In der vergangenen Woche markierte Bitcoin (BTC) erneut ein neues Allzeithoch, während die On-Chain Daten von Glassnode noch keinen signifikanten Wendepunkt hin zur Distribution erreichten. Dennoch kann vermehrte Achtsamkeit nicht schaden.

Bitcoin (BTC) markierte in der vergangenen Woche erneut ein neues Allzeithoch bei 68.742 USD, ehe es zu einer Gegenbewegung auf zeitweise  62.401 USD kam. Seither scheint der Bitcoin Kurs zu konsolidieren und Stabilität in diesen neuen Höhen zu suchen.

Zeitgleich weiß niemand, wie lange dieser Bullenmarkt noch anhalten wird. Endet der Höhenflug schon im Dezember 2021? Geht der Bullenmarkt bis Anfang oder gar Mitte 2022? Nun, darauf haben auch die On-Chain Daten keine akkurate Antwort. Aber wir können mithilfe dieser Daten nach signifikanten Wendepunkten Ausschau halten!

Während die Aussichten fundamental weiterhin bullisch sind, muss dennoch Achtsamkeit gelten. Die Daten von Glassnode gehen dafür diese Woche auf Kapitalflüsse, Verkaufsverhalten und nützliche Indikatoren/Metriken ein, die bei der Ermittlung eines Makro-Tops (Ende des Bullenmarktes) helfen sollten.

Disclaimer: Dieser Report basiert auf Daten und dem wöchentlichen Newsletter in englischer Sprache von Glassnode und wird in dieser Form nur bei Bitcoin2Go erscheinen. Wir freuen uns euch jede Woche die frischen Glassnode On-Chain Daten für den Bitcoin präsentieren zu dürfen.

Bitcoin Kurs von Glassnode
Bitcoin Kurs von Glassnode

Wann kommt der Wendepunkt im Verkaufsverhalten im Bitcoin Kurs?

Vergangene Woche gingen die On-Chain Daten von Glassnode u.a. auf zwei typische Phasen eines Bullenmarktes ein. Dabei wurde beleuchtet, wie das Verhalten von Smart Money langsam von Akkumulation zu Distribution wechselt.

Eine der mächtigsten Metriken, um diesen Übergang zu verfolgen und den Wendepunkt auszumachen, ist die Metrik "Coin Days Destroyed" (CDD). Dabei wird das Alter von BTC verfolgt. Bei Verkauf wird das Alter dann auf 0 gesetzt.

Wenn ältere Coins in Bewegung geraten, werden dann auch meist viele "Coin Days" zerstört. Dies steht oftmals in direkter Verbindung mit der Distribution durch Langzeitinvestoren. Bullenmärkte können dabei monatelange Distribution absorbieren, doch irgendwann wird das Angebot zu groß und ein lokales Hoch bzw. ein Makro-Top sind die Folge.

Coin Days Destroyed für Bitcoin
Coin Days Destroyed für Bitcoin

Der obige Chart zeigt offensichtlich den langsamen Übergang von Makroakkumulation zwischen Juli und November 2021 zu Distribution. Noch befindet sich die Metrik aber nicht in der starken Distribution, wie bspw. zum Jahresübergang 2020/2021 und in Q1/2021.

Weiterhin kann der erwähnte Übergang von Akkumulation zu Distribution auch via "Liveliness" beobachtet werden. Diese Metrik setzt das zerstörte Alter von BTC mit dem erzeugten Alter ins Verhältnis. Die simple Interpretation ist dann wie folgt:

  • Nimmt die Liveliness ab, wird vermehrte Dormanz (HODL-Verhalten) beobachtet.
  • Nimmt die Liveliness zu, wird vermehrtes Verkaufsverhalten beobachtet.
  • Steile Abstiege/Anstiege deuten auf stärkeres HODL-Verhalten bzw. stärkere Distribution hin.

Nachfolgend können 6 Monate an HODL-Verhalten beobachtet werden (in Grün), die jüngst in einem leichten Aufwärtstrend mündeten. Ähnlich wie auch bei der CDD, beginnt dieser Trend erst. Der signifikante Wendepunkt scheint also noch nicht erreicht und könnte selbst bei Erreichen über Monate hinweg durch die starke Nachfrage nach Bitcoin absorbiert werden.

Liveliness von Bitcoin
Liveliness von Bitcoin

Der Kapitalfluss und die Bitcoin On-Chain Daten

Die Distribution durch erfahrene Investoren hat also begonnen, befindet sich bisher aber auf sehr moderaten Niveaus. Das ist eine fundamental bullische Aussicht, bis dieses Verkaufsverhalten signifikante Niveaus erreicht. Der nächste Schritt sollte also sein, die Magnitude des Verkaufsdrucks zu ermitteln und den Kapitalfluss, den es braucht, um diesen Verkaufsdruck zu absorbieren.

Um dies zu tun, wird nachfolgend die realisierte Marktkapitalisierung betrachtet. Diese Metrik verfolgt den Preis von Bitcoins zu deren letzter Bewegung. Geschieht diese im Profit, wächst die realisierte Marktkapitalisierung. Bewegungen im Verlust wiederum lassen die realisierte Marktkapitalisierung schrumpfen.

Klar zu erkennen ist, dass die realisierte Marktkapitalisierung ihren Aufwärtstrend fortgesetzt hat und ein neues Allzeithoch bei ca. 450 Mrd. USD markierte. Warum? Weil BTC verkauft wird und diese Coins im Profit bewegt werden. Unter dem Strich ergibt dies einen Kapitalfluss von ca. 50 Mrd. USD seit den Hochs aus dem Mai 2021.

Realisierte Marktkapitalisierung von Bitcoin
Realisierte Marktkapitalisierung von Bitcoin

Auf täglicher Basis braucht es für den Wert der verkauften BTC einen oder mehrere Käufer, welcher/welche diesen Verkaufsdruck absorbiert/absorbieren. Der nachfolgende Chart zeigt auf, dass im laufenden November rund 1,5 Mrd. bis 2,1 Mrd. USD durchschnittlich pro Tag an Gewinn realisiert werden.

Mit einem seitwärts verlaufenden Preis scheint dies das Minimum zu sein, was es braucht, um den aktuellen Verkaufsdruck durch die Distribution aufzufangen.

Realisierte Profite/Verluste im Bitcoin Kurs
Realisierte Profite/Verluste im Bitcoin Kurs

In früheren Marktzyklen ergaben sich Makro-Tops immer dann, wenn die realisierten Gewinne rund 0,3 % der Marktkapitalisierung und 1 % der realisierten Marktkapitalisierung überstiegen. Im aktuellen Marktzyklus liegen die realisierten Gewinne nicht mal bei 50 % dieser Kernmarken.

Dies ergibt eine zusätzliche Bestätigung, dass die Nachfrage im aktuellen Bullenmarkt wohl auch weiterhin in der Lage sein wird, dem Verkaufsdruck standzuhalten.

Realisierte Profite/Verluste im Bitcoin Kurs, relativ zur Bewertung
Realisierte Profite/Verluste im Bitcoin Kurs, relativ zur Bewertung
[Prognose] Bitcoin (BTC) Prognose (11/2021) | Bitcoin2Go
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Das Ende des Bullenmarktes mithilfe von On-Chain Daten finden

Die genauen Höchststände eines BTC-Bullenmarktes zu finden ist keine leichte Angelegenheit. Doch mit mehr als einem Jahrzehnt an On-Chain und Marktdaten können wir durchaus gewisse Verhaltensweisen und Muster identifizieren, die dabei helfen könnten.

Die erste Metrik, die uns dabei helfen kann, ist der Mayer Multiple. Dieser wird kalkuliert durch das Verhältnis des Preises von BTC zu seinem 200-Tage gleitenden Durchschnitt. Mithilfe von Methoden aus der Statistik ist zu erkennen, dass ein Wert von 2,4 ein Extrem signalisiert. Dies ergibt also eine obere Grenze, welche aktuell bei ca. 110.000 USD sitzt.

Diese obere Preisbegrenzung verändert sich selbstverständlich durch die Schwankungen am Markt und die Auswirkungen dieser Schwankungen auf den 200-Tage gleitenden Durchschnitt.

Mayer Multiple für Bitcoin
Mayer Multiple für Bitcoin

Der bekannte On-Chain Analyst Willy Woo kreierte viele nützliche Metriken, darunter auch das sog. Top Price Model. Dieses empirische Modell multipliziert den durchschnittlichen Allzeitwert (ca. 6,100 USD) um den Faktor 35. Dies ergäbe ein aktuelles Zyklus-Top bei ca. 214.000 USD.

Top Price Model von Willy Woo
Top Price Model von Willy Woo

Weiter gibt es noch den MVRV Z-Score. Hinter dieser mysteriösen Abkürzung verbirgt sich eine Metrik, welche anhand statistischer Normalisierung die Standardabweichung des Marktpreises zum realisierten Preis misst.

Nun, das klingt eventuell sehr kompliziert. Am Ende lässt sich aber dann doch recht simpel festhalten:

  • Sehr hohe Werte im MVRV Z-Score legen nahe, dass der Markt große Summen an nicht realisierten Profiten hält und die Incentivierung zum Verkauf bei einem Maximum liegt.
  • Sehr niedrige Werte im MVRV Z-Score auf der anderen Seite legen nahe, dass die Bestände an BTC stark "unter Wasser" sind und die Kapitulation durch Investoren droht.
MVRV Z-Score für Bitcoin
MVRV Z-Score für Bitcoin

Makro-Tops geschehen meist dann, wenn große Mengen eines Assets zu hohen Preisen an großteils unerfahrene Marktteilnehmer verkauft werden. Smart Money distribuiert sozusagen zu "Dumb Money". Das RHODL-Verhältnis verfolgt genau dieses Event.

Die Metrik steigt für gewöhnlich an, wenn die Anzahl an jungen BTC hoch ist, relativ zu den älteren Coins. Aktuell konsolidiert diese Metrik, sehr ähnlich zu 2013, was ein Equilibrium zwischen jungen und alten Coins darstellt.

RHODL-Verhältnis
RHODL-Verhältnis

Zum Abschluss hätten wir noch die Metrik "Reserve Risk". Vereinfacht lässt sich sagen:

  • Höhere Preise steigen die Incentivierung zu verkaufen.
  • An jedem Tag, an dem ein Langzeitinvestor nicht verkauft, werden Opportunitätskosten fällig. Denn die Erwartung weiter steigender Preise muss nicht erfüllt werden.
  • Entscheiden sich mehrere Langzeitinvestoren gegen einen Verkauf, wird weniger Alter von BTC zerstört. Die Reserve Risk wird abnehmen.
  • Wenn die Preise aber weiter ansteigen, werden mehr und mehr Langzeitinvestoren nicht mehr länger bereit sein zu spekulieren. Ältere BTC werden infolgedessen verkauft, Profite werden realisiert und die Reserve Risk nimmt zu.

Aktuell ist die Reserve Risk auf eindrucksvoll niedrigen Werten, was hauptsächlich der massiven Akkumulation der letzten 6 Monate zu verdanken ist. Doch der Aufwärtstrend hat gestartet, wenngleich nur im Ansatz. Noch bleibt aber sehr viel Luft nach oben!

Reserve Risk für Bitcoin
Reserve Risk für Bitcoin

Fazit zur Bitcoin On-Chain Analyse für die KW 46/2021

Der Bullenmarkt in Bitcoin und anderen Kryptowährungen ist weiterhin vollends intakt. Dass die Distribution durch Langzeitinvestoren allmählich ins Rollen kommt, ist dabei keine Überraschung und deutet zurzeit (und historisch) auch nicht auf ein baldiges Ende des Bullenmarktes hin.

In der Tat kann ein Bullenmarkt die Distribution selbst in vollem Gange noch eine ganze Weile absorbieren. Bis zu diesem Maximum an Distribution ist aber noch viel Platz, wie wir gesehen haben. Der aktuelle Bullenmarkt könnte also gut und gerne noch Monate anhalten und sich bis in 2022 fortsetzen.

Vermehrte Achtsamkeit scheint aber nicht falsch. Denn wie erfahrene Marktteilnehmer wissen, können am Markt schnell Änderungen erfolgen. Deshalb ist es umso wichtiger nun die subjektiven Eindrücke beiseite zu legen und sich auf fundamentale On-Chain Daten zu konzentrieren. Denn diese Daten haben in der Vergangenheit die Makro-Tops bei BTC besser verdeutlicht, als jeder Preischart.

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