• Gemini fordert von Genesis eine Rückzahlung der Kredite, welche Kunden der Krypto-Börse gegenüber der DCG-Tochter ausstellten. Die Forderung nach 900 Millionen US-Dollar bleibt bisher unerfüllt.
  • Genesis ist offenbar insolvent, da der Mutterkonzern DCG 1,675 Milliarden US-Dollar für spekulative Geschäfte auslieh.
  • DCG-Gründer Barry Silbert streitet die Vorwürfe ab.
  • Am 20. Januar stellt Genesis einen Insolvenzantrag. Auch die DCG leitet inzwischen Sparmaßnahmen ein.

Update vom 20. Januar: Genesis meldet Insolvenz an

Wie am 20. Januar bekannt wird, meldet Krypto-Lender Genesis im Bundesstaat New York nun tatsächlich seine Insolvenz an. Partner des Unternehmens von der Krypto-Börse Gemini scheinen diese Entscheidung als Flucht zu werten.

Genesis verfügt aktuell über ein Vermögen von 150 Millionen US-Dollar. Man schätzt dieses Guthaben als “ausreichende Geldmittel” ein, um eine Umstrukturierung des Unternehmens leisten zu können.

Laut eigenen Angaben bestehen etwa 100.000 Gläubiger, zu denen auch Gemini mit dem Earn Program gehört. Rund 340.000 Nutzer verwendeten dieses Angebot in der Hoffnung, passiv Zinsen auf ihre Kryptowährungen zu verdienen. Sie können auf ihre Gelder nicht mehr zugreifen.

Cameron Winklevoss, Geschäftsführer von Gemini erklärt, weiter für seine Kunden kämpfen zu wollen. Er glaubt, die Digital Currency Group, der Genesis gehört, verwende das Insolvenzverfahren als strategisches Mittel.

Winklevoss kündigt deshalb heute auf Twitter an, die DCG und deren Geschäftsführer Barry Silbert verklagen zu wollen. Bewusste Entscheidungen, die innerhalb des Konzerns zum Schaden der Kunden getroffen wurden, will Winklevoss dadurch abstrafen. Es sei wichtig, Missetäter zur Rechenschaft zu ziehen.

Update vom 19. Januar: Genesis’ Insolvenzantrag folgt

Bloomberg beruft sich auf Insiderinformationen, denen zufolge inzwischen tatsächlich die Insolvenz von Genesis eintritt. Ein Insolvenzantrag soll noch diese Woche gestellt werden. Demnach habe der Krypto-Lender über die letzten Wochen vergeblich versucht, Kapital einzusammeln.

Auch Mutterkonzern DCG scheint in ernsthafte Schwierigkeiten zu geraten. Das Unternehmen stoppt Dividendenzahlungen und zieht den Verkauf von Tochtergesellschaften in Betracht. Betroffen sei vor allem das Medienunternehmen CoinDesk, dem entweder ein anteiliger oder kompletter Verkauf droht.

Auf Krypto-Twitter finden sich zusätzlich Gerüchte, die von einer gezielten Manipulation sprechen. Sollte diese These stimmen, dann verbreitet die DCG absichtliche Meldungen über eine drohende Insolvenz, um Partner und Gläubiger von Genesis zu einer Entscheidung zu zwingen, die tendenziell positiv für die DCG ausgeht.

Sollten sich die Verhandlungspartner darauf nicht einlassen, drohen die Wirren eines Insolvenzverfahrens, die strittigen Gelder ohnehin auf unbestimmte Zeit zu verschließen. Kunden der 2014 kollabierten Krypto-Börse Mt.Gox warten bis heute auf ihre Einlagen. Auch die Nutzer von FTX wissen zwei Monate nach dem Crash noch nicht, was sie erwarten können.

Gemini und Genesis geraten in Konflikte

Die Krypto-Börse Gemini ist ein Unternehmen der Winklevoss-Brüder. Cameron Winklevoss veröffentlicht gestern einen offenen Brief auf Twitter, an dem er harsche Kritik an Genesis und der DCG übt.

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Der Grund für die Kritik: Gemini integrierte eine Schnittstelle des Krypto-Lenders Genesis auf dem eigenen Krypto-Marktplatz. Kunden der Krypto-Börse konnten ihre Kryptowährungen an Genesis verleihen, um passive Einnahmen zu generieren.

Seit November ist dieses Angebot jedoch eingeschränkt. Auszahlungen sind nicht mehr möglich. Kunden von Gemini können keinen Zugriff auf ihre Gelder mehr erlangen. Aus diesem Grund geraten Gemini und Genesis nun in Konflikte.

Seit 47 Tagen sind Auszahlungen gestoppt. Ich schreibe im Namen von über 340.000 Nutzern, die Antworten suchen.

Beginnt Winklevoss seinen Brief, den er an Barry Silbert adressiert. Silbert ist der Geschäftsführer der Digital Currency Group (DCG), welche Genesis besitzt. Die angesprochenen Nutzer sind Kunden von Gemini. Der Verbleib ihrer Anlagen ist unklar. Zusammen verloren sie über 900 Millionen US-Dollar.

Seit sechs Wochen versucht das Unternehmen der Winklevoss-Brüder, die ausstehenden 900 Millionen US-Dollar zurückzuzahlen. Bisher waren alle Bemühungen vergebens. Gemini sieht die Schuld eindeutig bei der DCG. Ihr Verhalten sei nicht nur inakzeptabel, sondern auch "vollkommen skrupellos".

Sobald wir euch um ein Engagement bitten, versteckt ihr euch hinter Anwälten, Investmentbankern und Verfahren.

Wirft Winklevoss der DCG vor. Die Risikokapitalgesellschaft habe das Chaos um die Einlagen selbst zu verantworten.

Genesis- und DCG-Insolvenz: Gerüchte verdichten sich

Da Genesis die Einlagen seiner Kunden nicht zurückzahlt, ist eine Insolvenz wahrscheinlich. Die Gelder sind schlicht und ergreifend nicht mehr vorhanden. Hauptkreditnehmer ist möglicherweise der Mutterkonzern DCG selbst.

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Winklevoss schreibt in seinem Brief über Kredite in Höhe von 1,675 Milliarden US-Dollar, die Genesis an die DCG ausstellte. Winklevoss glaubt, die DCG habe das Vermögen ihrer eigenen Kunden verwendet, um damit risikoreiche Geschäftspraktiken durchzuführen.

“Ihr habt dieses Geld genommen, um gierige Aktienrückkäufe, illiquide Risikoinvestitionen und Kamikaze-Geschäfte zu finanzieren, welche den Betrag der von euch im Grayscale Trust verwalteten Anlagen aufblähte.”

Silbert habe durch diese Maßnahmen seine eigenen Profite maximieren wollen – zum Schaden der Genesis-Kunden. Zwar sei Gemini immer noch zu einer sinnvollen Zusammenarbeit bereit, der DCG stellt man jedoch ein Ultimatum. Bis zum 8. Januar will man eine Lösung finden.

Was sagt Barry Silbert zu den Insolvenzvorwürfen?

Auch Barry Silbert, Gründer und Geschäftsführer der DCG, liest den offenen Brief. Auf Twitter bestreitet er einige Thesen, die Cameron Winklevoss aufstellt.

"Die DCG hat von Genesis keine 1,675 Milliarden US-Dollar geliehen."

Stellt Silbert klar. Zudem habe die DCG nie versäumt, anfallende Zinsen an Genesis zu zahlen, die Teil des Kreditvertrages sind. Sämtliche Kredite würden auch weiterhin zeitgerecht abgezahlt. Das nächste Darlehen läuft im Mai dieses Jahres ab.

Zudem habe die DCG Gemini am 29. Dezember ein Angebot gemacht, auf das man bislang noch keine Antwort erhalten habe. Winklevoss hält Silberts Argumente für Ausflüchte. Er ist der Überzeugung, die DCG habe den Kreditbetrag mit einem Schuldschein manipuliert.

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Wie Bloomberg Ende November 2022 berichtet, erhielt die DCG offiziell Kredite in Höhe von 575 Millionen US-Dollar durch Genesis. Weitere 1,1 Milliarden US-Dollar tauchen in einem Schuldschein auf, der eine Laufzeit bis 2032 hat. Winklevoss stuft Silberts Erklärung als “völlig unehrlich” ein.

Verursacht die Digital Currency Group einen erneuten Crash?

Seit Monaten gilt die Digital Currency Group in der Krypto-Szene als heikles Thema. Die Risikokapitalgesellschaft konzentriert sich auf die Kryptobranche. Entsprechend stark ist ihre dortige Verstrickung. In Verbindung mit den angewandten Investmentmethoden könnte sie dem Kryptomarkt durch einen Crash in der aktuell krisengeschüttelten Zeit einen erneuten Schlag versetzen.

Mit Grayscale gehört der DCG eine Vermögensverwaltungsgesellschaft, welche Krypto-Fonds bereitstellt. Ende 2021 verwaltete das Unternehmen ganze 50 Milliarden US-Dollar an Anlagen.

Grayscale hält große Mengen an Ethereum Classic (ETC), Ethereum (ETH) und Bitcoin (BTC). Auch weitere Kryptowährungen wie Horizen (ZEN) befinden sich im Portfolio des Vermögensverwalters.

Grayscales Krypto-Portfolio in US-Dollar. Anteil an der Umlaufversorgung der jeweiligen Kryptowährung in Gelb.

Je nach Anlage verfügt Grayscale über 2,52 Prozent (Ethereum) bis zu 8,53 Prozent (Ethereum Classic) der Umlaufversorgung. Kritiker meinen: Die DCG könnte aufgrund anhaltender Illiquidität dazu gezwungen sein, diese Anlagen zu verkaufen.

Eine Überschwemmung des Kryptomarktes könnte dann weitere Einbrüche verursachen und die Krypto-Kurse noch tiefer führen, als sie ohnehin schon sind.

Fakt ist aber: Grayscales Krypto-Fonds sind in den USA lizenziert und unterstehen der Kontrolle der SEC. Dass Grayscale seine Kryptowährungen überhaupt verkaufen kann, ist daher nahezu ausgeschlossen.

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Quellen: Bloomberg.com, cnbc.com, Grayscale Portfolio Spreadsheet, @TylerWinklevoss