Während weiterhin historische Divergenzen zwischen On-Chain Aktivitäten, Angebotsdynamiken und Bitcoin bzw. Ethereum Kurs zu beobachten sind, machen sich in den On-Chain Daten von Glassnode scheinbare Signale eines frühen Bullenmarktes breit.
Der Bitcoin Kurs hat vergangene Woche eine Konsolidierung unterhalb von 50.000 USD hingelegt. Dabei scheint Verkaufsdruck weiterhin durch das Interesse der Erholung von den Tiefs aus Ende Juli 2021 absorbiert zu werden. Das wöchentliche Tief der vergangenen Woche lag bei 46.465 USD, während ein zeitweises Hoch bei 50.461 USD markiert werden konnte.
Die Erholung seit den Tiefs aus dem Mai, Juni und Juli 2021 erzeugte dabei eine historische Divergenz bei Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH). Die On-Chain Daten, Angebotsdynamiken und die Preisverläufe wollen sich einfach nicht einige werden. Diese Divergenzen und Signale eines frühen Bullenmarktes wollen wir diese Woche in der Bitcoin On-Chain Analyse untersuchen.

Bitcoin-Kurs in der On-Chain Analyse
Bevor irgendwelche tieferen Analysen stattfinden können, lohnt sich stets ein Blick auf das große Bild im Bitcoin Kurs. Während der BTC Preis nämlich die 50.000 USD anzulaufen versuchte, befand sich der Markt am oberen Ende von starkem On-Chain Volumen.
Der nachfolgende Chart visualisiert das sehr schön. Seitdem der Bitcoin Kurs das ehemalige Allzeithoch bei ca. 20.000 USD aus dem Dezember 2017 durchbrechen konnte, zeigten sich 3 signifikante Volumencluster:
- Der sog. Boden zwischen 31.000 und 40.000 USD. Hier wurden mehr als 2,98 Mio. BTC sowohl im Januar 2021, aber auch während der jüngsten, monatelangen Seitwärtsphase akkumuliert. Diese Preisspanne gilt als starke Unterstützungszone.
- 45.000 bis 50.000 USD, also die aktuelle Preisspanne. Hier wurden 1,65 Mio. BTC akkumuliert. Mit dem Bitcoin Kurs am oberen Ende dieser Preisspanne könnte auch diese Zone zukünftig als Unterstützung agieren.
- 53.700 bis 59.000 USD. Hier wurden 1,336 Mio. BTC akkumuliert, während die Marktkapitalisierung er ersten und größten dezentralen Kryptowährung bei mehr als 1 Billion USD lag. Hier könnte die größte Widerstandszone auf dem Weg zurück über 60.000 USD auf den Bitcoin Kurs warten.
Interessant ist zu erwähnen, dass Bitcoin akkumuliert zwischen 53.700 bis 59.000 USD weiter gehalten zu werden scheint. Dies unterstreicht das hohe Vertrauen in eine mittel- und langfristig positive Preisentwicklung im Bitcoin Kurs. Dennoch gilt die Preisspanne als potenziell starker Widerstand, da mehrere Marktteilnehmer hier Ausstiege planen könnten.

Weiterhin können Gewinnmitnahmen praktisch über den ganzen August hinweg beobachtet werden. Da der Bitcoin Kurs aber dennoch weiter anstieg, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass eine robuste Nachfrage herrscht, welche den Verkaufsdruck absorbiert. Die angepasste Spent Output Profit Ratio (aSOPR) zeigt ein ähnliches Verhalten nach dem März 2020 - also dem Black Thursday.
Damals kam es zunächst zu Kapitulationen durch Panikverkäufe über einen längeren Zeitraum hinweg. Mit der Rückkehr über einen Wert von 1 kehrte dann aber wieder Profitabilität ein, mitsamt Absorption des Verkaufsdrucks durch Gewinnmitnahmen.
Die mehrmalige Rückkehr zum Wert von 1 mit anschließend erneutem Anstieg der Metrik unterstreicht dann a) HODL-Verhalten und b) Interesse die Dips zu kaufen.

Divergenzen zwischen BTC und ETH Preis und On-Chain Aktivitäten
Der Bitcoin und Ethereum Kurs, ebenso wie viele andere Kurse von Kryptowährungen, erholte sich also scheinbar von den Tiefs aus dem Mai, Juni und Juli 2021. Doch Daten zu den On-Chain Aktivitäten wollen dem nicht zustimmen. Es kommt zu einer historischen Divergenz.
Die Nachfrage nach Zahlungsabwicklungen über das Bitcoin- und Ethereum-Netzwerk bleiben niedrig. Die aktiven Entitäten im Bitcoin-Netzwerk liegen aktuell durchschnittlich bei rund 275.000 pro Tag. Das ergibt einen Abstand von rund 21,4 % zum Hoch aus dem Januar 2021.

Aktive Adressen auf Ethereum sind in ähnlicher Weise 33 % entfernt vom Hoch aus dem Mai 2021 mit aktuell durchschnittlich 450.000 pro Tag. Es ist anzumerken, dass die Aktivitäten auf beiden Netzwerken aktuell Anzeichen von frühen Bullenmärkten macht.

Die Menge an Transaktionen zeigt ein vergleichbares Bild. Die Nachfrage nach Zahlungsabwicklungen über das Bitcoin-Netzwerk liegt bei rund 200.000 Transaktionen pro Tag. Damit liegt diese Nachfrage bei -37,5 % im Vergleich zum aktuellen Hoch.

Darf es ein wenig mehr Dramatik sein? In US-Dollar ausgedrückt liegt das Transaktionsvolumen bei BTC mit 62,5 % unter dem Allzeithoch aus dem April 2021.

Das Resultat sind geringe Mengen an Transaktionsgebühren für die BTC-Miner. Mit nur durchschnittlich 21 BTC (wie ikonisch, nicht wahr?) pro Tag, repräsentieren diese Transaktionsgebühren nur rund 1 bis 2 % des gesamten Block Rewards.

Bei der Nummer 2 der Kryptowährungen, Ethereum, sieht es ähnlich aus. Die Anzahl an Transaktionen liegt rund 33 % unterhalb ehemaliger Hochs, während die Gesamtanzahl weiter abnimmt auf durchschnittlich 450.000 Transaktionen pro Tag.

Anders als bei BTC, sehen wir aber bei ETH aber gleich noch mehr Divergenzen! Denn während die Anzahl an Transaktionen und die aktiven Adressen niedrig sind, beschleunigt sich die Menge an erzeugten Transaktionsgebühren signifikant. Dies ist zum größten Teil dem aktuellen Hype rundum Non-Fungible Token (NFT) zuzuordnen.
Die Gesamtmenge an erzeugten Transaktionsgebühren über das Ethereum-Netzwerk liegt bei rund 10.000 ETH pro Tag, vergleichbar mit dem DeFi-Sommer 2020.

Doch der NFT-Hype kommt nicht nur mit Vorteilen daher für das ETH-Ökosystem. Denn während die Aufmerksamkeit auf digitales Eigentum gerichtet ist, scheinen die DeFi-Protokolle die großen Verlierer zu sein. Bluechip-Protokolle wie z.B. AAVE, COMP, UNI oder auch YFI sehen weniger Interesse und neue Wochentiefs in den Aktivitäten.

Bullische Angebotsdynamiken bei BTC und ETH
Nun, wenn wir Divergenzen ausmachen stellt sich immer eine recht simple Frage: Sind diese Divergenzen bullisch oder bärisch zu werten. Bei Divergenzen in der technischen Analyse (Chartanalyse) ist diese Frage meist schnell beantwortet. In der On-Chain Analyse muss hier schon genauer hingesehen werden.
Deshalb lohnt sich immer ein Blick auf die Angebotsdynamiken. Vor allem die Alterung von Coins/Tokens gibt in der Regel recht aussagekräftige Auskünfte. Das aktuelle HODL-Verhalten bei BTC und ETH ist bspw. historisch bullisch.


Während junge Coins also gehalten und damit älter werden, begeben sich diese Mengen an BTC und ETH in immer tiefere Kategorien an "Coin-Alter" und damit in Bereiche, in denen Verkäufe immer unwahrscheinlicher werden. Die Anzahl an illiquidem Angebot steigt also.
Bei Bitcoin sehen wir hierbei z.B. rund 50 % der Gesamtumlaufmenge gehalten zwischen 3 Monaten und 3 Jahren.

Abermals zeigt Ethereum einen ähnlichen Trend. Beachtliche 70 % aller ETH werden aktuell für mindestens 3 Monaten gehalten. Für BTC und ETH gilt, dass diese Angebotsdynamiken sich seit März 2021 entwickelten. Wir sehen also in der Tat eine robuste Nachfragelage bei beiden Assets mitsamt starkem HODL-Verhalten.

Final fehlt uns jetzt nur noch Bestätigung. Doch diese ist schnell gefunden. Denn die Anzahl an Adressen mit Guthaben ist stets ein guter Indikator für Adoption, Nachfrage, Akkumulation und HODL-Verhalten. Im Fall von Bitcoin stieg die Anzahl der Adressen mit Guthaben zuletzt erneut über 38 Mio. Adressen.

Und bei Ethereum kam es jüngst sogar zu einem neuen Allzeithoch an Adressen mit Guthaben bei 60,7 Mio. Adressen.

Fazit zur Bitcoin On-Chain Analyse KW 35/2021
Während Divergenzen zwischen Bitcoin bzw. Ethereum Kurs und On-Chain Aktivitäten historisch eine Anomalie während eines Bullenmarktes darstellen, sind solche Divergenzen keine Anomalien für frühe Bullenmärkte und die Zeiten kurz vor extremen Verknappungen von Angebot (Supply Squeeze). Normalerweise sehen wir solche Divergenzen am Ende der Akkumulation nach Bärenmärkten.
Die aktuellen Angebotsdynamiken kommen zudem mit äußerst robuster Nachfrage daher. Und dies könnte sich trotz Divergenzen weiterhin bullisch auf den Preis auswirken, sofern die entsprechenden Trends in den On-Chain Daten erhalten bleiben. Der anhaltende Verkauf von älteren Coins in größeren Menge würde dies invalidieren.
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