Mit Cells entwickelt Russland eine Swift-Alternative, die auf eine Blockchain baut. Das Zahlungssystem dient dem internationalen Geldverkehr und kann unterschiedlichste Währungen verarbeiten.

Russland umgeht Wirtschaftssanktionen mit Cells

Nach dem Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine folgten verschiedene Sanktionen von Nato-Staaten. Besonders hart traf man das größte Land der Erde durch den Ausschluss aus dem Bankennetzwerk Swift.

Auch Visa und Mastercard legten ihre Funktion in Russland still. Ein Großteil elektronischer Zahlungswege ist für Russen seitdem blockiert. Russische Bankkonten geben inzwischen Kreditkarten aus, die an das chinesische System Union Pay angebunden sind.

Von diesem will Russland offenbar auch unabhängig werden. Kurz nachdem die westlichen Sanktionen erstmals an die Öffentlichkeit drangen, kam in der Krypto-Szene der Gedanke auf, Russland könne auf Kryptowährungen setzen.

Tatsächlich will man nicht nur noch ein Standort für Bitcoin-Miner sein, sondern die Krypto-Adoption auch zunehmend unterstützen. Jüngst hatte der russische Handelsminister Denis Manturov erklärt, eine umfassende Krypto-Adoption in seinem Heimatland sei lediglich eine Frage der Zeit.

Kryptowährungen als Zahlungsmittel: In Russland nur Frage der Zeit
Bis Kryptowährungen in Russland zum legalen Zahlungsmittel werden, ist es laut einem Minister nur noch eine Frage der Zeit.

Der russische Politiker Pavel Zavalny erklärte sogar, man akzeptiere Kryptowährungen wie den Bitcoin im internationalen Handel, sofern der jeweilige Handelspartner dies wünscht.

Vollumfänglich möchte man auf eine unabhängige Währung wie den Bitcoin allerdings nicht bauen. Für Russland bestünde die Gefahr, viel Macht über das Geldsystem zu verlieren. Stattdessen gaben die Behörden die Entwicklung einer Alternative in Auftrag.

Das alternative System trägt den Namen Cells und soll das althergebrachte Swift-Netzwerk problemlos ersetzen können. Sanktionen will Russland somit langfristig umgehen.

Rostec Gruppe setzt Blockchain ein

Ein Element der Kryptowährungen kommt bei Cells sicher zum Einsatz: die Blockchain. Auf der Produktseite erwähnt man außerdem die Verwendung eines Proof of Authority (PoA) Algorithmus und erwähnt als verwendete Programmiersprachen Python und C++.

Auch Smart Contracts sollen dank Cells möglich sein. Diese fungieren mit Javascript. Entwickler des Projekts ist die Rostec Gruppe – ein Verbund aus über 700 russischen Unternehmen, der mit dem Ziel gegründet wurde, Hochtechnologie zu entwickeln.

Rostec ist eine Gesellschaft des russischen Staates. Auf einer Konferenz mit dem Namen Digitale Industrie in Russland (CIPR), die Anfang Juni in Nischni Nowgorod stattfand, stellte man Cells der Öffentlichkeit vor.

Ist Cells eine wirkliche, dezentrale Alternative zu klassischen Zahlungssystemen?

Über Cells ist bislang wenig bekannt. Da es sich hierbei um ein staatliches Produkt handelt, ist eine tatsächliche Dezentralisierung abwegig. Hinweis darauf gibt auch der PoA-Algorithmus, der zu starker Zentralisierung führt.

Dem russischen Staat, der die Kontrolle über das Projekt hat, kommt das zugute. Dieser will Cells verwenden, um internationale Zahlungen durchzuführen. Teilnehmern soll es möglich sein, in ihrer jeweiligen Landeswährung zu zahlen.

Nehmen Deutschland und Russland beispielsweise an einem Handel teil, kommen Euro und Rubel als Zahlungsmittel in Frage. Der Empfänger erhält dann ebenfalls die gewünschte Währung.

[Cells] erlaubt Abrechnungen in Landeswährungen, ohne dabei die Weltleitwährung [US-Dollar] zu nutzen.

Heißt es auf der Produktseite. Fraglich ist zudem, welchen Anklang ein solches System findet. Da russische Behörden eine zentrale Instanz hinter dem Projekt bilden, könnten andere Staaten eine Nutzung ablehnen.

Swift selbst bemerkte, dass die Entwicklung von CBDCs diesen entscheidenden Fehler birgt und arbeitet daher aktuell an einem System, das CBDCs interoperabel machen soll.

Was kann Cells?

Auf der offiziellen Webpräsenz stellt man eine Konkurrenz zu Swift als zentrales Element dar. So heißt es:

Cells kann als kompletter Ersatz von Swift dienen, indem es hohe Geschwindigkeit, Sicherheit und unabänderliche Transaktionen bietet.

Weiter schreibt man:

Langfristig wird ein Rechnungssystem, das auf einem Distributed Ledger basiert, den Verzicht auf Swift ermöglichen.

Von Beginn an soll eine Durchsetzung von 100.000 Transaktionen pro Sekunde gegeben sein. Nachträglich soll die Skalierbarkeit aber noch wachsen. Russland möchte Cells offenbar als vielfältiges System verwenden.

Denn neben einer Rolle als Zahlungssystem und Smart Contract Plattform spricht man von einer “einfachen Integration von IoT-Geräten” und der Möglichkeit zur Lagerung und zum Transfer von Dateien – all das verschlüsselt.

Cells Fähigkeiten

Zusätzlich soll eine Option bestehen, die bei Notwendigkeit die Identifizierung eines Nutzers erfordert. Andererseits gibt man Anwendern die Möglichkeit, ihre Privatsphäre durch vertrauliche Transaktionen zu schützen.

In Russland soll Cells bald schon weitläufig integriert sein und Nutzern einen höheren Sicherheitsstandard als bisherige Zahlungsmethoden bieten. Besonders Datenlecks sagt man damit den Kampf an.

In einem kurzen Absatz ist die Rede von einem Governance-System. Die kurze Ausführung lässt allerdings viele Fragen offen. Zumindest technisch gesehen soll Cells offenbar keine CBDC sein.

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