Mit Bitstamp erhebt die erste Krypto-Börse Gebühren auf inaktive Nutzerkonten. Durch den Bärenmarkt sinken die Handelsaktivitäten, wodurch Bitstamp offensichtlich Einnahmen fehlen – ein Grund, neue Abgaben zu implementieren.
Kryptomarkt: Fallende Kurse sorgen für Probleme
Zuletzt machten wiederholt Unternehmen der Kryptobranche Schlagzeilen, die durch den Bärenmarkt massive Einbußen hatten. Das Celsius Network ist so sehr betroffen, dass es sich in einer Liquiditätskrise befindet.
Auch der Hedgefonds 3AC verspekulierte sich und bringt inzwischen mit BlockFi und Voyager zwei Kreditgeber zum Fall. Doch die negative Stimmung am Markt lässt auch viele Investitionen schrumpfen.
Üblicherweise sinkt im Bärenmarkt auch das Handelsvolumen von Bitcoin und Co. Krypto-Börsen kann das Probleme bereiten – besonders dann, wenn sie sich zuvor auf Wachstum vorbereiteten.
FTX-Gründer und Geschäftsführer Sam Bankman-Fried vermutet sogar, dass viele kleine Krypto-Börsen längst insolvent sind, dieser Zustand jedoch nicht auffällt, da sie viele Anlagen ihrer Nutzer weiterhin verwahren. Erst bei einem Bankensturm käme das böse Erwachen.
Genau wie Binance-Gründer CZ ist Bankman-Fried noch immer auf der Sonnenseite und will die aktuelle Situation nutzen, um schwächelnde Unternehmen zu akquirieren. Krypto-Lender BlockFi kann laut einer Option für bis zu 240 Millionen US-Dollar aufgekauft werden.
Bitstamp erhebt Inaktivitätsgebühren
Eine Krypto-Börse verdient vor allem durch Handelsgebühren Geld. Um den Rückgang der Handelsaktivitäten auszugleichen, entwickelte Bitstamp kurzerhand eine neue Gebühr, die man ab dem 1. August auf alle Nutzer anwendet, sofern diese nicht Bürger der USA sind.
Bitstamp nennt diese neue Abgabe Inaktivitätsgebühr. Sofern ein Nutzer länger als zwölf Monate inaktiv ist, muss er jeden weiteren Monat zehn Euro bezahlen.
Um die Zahlung dieser Gebühr zu vermeiden, können Nutzer einen Mindestbetrag von 200 Euro einzahlen. Ab dieser Summe fallen auch nach zwölf Monaten keine Inaktivitätsgebühren an.
Außerdem besteht natürlich die Möglichkeit, fortwährend aktiv zu bleiben – entweder durch Handel, Ein- und Auszahlung oder Staking. Wer Sorge hat, sein Geld durch diese Abgabe schwinden zu sehen, hat natürlich jederzeit die Möglichkeit, verbliebene Anlagen auszuzahlen und zu einer konkurrierenden Krypto-Börse zu wechseln.
Daniel Wenz
Bitstamp selbst begründet die Gebühr wie folgt:
Niemand liebt Gebühren (wir auch nicht!), aber die Führung inaktiver Konten ist mit Kosten verbunden, und damit wir unseren Kunden weiterhin großartige Dienstleistungen anbieten können, haben wir die schwere Entscheidung getroffen, die Inaktivitätsgebühr einzuführen.
Anders als üblich, rechtfertigt man diese zusätzliche Kosten für den Endverbraucher also nicht mit extremen Marktkonditionen, sondern mit einem angeblichen Mehraufwand, der durch inaktive Konten entstehe.
Bitstamp ist die größte europäische Krypto-Börse und verzeichnete in den letzten 24 Stunden ein Handelsvolumen von fast 172 Millionen US-Dollar. Zum Vergleich: Binance als größte Handelsplattform listet im gleichen Zeitraum ein Handelsvolumen von rund 11,2 Milliarden US-Dollar.
Auch weitere Krypto-Börsen ergreifen Maßnahmen
Auffällig ist, dass diese Gebühr kurze Zeit nach massenhaften Entlassungen kommt, die auf konkurrierenden Plattformen im Juni einsetzten. Viele bekannte Börsen wie Coinbase oder Crypto.com verringerten ihre Belegschaft drastisch.
Bitstamp folgte deren Vorbild nicht und setzt seinen Geschäftsbetrieb bisher mit voller Belegschaft fort. Weitere Mitbewerber, die nicht auf Entlassungen setzen, erweiterten ihr Angebot oft in verschiedene Staking-Systeme.
Coinbase ermöglicht Nutzern obendrein mit Coinbase One ein kostenpflichtiges Abonnement, das vor allem für Trader wegen seiner neuen Optionen interessant ist.
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