Folgt nach dem Short Squeeze nun eine Angebotsverknappung (Supply Squeeze)? On-Chain Daten von Glassnode deuten jedenfalls darauf hin, während der Bitcoin Kurs eine erneut starke Woche beendete und EIP-1559 bei Ethereum erfolgreich implementiert wurde.

Im Bitcoin Kurs beobachteten wir in der vergangenen Woche erneut eine starke Performance. Von einem Wochentief bei 37.524 USD ging es hoch auf bis zu 45.215 USD, ehe der Wochenabschluss dann bei 43.794 USD lag. Dies beflügelte nicht nur das Sentiment am Markt, sondern auch die Kurse vieler anderer Kryptowährungen.

On-Chain Daten von Glassnode deuten nun darauf hin, dass sich die Geschichte aus dem Oktober 2020 mit einer starken Verknappung im Angebot bei BTC wiederholen könnte. Gleichzeitig wurde auch bei Ethereum etwas in Sachen Angebotsverknappung getan, indem EIP-1559 mit der London-Hardfork erfolgreich implementiert wurde.

Disclaimer: Dieser Report basiert auf Daten und dem wöchentlichen Newsletter in englischer Sprache von Glassnode und wird in dieser Form nur bei Bitcoin2Go erscheinen. Wir freuen uns euch jede Woche die frischen Glassnode On-Chain Daten für den Bitcoin präsentieren zu dürfen.

Bitcoin Kurs von Glassnode
Bitcoin Kurs von Glassnode

Bitcoin On-Chain: Die Marktdynamiken im Blick

Um einen möglichen Supply Squeeze zu untersuchen, wollen wir uns zunächst dem Verhalten der verschiedenen Entitäten innerhalb des Bitcoin-Netzwerks widmen. Denn dieses Verhalten führt zu gewissen Marktdynamiken, die uns bei der Evaluierung einer Angebotsverknappung helfen können. Fangen wir am besten mit der Spent Output Profit Ratio (SOPR) an.

Nach vielen Monaten unterhalb eines Wertes von 1 (Bitcoin wird von Investoren im Minus bewegt), konnte sich die SOPR in verschiedenen Ausführungen wieder erholen. Die Metrik vollführte - um genau zu sein - eine bullische Umkehr, wie aus dem Lehrbuch entnommen:

  1. Die SOPR durchbrach den Wert von 1 von unten nach oben, nachdem eine längere Phase der realisierten Verluste den Wert unter 1 senkte und dort hielt. Das signalisiert, dass Verkaufsdruck im Bitcoin Kurs wieder absorbiert wird und Profite realisiert werden.
  2. Die Metrik erreicht ein lokales Hoch, während Marktteilnehmer die Profitabilität von Teilen ihrer Bestände an BTC nutzen, um Gewinne zu realisieren. Es kommt zur kurzfristigen Verschiebung im Gefüge von Angebot und Nachfrage (mehr Angebot als Nachfrage) und damit zur Preisumkehr am Markt und in der SOPR.
  3. Die SOPR fällt zurück auf den Wert von 1 und signalisiert damit, dass profitable BTC nicht weiter verkauft werden. Es kehrt wieder HODL-Verhalten in den Markt ein, der Dip im Bitcoin Kurs wurde gekauft und die Metrik kehrt wieder um gen Norden.
Analyse der SOPR-Metrik für den Bitcoin Kurs
Analyse der SOPR-Metrik für den Bitcoin Kurs

Sollte sich aber auf einen einzigen Indikator verlassen werden, der nicht mal alle Marktteilnehmer im Detail anzeigt? Natürlich nicht. Deshalb lohnt sich als Nächstes ein Blick auf die Spent Output Age Bands (SOAB) um zu ermitteln, ob eher junge oder eher ältere Bitcoin bewegt werden. Nun, die kurze Antwort ist: Es sind hauptsächliche junge BTC. Genauer sind es Bullenmarktcoins mit einer bisherigen Haltedauer von rund 3 bis 6 Monaten.

Spent Output Age Bands (SOAB) als Indikator

Diese Kurzzeitinvestoren scheinen den angestiegenen Bitcoin Kurs zu nutzen, um nahe ihrer Kostenbasis (nahe des Durchschnittspreises) auszusteigen. Die SOAB verweilt derweilen recht bullisch und zeigt deutlich, dass ältere Bitcoin weiter in (hauptsächlich wohl) Cold Wallets verbleiben.

SOAB für Bitcoin
Spent Outpage Age Bands (SOAB) für Bitcoin

Und wenn schon mit dem "Alter" gewisser Bitcoin gearbeitet wird, lohnt sich definitiv auch ein Blick auf die Average Spent Output Lifespan (ASOL). Diese Metrik repräsentiert das durchschnittliche Alter von BTC auf Basis von Transaktionen. Und ASOL verlief in Q1 und Q2/2021 durchweg höher, was auf die Distribution älterer BTC hinweist. Dies führte dann zusammen mit weiteren Faktoren zur Preisumkehr nach dem aktuellen Allzeithoch.

Ist ein Supply Squeeze realistisch?

Der bärische Schock im Mai 2021 ließ diese Metrik dann kollabieren, was auf den Unwillen zum Verkauf durch Langzeitinvestoren hindeutet. Noch ist die Metrik nicht zu den Tiefs aus 2020 zurückgekehrt, doch sie verläuft scheinbar seitwärts. Das ist neutral bis bullisch, da ein starker Anstieg in der ASOL andeuten würde, dass Langzeitinvestoren erneut verkaufen und das liquide Angebot anwächst. Fast schon das Gegenteil eines Supply Squeeze also.

ASOL für Bitcoin
ASOL für Bitcoin

Doch das ist nicht der Fall. Die ASOL verläuft seitwärts, was eine positive Aussicht zusammen mit den vorherigen Daten erzeugt. Zudem ist nachfolgend erkennbar, dass die durchschnittliche Coin Dormancy auf Basis eines 14-Tages Median wieder bei rund 10 Tagen liegt. Dasselbe Niveau beobachteten wir schon bei der Akkumulation und 2019 und 2020. Dies repräsentiert eine womögliche, fundamentale Unterstützung für weiterhin steigende Preise.

Durchschnittliche Coin Dormancy
Durchschnittliche Coin Dormancy
[Prognose] Bitcoin (BTC) Prognose (07/2021) | Bitcoin2Go
In unserer Bitcoin Kurs Prognose 2021 werfen wir einen Blick auf die Chancen und Risiken von BTC. Dazu blicken wir auf die kurzfristigen Aussichten sowie die Fundamentaldaten. Wie ist das Potenzial und dürfen Anleger mit steigenden Kursen rechnen?

Große Transaktionen dominieren im Bitcoin-Netzwerk

Um Angebotsdynamiken bei Bitcoin (und auch anderen Kryptowährungen) zu untersuchen, brauchen wir mehr als nur das Verhalten der verschiedenen Marktteilnehmer. Namentlich sollte auch auf das Transaktionsverhalten geblickt werden. Wenn das Angebot eines Wertes stark verknappt wird, dann erwarten wir große Volumen. Nun, wie groß darf es sein?

Der nachfolgende Chart zeigt die Dominanz von Transaktionen mit Werten oberhalb von 1 Mio. USD, welche seit September 2020 zugenommen hatte. Und zwar von 30 auf stolze 70 %. Siebzig Prozent aller Transaktionen besitzen also einen Wert in Millionenhöhe.

Dominanz von großem Transaktionsvolumen
Dominanz von großem Transaktionsvolumen

Um diese Beobachtung zu bestätigen, wird als Nächstes auf die Dominanz der kleinen Transaktionsvolumen geblickt. Diese Dominanz müsste abnehmen, richtig? Richtig, und so ist es auch. Die kleinen Transaktionsvolumen haben in ihrer Dominanz von 70 % auf ca. 30 bis 40 % abgenommen. Es brauchte nur zwei Charts um deutlich zu machen, dass eine neue Ära an großem Kapital seit 2020 durch das Bitcoin-Netzwerk fließt.

Dominanz von kleinem Transaktionsvolumen
Dominanz von kleinem Transaktionsvolumen

Die Evaluierung des Bitcoin Supply Squeeze

Hört sich episch an, oder? Der Bitcoin Supply Squeeze! Dabei sind solche Events im Bitcoin Kurs nicht seltener, als Long und Short Squeezes. Und in der Tat kam es erst im Oktober 2020 zur letzten Angebotsverknappung. Heute nähern wir uns diesem Punkt scheinbar erneut, mit 12.48 Mio. BTC in den Händen von Langzeitinvestoren. Und was nach dem Oktober 2020 passierte, muss hier wohl kaum erwähnt werden, oder?

Analyse der Angebotsdynamik von BTC

Die schiere Menge an Bitcoin in den Händen von Langzeitinvestoren spricht dafür, dass in Q1 und Q2/2021 starke Akkumulation neben der ganzen Distribution stattgefunden hatte. Dies zeichnet ein stark bullisches Bild in Sachen Überzeugung. Und führt zusammen mit anderen Faktoren dann womöglich auch zur starken Angebotsverknappung. So stark, dass daraus ganze Bullenmärkte entstehen können (und in der Vergangenheit entstanden).

Angebotsdynamiken bei Bitcoin
Angebotsdynamiken bei Bitcoin

Im obigen Chart sind Metriken aus dem zirkulierenden und angepassten Angebot gleichzeitig zu sehen. Das angepasste Angebot deckt dabei Bitcoin ab, welche als verloren oder extrem illiquide gelten und wahrscheinlich nie wieder frei zirkulieren werden. Gleichzeitig sehen wir Metriken, die Langzeitinvestoren (LTH) und Kurzzeitinvestoren (STH) betreffen. Im Detail ist zu sehen:

  • Langzeitinvestoren erreichten jüngst ein neues Allzeithoch in der Gesamtmenge an Bitcoin mit 82,68 % der Gesamtumlaufmenge in ihren Händen. Beachtenswert ist zudem die Beständigkeit des Aufwärtstrends in der Menge an gehaltenen BTC durch diese Kategorie an Investoren.
  • Kurzzeitinvestoren scheinen gleichermaßen weniger Interesse an Spekulationen zu haben. HODL-Verhalten überwiegt also am Markt. Das erklärt dann auch den zunehmenden Einfluss der Derivatemärkte auf den Bitcoin Kurs.
  • Starke Angebotsverknappung geschah historisch betrachtet immer dann, wenn das Verhältnis von gehaltener Menge an BTC und HODL bei Kurzzeitinvestoren rund 20 % erreichte. Dies schränkte, zusammen mit den Mengen in den Händen von Langzeitinvestoren, das frei zirkulierende Angebot extrem ein.

Das aktuelle Verhältnis für Kurzzeitinvestoren liegt bei 25 %. Es bräuchten also nur noch magere 5 % im angesprochenen Verhältnis, um Bitcoin auf Grundlage von On-Chain Daten in den historischen Bereich eines Supply Squeeze zu bringen.

Angebotsverhältnisse für Langzeit- und Kurzzeitinvestoren in Bitcoin
Angebotsverhältnisse für Langzeit- und Kurzzeitinvestoren in Bitcoin

Doch wie wahrscheinlich sind diese letzten 5 %? Eventuell wollen die HODL-Wellen darüber Aufschluss geben. Und dies ist in der Tat der Fall. Junge Bitcoin zwischen rund 1 Woche und 3 Monaten repräsentieren eine große Menge des liquiden Angebots.

HODL-Waves als weiterer Indikator

Es ist ein deutlicher Rückgang der Wellen zu sehen, nachdem in Q1/2021 Distribution stattgefunden hatte. BTC altern also wieder mehr, ehe sie bewegt werden. In anderen Worten: viele Bullenmarktkäufer scheinen zu HODLern zu werden.

HODL-Wellen für Bitcoin
HODL-Wellen für Bitcoin

Bestätigt wird diese Observation durch die HODL-Wellen für Bitcoin im Alter von 3 Monaten bis 2 Jahren. Hier kann beobachtet werden, dass Bullenmarktkäufer in der Tat die treibende Kraft in der Akkumulation darstellen, was einem unbestreitbar positivem Trend im HODL-Verhalten im Bitcoin Kurs gleichkommt.

HODL-Wellen für Bitcoin
HODL-Wellen für Bitcoin

Während ein Supply Squeeze also noch nicht bestätigt ist auf Grundlage der On-Chain Daten, deuten zahlreiche Indikatoren und Tendenzen auf eben jene starke Angebotsverknappung in der Zukunft hin. Aufgrund aktueller Alterungsraten von Bitcoin könnte Mitte September als möglicher Zeitraum für das Erreichen der entsprechenden On-Chain Metriken für einen Bitcoin Supply Squeeze genannt werden.

Wöchentliches Feature: Ethereum und der Großbrand namens EIP-1559

Die vergangene Woche sah auch bei der Nummer 2 in Krypto, also Ethereum, große Veränderungen. Mit der London-Hardfork kam auch EIP-1559, welches hauptsächlich zur Stabilisierung der Transaktionsgebühren via ETH zuständig ist. Gleichzeitig wird aber auch die Basisgebühr der Transaktionen über das Netzwerk nicht mehr an dei ETH-Miner ausgeschüttet, sondern verbrannt.

Seit dem Launch der London-Hardfork auf Blockhöhe 12.965.000 wurden bis zum Zeitpunkt der Datenerfassung durch Glassnode (Blockhöhe 12.986.848) insgesamt 43.600 ETH durch das ETH-Mining erzeugt. In derselben Zeit verbrannte EIP-1559 insgesamt 15.250 ETH, also rund 35 % des neuen Ethers.

Neues Ether versus EIP-1559
Neues Ether versus EIP-1559

Ein Blick auf das verbrannte Ether pro Block verrät, dass Schwankungen in den Transaktionsgebühren via Ethereum-Netzwerk in einer Handvoll an Fällen sogar zur Deflation führte. Sprich: es wurden in Einzelfällen mehr ETH verbrannt, als durch den Block Reward ausgeschüttet. Die durchschnittlich verbrannte Menge an ETH pro Block beträgt 0,697 ETH.

Damit ist die Inflation bei Ethereum nicht aufgehalten, noch umgekehrt. Aber das war auch nie die eigentliche Intention von EIP-1559, weswegen der Erfolg der Implementierung durchaus attestiert werden kann.

Verbranntes ETH pro Block
Verbranntes ETH pro Block

Fazit zur Bitcoin On-Chain Analyse für die KW 32/2021

Angebotsverknappung ist das Narrativ der aktuellen Stunde. Ein solcher Bitcoin Supply Squeeze triggerte bereits im Oktober 2020 einen massiven Anstieg bis zum aktuellen Allzeithoch. Ein Supply Squeeze ist der Stoff, aus dem Bullenmärkte gemacht werden! Die Auswirkungen eines solchen Events ausgehend von aktuellen Preisniveaus sind kaum zu prognostizieren.

Das zirkulierende Angebot ist aber auch bei Ethereum das Thema schlechthin. Wenngleich das Angebot bei der Nummer 2 nicht so knapp ist, wie bei BTC, sorgt EIP-1559 dann doch für eine geringere Inflation (geringeres Angebot) und in Verbindung mit dem frühen ETH 2.0 Staking auch für ein schrumpfendes liquides Angebot, bei scheinbar höherer Nachfrage.

Insgesamt könnte der Sommer 2021 (bzw. Spätsommer) also doch noch heiß werden. Und vielleicht sehen wir das alte Sprichwort der traditionellen Finanzmärkte dieses Jahr auch in den Kryptomärkten seine Gültigkeit beweisen: "Verkaufe im Mai und komme zurück im September." Bisher scheinen wir voll auf Kurs!

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