Nachdem Bitcoin (BTC) die Preisfindungsphase nicht fortsetzen konnte, ergibt es nur Sinn in dieser Woche auf die Hintergründe des Abverkaufs via On-Chain zu blicken. Dadurch kann dann auch der Einfluss auf den bestehenden Makro-Trend ermittelt werden.
Der Bitcoin Kurs musste in der vergangenen Woche erneut nachgeben. Die Angst greift um sich unter den Anlegern und das ungeachtet der Tatsache, dass sowohl Lang-, als auch Kurzzeitinvestoren mehr Gesamtmenge im Profit halten, als noch während des letzten Abverkaufs aus dem September 2021.
Auf der Makroebene wurde Bitcoin zusätzlich durch eine globale Panikattacke, wegen einer neuen Mutation des Covid-19 Virus, belastet.
Der Wochenverlauf im Bitcoin Kurs reichte von einem Hoch bei 59.339 USD bis zu einem Tief bei 53.569 USD. Noch letzte Woche erwähnten wir, dass eine starke Unterstützung bei ca. 53.000 USD erwartet werden dürfe. Und dennoch: es herrscht schon wieder Bärenmarkt.
Disclaimer: Dieser Report basiert auf Daten und dem wöchentlichen Newsletter in englischer Sprache von Glassnode und wird in dieser Form nur bei Bitcoin2Go erscheinen. Wir freuen uns euch jede Woche die frischen Glassnode On-Chain Daten für den Bitcoin präsentieren zu dürfen.

Bitcoin im Bärenmarkt? Wie jetzt?
Gleich mal zur Beruhigung: Das war nur eine scherzhafte Anspielung auf die vielen Kommentare in sozialen Medien zu den jüngsten Preisentwicklungen bei Bitcoin. Denn hier rufen in der Tat (schon wieder) einige Individuen den Bärenmarkt aus. Den Bärenmarkt wenig mehr als 20 % unter dem aktuellen Allzeithoch.


Nein, das sind keine Werte, die Bärenmärkte vermuten ließen. Doch damit dann hinein in die dieswöchigen Analysen, mithilfe derer der aktuelle Abverkauf aus drei verschiedenen Perspektiven untersucht wird:
- Derivatemärkte
- Kurzzeitinvestoren
- Langzeitinvestoren
Dominanz der CME Bitcoin Futures steigt weiter
Es kann kaum oft genug gesagt werden: Es ist absolut wichtig, die Derivatemärkte rundum Bitcoin zu beobachten. Einerseits, um überhitzte Märkte zu erkennen und etwaige Reaktionen auf "Dips"zu planen. Andererseits aber natürlich auch als Indikator für abgekühlte Märkte, die nun ihre übergeordneten Trends wieder fortsetzen könnten.
In den Bitcoin Optionen beobachtete der aufmerksame Betrachter jüngst stabile offene Handelssummen zwischen 12 und 15 Mrd. USD. Also Gesamtsummen nahe der Allzeithöchststände. Mit dem Ablauf einer Reihe an Bitcoin Optionen zum 26. November 2021 verringerten sich diese offenen Handelssummen auf ca. 10 Mrd. USD.

Die offenen Handelssummen in den Bitcoin Futures befinden sich, in BTC benannt, ebenfalls nahe ihrer Rekordhochs mit ca. 400.000 BTC. Im nachfolgenden Chart sind ein paar Long- und Short-Squeezes markiert, welche dieses Jahr nahe der Rekordhochs zustande kamen.
Mit derart hohen, offenen Handelssummen kann der durchschnittlich genutzte Hebel als riskant eingestuft werden. Dies macht die dominierende Seite (Bullen oder Bären) anfällig für Squeezes.

Die offenen Handelssummen können uns aber keine Marktrichtung erahnen lassen. Denn hier befinden sich sowohl Long-, als auch Short-Positionen in der Berechnung. Die Funding Rates in den Bitcoin Perpetual Futures hingegen können eine solche Marktrichtung erahnen lassen.
Die Funding Rates nehmen ab, verbleiben aber nach wie vor leicht bullisch. Eine Abnahme der Funding Rates ist dabei erwartbar. Der Verbleib im bullischen Regime allerdings legt nahe, dass das Grundsentiment weiter bullisch bleibt, während die Abnahme der Funding Rates durch Short-Positionen erzeugt wird.
Mit einer größeren Menge an Short-Positionen, während das Grundsentiment bullisch bleibt, könnten sich durchaus Squeezes ergeben. Nur gilt das in beide Richtungen und nicht zwangsläufig nur gen Norden.

Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die Tatsache, dass die CME seit dem Start der ersten Futures-basierenden Bitcoin ETFs in den USA weite an Dominanz zulegen konnte. Der Handel an der CME repräsentiert nun mehr als 19,3 % der Gesamtsumme an offenen Handelspositionen. Das Handelsvolumen beträgt rund 6 % des Gesamtvolumens.

Wie sieht es unter den Kurzzeitinvestoren in BTC aus?
Schon in den letzten beiden Bitcoin On-Chain Analysen gingen wir auf Kurzzeitinvestoren ein. Zudem gaben wir an, dass die Kostenbasis für Kurzzeitinvestoren (Haltedauer von 155 Tagen oder weniger) bei rund 53.000 USD läge. Dies hat starke Unterstützung vermuten lassen und das Wochentief der vergangenen Woche bestätigt diese Vermutung bisweilen.
53.569 USD lautete also das vergangene Wochentief. Marktpsychologisch könnten sich hier bereits die Auswirkung der benannten und erwarteten Unterstützung bei ca. 53.000 USD bemerkbar gemacht haben (Front-Running).
Zudem kann der zweite Test im realisierten Preis der Kurzzeitinvestoren beobachtet werden. In 2017 galt dieser realisierte Preis als zuverlässige Unterstützung während größerer Korrekturen.

Ein gerne beobachtetes Muster nahe von Böden von Korrekturen während eines Bullenmarktes ist die Kapitulation der Top-Käufer und damit ein Anstieg der realisierten Verluste. Solange diese Verkäufer nicht gesättigt scheinen, kann kein Boden mit ausreichend Wahrscheinlichkeit benannt werden.
Ein Blick auf die realisierten Gewinne und Verluste zeigt jüngst zwei nennenswerte Events:
- Die realisierten Profite (in Grün) nahmen mit der Korrektur ab. Dies kann als Signal für eine Verminderung der Gewinnmitnahmen gewertet werden und damit auch als Signal der Überzeugung der Anleger.
- Die realisierten Verluste (in Pink) explodierten auf rund 800 Mio. USD pro Tag. Dieses Niveau kennt der aufmerksame Beobachter bereits aus den Korrekturen seit April 2021.
Damit könnte ein Boden in der Tat bald gefunden werden, jedoch bleibt ein Restrisiko durch womöglich verbliebene Top-Käufer.

Mit einem Markt also, welcher die Überzeugung von Investoren auf die Probe stellt, sollten sich Kurzzeitinvestoren an den harten Daten festhalten. Die Gesamtmenge in den Händen von Kurzzeitinvestoren ist um 60 % gewachsen auf 9,20 % der Gesamtumlaufmenge. Im Verlust befinden sich nur noch 9,6 % der Gesamtumlaufmenge in den Händen von Kurzzeitinvestoren.

Mehr Gesamtmenge an BTC in den Händen von Kurzzeitinvestoren im Profit, mit einem Marktpreis nahe einer signifikanten Kostenbasis On-Chain, plus Top-Verkäufer-Kapitulation: ein fairer kurzfristiger Ausblick. Bullischer Natur. Die Kernunterstützung steht bei ca. 53.000 USD.
Die Lage bei den Langzeitinvestoren
Bei den Langzeitinvestoren sollte zunächst die bisherige Distribution bewertet werden. Dabei ist zu erkennen, dass von den 13,5 Mio. akkumulierten BTC rund 150.000 BTC distribuiert wurden. Das sind also lediglich 5,8 % der Gesamtakkumulationsmenge.

Wie beiden Kurzzeitinvestoren auch blicken wir auf den prozentualen Anteil der gehaltenen Gesamtmenge im Profit/Verlust. Der Anteil im Profit nahm seit den Tiefs aus dem September 2021 stetig zu. Damit befinden sich 75,8 % ller BTC in den Händen von HODLern im Plus.

Verglichen mit dem Abverkauf aus dem September 2021 können in beiden Fällen, Kurz- und Langzeitinvestoren, wesentlich gesündere Metriken erkannt werden. Es besteht, wie angemerkt, weiterhin Risiko weiterer Abverkäufe, aber der Anteil der gehaltenen Gesamtmengen im Verlust kann schon mal kein Grund dafür sein.
Nun gut. Manche Kurzzeitinvestoren kapitulieren, manche Langzeitinvestoren distribuieren. Klingt nach einem guten Zeitpunkt, um die Spent Output Profit Ratio (SOPR) für Langzeitinvestoren unter die Lupe zu nehmen. Diese Metrik gibt u.a. auch Aufschluss über die relative Profitabilität der Marktteilnehmer.

Die SOPR zeigt uns dabei, dass sich die Metrik übergeordnet bereits seit März 2021 im Abwärtstrend befindet. Dies legt nahe, dass der Profit erzielt durch Langzeitinvestoren schrittweise seit März 2021 abnahm. Die signifikanteste Divergenz hierbei kam seit August 2021 zustande.
- Dies kann einerseits zustande kommen, weil die Kostenbasis der Langzeitinvestoren durchaus zunimmt, durch die Akkumulation weit oberhalb der Preise, welche seit 2017 gezahlt wurden.
- Distribuierende Langzeitinvestoren verkaufen einfach teurer erworbene BTC. Dies würde eine Risiko-Aversion unter den Langzeitinvestoren nahelegen.
Fazit zur Bitcoin On-Chain Analyse für die KW 47/2021
In der Gesamtsumme kommen wir mit der dieswöchigen Bitcoin On-Chain Analyse auf nachfolgende Ergebnisse:
- Das Sentiment ist ängstlich, wenngleich übergeordnet weiter optimistisch. Das Ausmaß der aktuellen Korrektur rechtfertigt dabei nicht die kurzfristigen Sentimentreaktionen (Überreaktion).
- Offene Handelssummen in den Bitcoin Futures und Optionen befinden sich nahe ihrer Rekordhochs. Dies führte historisch zu größeren Marktbewegungen in beide Richtungen. Damit läge ein Long-Squeeze, aber auch ein Short-Squeeze auf dem Tisch.
- Der Preis pro BTC erreichte die unmittelbare Nähe einer On-Chain-Kostenbasis von Kurzzeitinvestoren bei ca. 53.000 USD und erfuhr Unterstützung. Dieses Preisniveau darf (und sollte vermutlich sogar) als Kernunterstützung angesehen werden.
- Langzeitinvestoren haben bisher lediglich 5,8 % der gehaltenen Gesamtmenge an BTC distribuiert. Das Verhalten von Langzeitinvestoren lässt dabei aber den Verdacht zu, dass Unentschlossenheit herrschen könnte.
- Sowohl Langzeit-, als auch Kurzzeitinvestoren halten mehr BTC im Profit, als noch im September 2021. Dies kann als konstruktiv für den Preis angesehen werden und ein übergeordnetes, höheres Tief. Die Wochenkerze der vergangenen Woche legt in ihrer Größe, Form und Beziehung zum Handelsvolumen jedenfalls ein Umkehrsignal nahe.
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