Mehrere Staaten weltweit werden Kryptowährungen schon bald deutlich stärker überwachen. Die EU sieht sogar vor, Transaktionen an Non Custodial Wallets praktisch zu verbieten.

Kampf gegen Kryptowährungen geht in die nächste Runde: FATF Travel Rule wirksam

Nutzer der Krypto-Börse Coinbase aus Kanada, Singapur und Japan bekamen neulich Informationen zugestellt, die sie darauf hinwiesen, dass Transaktionen mit Kryptowährungen künftig Informationen zum Empfänger enthalten müssen.

Ab Anfang April müssen Coinbase-Kunden aus diesen drei Ländern zur Blockchain-Adresse des Empfängers zusätzlich auch noch dessen Namen und Wohnort angeben. Schuld daran ist die sogenannte Travel Rule, die von der internationalen FATF (Arbeitsgruppe für finanzielle Maßnahmen) erschaffen wurde.

Es handelt sich dabei um ein gesetzliches Rahmenwerk, das in den verschiedenen Mitgliedstaaten implementiert werden soll. Aktuell sind 39 Staaten Mitglied der FATF – die meisten davon sind europäische Staaten.

Die verschreckten Kunden zeigten sich nach dieser Ankündigung vollkommen entrüstet. Wie Patrick Hansen auf Twitter mitteilte, werden diese Maßnahmen schon bald auf weitere Länder und viele Krypto-Börsen ausgeweitet.

Was ist das TRUST Netzwerk?

Grund dafür, dass diese Maßnahme bisher nur Nutzer von Coinbase trifft, ist die führende Rolle der Krypto-Börse in einem neuen Netzwerk, das nach Aussagen von Hansen dem SWIFT-Netzwerk ähnelt.

Hansen erwartet, dass TRUST alle großen Krypto-Börsen über die nächsten zwei Jahre beitreten werden. Coinbase selbst bezeichnet das Netzwerk als universelle Lösung zur Einhaltung der Travel Rule-Richtlinien.

Die Maßnahme mit dem womöglich verwirrenden Namen Travel Rule hat lediglich zum Ziel, Informationen über Nutzer finanzieller Institutionen zu erfassen. Eigentlich galt diese Regel nur für grenzüberschreitende Fiat-Transaktionen.

Im Juli 2019 beschloss die FATF allerdings, dass sie auch auf digitale Wertanlagen angewendet werden soll und gab im Oktober 2021 neue Richtlinien heraus, welche zuständige Organisationen nun allmählich implementieren.

EU will pseudonyme Krypto-Transaktionen und non-custodial Wallets verbieten

Der Europäischen Union sind die Richtlinien der FATF offenbar noch nicht weitreichend genug. Stattdessen möchte man ein Gesetz namens TFR (Transfer of Funds Regulation, Deutsch: Geldtransferverordnung) erweitern. Dadurch will man die Pläne der Travel Rule allerdings noch stark ausbauen.

Das Problem an den aktuellen Entwürfen der EU ist, dass Dienstleister wie Krypto-Börsen damit beauftragt sind, die Identität des Empfängers einer Transaktion festzustellen. Die generelle Vorgabe der FATF möchte diese Daten jedoch nur sammeln.

Da Nutzer Kryptowährungen üblicherweise auf non-custodial Wallets halten, würde die EU Krypto-Börsen und weitere Dienstleister nach aktuellem Stand praktisch dazu zwingen, non-custodial Wallets generell zu blockieren.

Der Eingriff wäre drastisch und hätte eine weitreichende Zensur von zentralisierten Krypto-Börsen zur Folge, schließlich ist eine Wallet nicht mit einer eindeutigen Identität hinterlegt.

Zusätzlich sind sämtliche Transaktionen mit einem Wert von umgerechnet über 1.000 Euro an Aufsichtsbehörden zu melden. Nicht nur verletze man durch dieses Gesetz die Privatsphäre der Nutzer, sondern erschaffe für Hacker auch eine riesige Fundgrube an persönlichen Daten, so Hansen.

Wer brachte den Gesetzesvorschlag TFR ein?

Der Gesetzesentwurf geht von einem Abgeordneten der europäischen Grünen (Ernest Urtasun) und einer liberalen Politikerin (Assita Kanko) innerhalb der konservativen Fraktion EKR aus.

Anders als bei der MiCA Abstimmung seien sich die Abgeordneten in diesem Fall offenbar einig. Hansen erwartet, dass die TFR erfolgreich verabschiedet wird und man die vorgesehenen Maßnahmen dadurch zur Realität macht. Lediglich ein paar rechte Politiker stünden dem Gesetz im Wege, die mit ihrem Stimmanteil jedoch unterliegen.

Tatsächlich könnte die Gesetzgebung der Entwicklung von Kryptowährungen einen herben Schlag versetzen. Durch alternative Marktplätze wie P2P-Börsen lässt sich ein vollumfänglicher Erfolg dieser Maßnahmen allerdings vermeiden.

Schon seit dem Krypto-Verbot in Nigeria beweisen sie in dem afrikanischen Land ihre Effizienz. Ob TFR wirklich im erwarteten Ausmaß eintritt, entscheidet sich in drei Tagen. Die Abstimmung dazu findet am Donnerstag statt.

Der niederländische Abgeordnete Paul Tang antwortete auf den Tweet von Hansen, man müsse auch bei Krypto-Transaktionen persönliche Informationen hinterlegen, um ein Bild vom Zahlungsvorgang zu bekommen.

Hansen fordert hingegen eine Abschwächung der Maßnahmen, die bereits in der Fiatwelt existieren, da viele Blockchains transparent sind.

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