzial des ERC721-Protokolls mit folgenden Worten:

Kombiniert mit Zweitschicht-Skalierungslösungen [...] erzielen wir das ultimative Vehikel, um jede bedeutende Wertanlage auf einer öffentliche [...] Blockchain mit 100-Prozent Unveränderlichkeit und Sicherheit zu platzieren.

So nutzt beispielsweise die dezentrale Ethereum-Plattform Cryptokitties ERC721, um einzigartige digitale Sammlerstücke zu erstellen. Der ERC721-Standard ist somit die Basis für das große Thema der Non-Fungible Tokens.

Die zwei häufigsten Anwendungen von NFTs sind:

  • Repräsentation von physischem Eigentum an Häusern, Kunstwerken oder anderen Wertgegenständigen
  • Darstellung von virtuellen Sammlerstücken

BEP20, TRC20 und weitere Token-Standards

Neben den genannten ERC-Standards gibt es noch weitere Token-Standards. Bekannt sind insbesondere BEP20 und TRC20.

BEP20 ist ein Token-Standard, der von der Binance Smart Chain (BSC) verwendet wird. Der Token-Standard ist äußerst vielseitig und mit ERC20 kompatibel. Durch BEP20 haben Nutzer die Möglichkeit, auf einen große Anzahl von dApps zuzugreifen.

TRC20 ist der technische Standard der TRON-Blockchain. TRON wird oft mit Ethereum verglichen, wobei gegenüber dem Ethereum-Protokoll einige Vorteile sowie Nachteile gegeben sind. So arbeitetet der erste technische Standard, TRC10, ohne Verwendung einer Tron Virtuel Machine (TVM) und wird vom TRON-Netzwerk von Natur aus unterstützt. Der TRC20-Standard ist die Weiterentwicklung des TRC10 und wird für Smart Contracts gemeinsam mit der TVM verwendet. TRC20 ist kompatibel mit ERC20.

Die 6 bekanntesten Token nach Art

Token können je nach ihrem Nutzen und ihrer Funktion in verschiedene Token-Kategorien unterteilt werden. Die verschiedenen Charakteristika werden nachfolgend beschrieben.

Was ist ein Utility-Token?

Utility Token können als Tausch- oder Betriebsmittel betrachtet werden. Sie nehmen den größten Anteil der Token-Projekte ein. Das bekannteste Beispiel ist Bitcoin.

Utility Token gewährleisten bestimmte Funktionen, beispielsweise Abstimmungsrechte oder Zugänge. Investoren können sich mit Utility Token das in einem Token-Projekt verwendete Tausch- oder Zahlungsmittel erkaufen. Ein bestimmter Utility Token bildet aus diesem Grund auch immer eine eigene Community.

Was ist ein DeFi-Token?

DeFi-Token werden auf dezentralisierten Finanzmärkten (englisch: decentralized finance, kurz: DeFi) gehandelt. Das bekannteste Beispiel ist Uniswap.

DeFi hat das langfristige Ziel, den klassischen Bank- und Finanzsektor zu revolutionieren bzw. zu ersetzen. DeFi basiert auf dezentralen Blockchains, die unabhängig und ohne Intermediäre agieren und dennoch transparent und manipulationssicher sind.

Im Gegensatz zu Token wie Bitcoin, die als einfaches Zahlungsmittel dienen sollen, liefert DeFi durch Smart Contracts den Vorteil, ganze Dienstleistungen der realen Welt durch digitale Lösungen zu revolutionieren.

Die Interaktion mit DeFi-Projekten funktioniert über den Kauf bzw. Tausch von DeFi-Token in Wallets wie beispielsweise MetaMask. Die Motivation, sich an DeFi-Projekten zu beteiligen, liegt an der Möglichkeit, passives Einkommen durch Staking zu generieren. Beim Staking halten Nutzer ihre Token zurück und stellen sie der Blockchain zur Verfügung, um neue Blöcke zu validieren. Als Belohnung erhalten sie Rewards.

Was ist ein Governance-Token?

Governance-Token geben ihren Inhabern die Möglichkeit, Entscheidungen über verschiedene Netzwerk-Parameter zu beeinflussen, beispielsweise Entscheidungen hinsichtlich des Kernprotokolls, der Produkte und Features oder der Besetzung von Personal.

Governance-Token dienen dazu, die Community effektiv in Entscheidungsprozesse von Token-Projekten einzubeziehen.

Die bekannteste Plattform ist Maker (MKR), die auf der Ethereum-Blockchain basiert.

Was ist ein Security-Token?

Security Token sind Anlageprodukte. Sie werden als solche beworben und von Aufsichtsbehörden wie traditionelle Wertpapiere behandelt. Entsprechend werden sie auch als Investment Token oder Equity Token bezeichnet.

Im Unterschied zu Utility Token werden Security Token als regulierte Kapitalanlagen wie Unternehmensanteile behandelt. Investoren, die diese Token kaufen, erhoffen sich, aus dieser Investition zu profitieren.

Was sind Non-Fungible Token (NFT)?

Non-Fungible Token (NFT), zu deutsch "nicht ersetzbare digitale Objekte", finden dort Anwendung, wo digitale Güter wie Kunstobjekte, Musik oder Spiele, insbesondere dApps, gesammelt oder gehandelt werden.

In der Regel ordnet eine Handelsplattform, auf der die digitalen Güter angeboten werden, Objekt und Token zu.

Die am häufigsten für NFTs genutzte Blockchain ist Ethereum.

Was sind Asset-Backed Tokens?

Die häufigste Art der Asset-Backed Token sind Stablecoins. Diese Art von Token ist wertbasiert und wird an realwirtschaftliche Güter gekoppelt.

Beispiele für Sicherheiten, an welche Stablecoins gekoppelt sind:

  • Fiatwährungen, wie beispielsweise der US-Dollar oder Euro
  • Edelmetalle und Rohstoffe
  • Immobilien
  • Betriebsmittel oder Unternehmensanteile
  • Kunst

Die Token sind direkt an diese Vermögenswerte geknüpft. Das bekannteste Beispiel eines Stablecoins ist der US-Dollar Tether (USDT), dessen Wertentwicklung an den US-Dollar gekoppelt ist.

Coin vs. Token: Die 3 wichtigsten Unterschiede

In der folgenden Liste siehst Du Erläuterungen zu den drei wichtigsten Unterschieden zwischen Coins und Token:

  1. Eigenständige Blockchain: Coins sind eigenständige Kryptowährungen, für deren Ausführung keine andere Plattform erforderlich ist. Token hingegen basieren nach einem Token-Standard, wie beispielsweise ERC20 oder BEP20, auf einer bereits bestehenden Blockchain.
  2. Protokoll: Coins arbeiten mit einem eigenen nativen Protokoll, während Token das Protokoll einer bereits existenten Blockchain nutzen.
  3. Nutzen: Coins können als Währung oder Zahlungsmittel innerhalb der Blockchain verstanden werden, während Token digitale Assets repräsentieren.

Häufige Fragen (FAQ) zum Unterschied Coin vs. Token

In diesem Abschnitt geben wir Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den Unterschieden zwischen Coin und Token.

  • Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen Coin und Token?

    Coins basieren auf einer eigenständigen Blockchain und arbeitem mit einem eigenen Protokoll, während Token auf einer bereits bestehenden Blockchain bzw. mit einem bereits bestehenden Protokoll arbeiten.
  • Welche Formen von Token gibt es?

    Utility Token, DeFi Token, Governance Token, Security Token, Non-Fungible Token, Asset-Baked Token (Stablecoins).