Vor gerade einmal drei Tagen berichteten wir über Ethereum 2.0 und dessen Verzögerung. Dabei wäre es gerade in den aktuellen Zeiten von DeFi enorm wichtig, das Upgrade schnellstmöglich durchzuführen. Denn nach dem jahrelangen Bärenmarkt konnte ETH sich gerade in diesem Jahr wieder erholen. Dabei stieg nicht nur der ETH Kurs wieder deutlich, sondern auch fundamentale Daten wie die Anzahl aktiver Nutzer oder das tägliche Transaktionsvolumen stiegen an.
Während die Fundamentaldaten von Ethereum also gut aussehen, gibt es immer wieder Kritik hinsichtlich der hohen Gas Preise. In diesem Artikel wollen wir euch zeigen, weshalb das Upgrade auf Ethereum 2.0 so wichtig ist. Anders formuliert: Wir möchten euch erklären, weshalb wir denken, dass die Umstellung der einzige Weg aus der aktuellen Krise ist.
Ethereum und das Problem der Kosten
Wie ich bereits in der Einleitung erwähnt habe, feierte Ethereum besonders in diesem Jahr ein starkes Comeback. Neben der regelrechten Explosion von DeFi-Produkten erhöhte sich auch das Interesse institutioneller Anleger gegenüber der zweitgrößten Kryptowährung. Als Folge des Hypes rund um DeFi oder Yield Farming stieg auch die Verwendung der Ethereum Blockchain. Die Fundamentaldaten bestätigen dies und zeigen einen Anstieg bei den Nutzern sowie dem Transaktionsvolumen.
Während der Anstieg der Fundamentaldaten zunächst positiv ist, hat er auch einen großen Nachteil. Denn die erhöhte Nutzung führte gleichermaßen zu einer Explosion der Transaktionsgebühren. Während dabei die Kosten für den Transfer von einer ETH-Wallet zu einer anderen vergleichsweise moderat blieben, ist vor allem der DeFi-Bereich betroffen. Die ganze Dimension betrachten wir noch etwas genauer.
Für jetzt können wir jedoch festhalten, dass DeFi gleichzeitig auch ein Ethereum Killer ist. Denn die erhöhte Nutzung offenbart die Schwächen der Blockchain und führt zu hohen Preisen für diejenigen, die decentralized applications (dApps) nutzen wollen. Dies wiederum widerspricht dem Nutzerversprechen von Ethereum und kratzt an dessen Image, „die Plattform für dApps“ zu sein.
Einige Kritiker gehen daher bereits so weit, dass sie sagen, dass andere Blockchains bzw. Smart Contract Plattformen Ethereum ablösen könnten. Ein Beispiel hierfür ist der chinesisch, kanadische Analytiker und Investor Qiao Wang:
I've changed my mind after using a dozen of Defi platforms. So long as ETH 2.0 is not fully rolled out, there's an obvious opportunity for a highly scalable blockchain to dethrone Ethereum. Paying $10 transaction fee and waiting 15 seconds for settlement is just bad UX. https://t.co/vXAAFET3YK
— Qiao Wang (@QwQiao) June 28, 2020
Ist DeFi gleichzeitig der Ethereum Killer?
Erinnern wir uns zurück in die Jahre 2017 und 2018: Hier hatte Ethereum hauptsächlich die Verwendung im Rahmen von Initial Coin Offerings (ICOs). Nachdem diese jedoch bekanntermaßen den Bach runtergingen, bildete sich zunächst ein Vakuum. Dieses wurde jedoch relativ schnell gefüllt und Stablecoins wie Tether (USDT) oder der USD Coin (USDC) etablierten sich auf der Ethereum Blockchain.
Mit dem steigenden Bekanntsheitgrad von Projekten wie Compound, MakerDAO, Synthetix oder auch Balancer explodierte die Verwendung der Ethereum Blockchain. Kurzum: Immer mehr Entwickler setzen auf Ethereum, um ihre eigenen Projekte im Bereich DeFi zu realisieren. In Folge dieser beiden Phänomene (Stablecoin-Emission + DeFi Hype) hat die natürliche Bedeutung von Ethereum zugenommen.
Ein Beispiel für diesen starken Anstieg der realen Verwendung zeigt der nachfolgende Tweet von Santiment:
https://t.co/TP8uMMLOn3 cc @TheCryptoDog
1) #Ethereum’s network growth metric has rapidly been on the rise since the beginning of 2020, creating 237% more addresses yesterday than it did on Jan 1, 2020 (and ~+200% accounting for rolling averages now vs. then). New daily pic.twitter.com/XXfeBOwT25
— Santiment (@santimentfeed) June 24, 2020
Doch bei all der Euphorie rund um das Wachstum und den Anstieg der Fundamentaldaten, müssen wir uns auch fragen: Welche Nachteile bringt ein solches Wachstum und ist Ethereum in der jetzigen Situation überhaupt hierfür geeignet?
Ethereum 2.0: Schluss mit den Problemen?
Wie ich bereits in der Einleitung erwähnt habe, hat das Wachstum von DeFi und somit auch der Anstieg der Adressen und Nutzer deutliche Nachteile: Die Transaktionskosten steigen in die Höhe. Das Werteversprechen einer skalierbaren Blockchain, die für jedermann nutzbar ist, wird dadurch immens eingeschränkt.
Um die Dimension näher zu verstehen, schauen wir uns einige Zahlen diesbezüglich an. Dabei wird das aktuelle Problem deutlich werden. Im Zuge dessen sollte auch klar werden, weshalb Ethereum 2.0 die einzige langfristige Lösung für die jetzige Situation ist.
Auch bei der Ethereum Blockchain gibt es Transaktionsgebühren. Die Kosten, um Daten zu transferieren, werden hierbei in ETH bezahlt. Dabei kann das „Daten transferieren“ bei Ethereum verschiedene Züge aufweisen: So können ETH von einer Adresse an eine andere Adresse geschickt werden oder man verwendet ETH, um mit Smart Contracts zu interagieren. Die dabei anstehenden Kosten berechnen sich frei nach der Marktdynamik von Angebot und Nachfrage. Konkret heißt das also, dass es umso teurer wird, desto mehr Nachfrage es für eine bestimmte Anwendung gibt.
Erhöhte Nutzung führt zu Kostenexplosion
Die Einheit heißt bei Ethereum „gwei per Gas“. Zur Erinnerung: Dies entspricht bei Bitcoin den Satoshis per Byte. Wie teuer solche Operationen nun tatsächlich sind, möchten wir im Folgenden aufzeigen:
Unsere Daten beziehen wir hierbei von einem aktuellen Report der Firma TradeBlock. So heißt es in dem Bericht, dass Mitte Juni die Gas-Kosten bei 125gwei lagen. Dies entspricht dem höchsten Wert seit 3 Jahren.
Bei einem Preis von 125 gwei und einem Ethereum Kurs von rund 225$ ergeben sich die folgenden Kosten:
- Um ETH auf eine andere Adresse zuschicken, müssen 21.000 Gas bezahlt werden. Dies entspricht Kosten i.H.v. 0,59$
- Einen ERC-20 Token wie beispielsweise Tether (USDT) zu versenden, kostet 51.146 Gas und somit rund 1,46$
- Um die aktuell beliebteste DeFi Applikation, Compound, zu verwenden, müssen 200.000 – 400.00 Gas gezahlt werden. Damit steigen die Kosten schnell auf 5$ aufwärts.
- Wer auf einem dezentralen Protokoll wie Kyber Network traden möchte, darf mit 500.000+ Gas-Kosten rechnen und kommt somit auf mehr als 10$.
Ethereum 2.0 soll Kosten reduzieren
Zugegebenermaßen waren die 125 gwei ein kurzfristiger Peak. Dennoch blieben (und bleiben) die Gas-Kosten auf einem hohen Niveau. Die nachfolgende Grafik von Longhash.com zeigt uns, dass wir uns in einer außerordentlichen Hochphase befinden, was die Preise auf der Ethereum Blockchain angeht.
So sehen wir das die aktuellen Zahlen in den letzten Wochen definitiv auf dem Niveau von 2017/2018 sind. Nach den Daten von Etherscan heißt dies sogar, dass sich die Ethereum Nutzer aktuell in der längsten Phase mit konstant hohen Kosten befinden.
Auch auf Twitter wird die Problematik näher beleuchtet und ironisch kommentiert:
Durch diese Situation wurde nun klar, dass der aktuelle Zustand der Blockchain keine dauerhafte Lösung ist. Anders formuliert: Ethereum 2.0 ist wichtiger denn je.My yield farming is off to a great start.
I have spent $14 on ETH gas fees to transfer/lock my $15 into @CurveFinance and I'm earning a princely $0.079 in weekly $SNX rewards.
I'll break even in just 177 short weeks! (not including gas to close contracts) 🚀🌕
— kevin beardsley (@kevinhbeardsley) June 25, 2020
Denn kleine Investoren können sich die Verwendung von DeFi-Transaktionen aktuell kaum leisten. Eine solche Blockchain ist in dieser Form eben nicht nutzerfreundlich und auch nicht skalierbar.
Die Lösung: Ethereum 2.0
Ethereum 2.0 soll nun die Lösung all dieser Probleme sein. Denn das komplette Upgrade mit einem Wechsel des Konsensmechanismus soll die Blockchain zu einer flexiblen Plattform ändern, die skalierbar ist und dabei deutlich kostengünstiger. An der Umsetzung wird bereits seit Jahren gearbeitet und die Notwendigkeit steigt konstant an. In Artikel „Ethereum 2.0: Staking, der Übergang und was ihr beachten solltet“ haben wir den aktuellen Status des Updates zusammengefasst.
Dabei soll die erste Phase bereits in diesem Jahr live geschaltet werden, wenngleich es hierüber unterschiedliche Meinungen gibt. Und selbst wenn die Phase noch in diesem Jahr live gehen würde, haben wir das Problem, dass in diesem Umsetzungsgrad noch keine Verbesserung bei den Gebühren erzielt wird.
So soll die finale Umsetzung und damit auch die erhöhte Skalierbarkeit und Reduzierung der Kosten noch weit bis ins Jahr 2021 hineinreichen. Die Komplexität der Umstellung ist hierbei nicht zu unterschätzen und so kam auch das Team von BitMEX Research zu folgendem Schluss:
Ethereum 2.0 ist extrem komplex. Mit so vielen Kommittes, Shards und Voting Typen scheint es sehr wahrscheinlich, dass unerwartete Fehler auftreten und signifikante Verspätungen entstehen.
Auch wir kommen zu diesem Fazit. Eine zeitnahe Umstellung auf Ethereum 2.0 wäre notwendig. Realistisch betrachtet wird die vollständige Umsetzung jedoch noch einige Monate an Zeit und Gehirnschmalz kosten. Wie immer bleiben wir dran und freuen uns auf euer Feedback und eure Fragen im Telegram Community Chat!
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