- Der Umsatz von Ethereum hat in den letzten Monaten einen massiven Rückgang von 99 Prozent verzeichnet und bringt damit seinen Anspruch als »Ultra Sound Money« ins Wanken.
- Als Ursache lässt sich vor allem das Dencun-Upgrade im März 2024 identifizieren, welches die Gebühren für Layer2-Lösungen drastisch reduzierte.
- War das Upgrade ein Fehler oder hatte es nur noch die Zeit sein wahres Potenzial zu entfalten? Während es kurzfristig einige Schwierigkeiten mit sich bringt, könnten die langfristigen Vorteile deutlich überwiegen.
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Ethereum verzeichnet massiven Umsatzeinbruch
Seit März 2024 sind die Einnahmen des Ethereum-Netzwerkes dramatisch gesunken, obwohl ETH-Layer2-Lösungen im selben Zeitraum einen massiven Anstieg an monatlichen Nutzern und täglichen Transaktionskosten verzeichneten.
Laut Daten von Token Terminal erreichten die Netzwerkgebühren von Ethereum noch am 5. März einen Jahreshöchststand von rund 35,5 Millionen US-Dollar. Kurz darauf, am 13. März, folgte das Dencun-Upgrade, welches die Gebühren für Ethereum-Layer2-Transaktionen und damit auch die Einnahmen der Ethereum-Main-Chain deutlich sinken ließ.
Die nachfolgende Grafik veranschaulicht, wie drastisch das Ausmaß ist - insgesamt büßte die Ethereum Blockchain von Anfang März bis zum kürzlichen Jahrestiefststand am 31. August rund 99 Prozent seines Umsatzes ein.
Während die Netzwerkeinnahmen sich noch vor wenigen Monaten auf über 35 Millionen US-Dollar beliefen, sind es zum Stand des 2. Septembers nur noch rund 578.000 US-Dollar.
Doch ist das überhaupt etwas Schlechtes? Lange monierte die Ethereum-Community zu hohe Gebühren im Ethereum-Ökosystem - vor allem zu Stoßzeiten wurde das Netzwerk so für viele Nutzer unbrauchbar.
Mit dem Dencun-Upgrade wurde die Community erhört und endlich nachhaltig niedrigere Gebühren erzielt.
Wie so oft gibt es jedoch eine zweite Seite der Medaille. So bringt der aus der Gebührensenkung resultierende Umsatzeinbruch Ethereum's Konzept des »Ultra Sound Money« ins Wanken.
Ethereum - kein Ultra Sound Money mehr?
Ethereum hat keine Angebotsobergrenze, wie Bitcoin (max. 21 Mio. BTC) oder Cardano (max. 45 Mrd. ADA), sondern regelt seine Inflation über einen anderen Mechanismus.
Ethereum-Validierer bringen laufend neue ETH-Token in Umlauf - aktuell circa 785.000 ETH pro Jahr. Um dieser ETH-Inflation entgegenzuwirken, verfügt das Ethereum-Protokoll über einen Burn-Mechanismus, welcher stetig einen Anteil aller Transaktionsgebühren des Netzwerkes »verbrennt« und so wieder aus dem umlaufenden Angebot entfernt.
Der Mechanismus sorgt dafür, dass Ethereum bei entsprechend hoher Nutzung tendenziell deflationärer und bei niedriger Nutzung inflationärer wird. Seit dem Ethereum-Merge, welcher mit der Umstellung von Proof of Work zu Proof of Stake einherging, schien das Konzept vollends aufzugehen.
So ist ETH seit Oktober 2022 leicht deflationär und reserviert sich damit den Begriff des »Ultra Sound Money«. Während der Trend jedoch über die letzten 2 Jahre in Richtung steigender Deflation zeigte, führte das Dencun-Upgrade (roter Kreis) zu einer entscheidenden Wende.
Wie der Grafik zu entnehmen ist, führen die niedrigeren Gebühren nach Dencun dazu, dass die Deflation von Ethereum zurückgeht.
Zu viele Layer2-Lösungen?
Die starke Reduktion der Transaktionsgebühren für Layer2-Lösungen durch Dencun bringt einen weiteren Effekt mit sich - das Angebot an Layer2-Lösungen explodiert. Der erwünschte Skalierung-Effekt, oder ist Ethereum über das Ziel hinausgeschossen?
Adrian Brink, CEO von Anoma, argumentierte, dass die Anzahl der L2-Lösungen, die derzeit auf dem Ethereum-Netzwerk aufgebaut sind, den Bedarf des Marktes bei Weitem übersteigt. Brink schätzte, dass es etwa zehnmal so viele Layer-2-Skalierungslösungen gibt, wie aktuell benötigt werden.
So finden sich die Layer2's aktuell in einem hart umkämpften Markt wieder und sehen sich gezwungen, die Gebühren immer weiter gen 0 zu senken, um weiterhin Marktanteile gewinnen zu können.
Mit derart attraktiven Gebühren bei Layer2-Lösungen gibt es wenige Gründe für Nutzer, weiterhin Transaktionen direkt auf dem Ethereum-Layer1 abzuwickeln - ein sich selbst verstärkender Mechanismus, der die Gebühren im Netzwerk weiter senkt.
Dencun Upgrade - Fehler oder Geniestreich?
Um dies zu beurteilen, ist es noch entscheidend zu früh. Kurzfristig bringt das Dencun-Upgrade durchaus Schwierigkeiten mit sich, langfristig könnte es sich dafür umso mehr auszahlen.
Mit Dencun hat sich die Landschaft im Ethereum-Ökosystem maßgeblich verändert. Immer mehr Anwendungen wandern vom Ethereum-Mainnet auf Layer2-Lösungen aus, Nutzer interagieren immer seltener direkt mit Ethereum, sondern nutzen das stetig wachsende Angebot an Layer2-Lösungen und das bringt nicht nur Nachteile mit sich.
So schaufelt sich Ethereum mit seinem letzten Upgrade massive Kapazitäten auf der Main-Chain frei und macht Transaktionen insgesamt effizienter und benutzerfreundlicher. Kurzfristig bezahlt das Netzwerk mit massiven Umsatzeinbrüchen, langfristig gewinnt es jedoch enorm an Skalierbarkeit und zeigt sich bereit, eine flächendeckende Blockchain-Adoption schultern zu können.
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