Bitcoin (BTC) und andere Kryptowährungen erfuhren eine weitere Welle an Massenliquidierungen. In der vergangenen Woche wurden dabei rund 5,4 Mrd. USD in Futures-Kontrakten als Verlust in den Bilanzen von gierigen Spekulanten verbucht.

Der Bitcoin Kurs schließt nach dem September 2021 auch den November 2021 im Minus. Hintergrund waren gleich mehrere Unsicherheiten in den globalen Finanzmärkten, namentlich die zeitweise Angst vor einer neuen Covid-19 Variante und die anhaltende Schuldenkrise bei Evergrande.

Die Makroebene könnte dabei weiter anfällig bleiben. Vor allem Evergrande und erneut drohende Lockdowns wegen der anhaltenden Pandemie könnten die globalen Finanzmärkte und damit auch die Kryptomärkte noch eine ganze Weile beschäftigen.

Der Dezember 2021 beginnt mit weiteren, herben Verlusten. In der vergangenen Woche verlief der Bitcoin Kurs von einem Wochenhoch bei 59.041 USD zu einem zeitweisen Tief bei 45.032 USD. Dies markierte einen Abstand zum aktuellen Allzeithoch von -34,5 %. Die Glassnode On-Chain Daten gehen deshalb diese Woche auf nachfolgende Schwerpunkte ein:

  • Die jüngste Kaskade an Liquidierungen
  • Die Realisierung von Verlusten über verschiedene Investorenkategorien hinweg
  • Den Einfluss dieser Events auf die Angebotsdynamiken
  • Das Sentiment von Langzeitinvestoren

Disclaimer: Dieser Report basiert auf Daten und dem wöchentlichen Newsletter in englischer Sprache von Glassnode und wird in dieser Form nur bei Bitcoin2Go erscheinen. Wir freuen uns euch jede Woche die frischen Glassnode On-Chain Daten für den Bitcoin präsentieren zu dürfen.

Bitcoin Kurs von Glassnode
Bitcoin Kurs von Glassnode

Wenn hohes Volumen in Bitcoin auf hohe Volatilität trifft

Noch vergangene Woche berichteten wir, dass die hohe Gesamtsumme in offenen Handelspositionen (Open Interest) in den Bitcoin Futures eine schöne Mischung wären, um höchst volatile Preisbewegungen auszulösen.

Die Unsicherheiten der vergangenen Woche an den globalen Finanzmärkten trugen dann ihren Teil dazu bei, dass diese Volatilität auch tatsächlich ausspielte.

Das Resultat: Schwäche beim Halten von Kernunterstützungen (ca. 53.000 USD) im Bitcoin Kurs, gefolgt von einer Kaskade an Liquidierungen in Höhe von rund 5,4 Mrd. USD in den Bitcoin Futures. Das waren mal eben 24,5 % des gesamten Open Interest.

Offene Handelssummen in den Bitcoin Futures
Offene Handelssummen in den Bitcoin Futures

Die Kettenreaktion an Schließungen von Handelspositionen entsprach einer Gesamtmenge von 58.202 BTC. Demnach reiht sich der jüngste Abverkauf als Nummer 2 in eine Reihe von Abverkäufen ein, welche immer noch durch den historischen Abverkauf aus dem Mai 2021 angeführt werden. Weitere Abverkäufe dieses Jahres, die vergleichbar sind:

  • 12. Mai 2021 - Der Elektroautobauer Tesla kündigt an, dass Bitcoin nicht länger als Zahlungsmittel akzeptiert würde.
  • 26. Juli 2021 - Ein Short-Squeeze, welcher die Seitwärtsphase zwischen Mai und Juli 2021 beendete.
  • 07. September 2021 - El Salvador akzeptierte Bitcoin offiziell als gesetzliches Zahlungsmittel.
Tagesveränderungen im Open Interest in den Bitcoin Futures
Tagesveränderungen im Open Interest in den Bitcoin Futures

Die Bitcoin Futures waren aber nicht die einzige Abteilung der Derivate, welche neben hohem Volumen auch hohe Volatilität erlebten. Die Aktivitäten in den Bitcoin Optionen erreichten bisweilen immer dann Höhepunkte, wenn starke Marktbewegungen die Möglichkeit für Hedging bieten.

Das Volumen in den Bitcoin Optionen während des jüngsten Abverkaufs sah dabei in der Spitze mehr als 1,7 Mrd. USD - pro Stunde!

Handelsvolumen in den Bitcoin Optionen
Handelsvolumen in den Bitcoin Optionen

Gesunder Neustart für die Bitcoin Perpetual Futures?

Die Funding Rates in den Bitcoin Perpetual Futures repräsentieren die Richtung, in welche die meisten Marktteilnehmer spekulieren. Positive Funding Rates geben dabei ein Bias in die bullische Richtung an, negative Funding Rates ein Bias in die bärische Richtung.

Während aggressiver Kettenreaktionen in den Futures können die Funding Rates unter/über ihren neutralen Wert von 0,000 % fallen/steigen. Dies passierte während des jüngsten Abverkaufs, als die Funding Rates im Durchschnitt auf -0,035 % fielen. Dies repräsentiert einen Reset in den Funding Rates und das erste aggregierte Minus seit September 2021.

Funding Rates in den Bitcoin Perpetual Futures
Funding Rates in den Bitcoin Perpetual Futures

Seit dem letzten Reset in den Funding Rates, konnten die Bitcoin Perpetual Futures über zwei Monate hinweg im positiven Regime verweilen. Diese Demonstration an bullischem Sentiment kann schnell in Gier umschlagen und Extreme erreichen.

Sentiment, also die Emotionen am Markt, verläuft zyklisch. Demnach schwingen die Emotionen der Marktteilnehmer immer wieder von Gier zu Angst und wieder zurück zu Gier.

Um diesen Zyklus zu beleuchten, kann die Dominanz an Long-Liquidierungen untersucht werden. Als der Bitcoin Kurs sich Ende Juli 2021 von den Tiefs erholen konnte, dominierten Short-Liquidierungen den Markt über Wochen hinweg. Anfang Oktober änderte sich dieser Trend dann. Diese zyklischen Verhaltensweisen sind Teil der natürlichen Oszillationen des Marktes.

Dominanz an Long-Liquidierungen in den Bitcoin Futures
Dominanz an Long-Liquidierungen in den Bitcoin Futures

Hinzu kommt eine weitere, marktpsychologische Begebenheit: die Tendenz vieler Marktteilnehmer lokale Hochs zu kaufen und dann im Verlust zu verkaufen. Diese FOMO-Käufer bekommen in der Regel sehr schnell schwitzige Hände. Ein Flash-Crash wie jüngst reicht also definitiv schon aus.

Die Events der vergangenen Woche sorgten dafür, dass die realisierten Verluste On-Chain rasant anstiegen. Die Summe an BTC, ausgegeben im Verlust, betrug am 04. Dezember 2021 rund 3 Mrd. USD.
Realisierte Verluste in Bitcoin
Realisierte Verluste in Bitcoin

Die HODLer sind die letzte Bastion der Bullen

Mit den Daten aus den Derivatemärkten abgeschlossen, geht es nun in die Angebotsdynamiken On-Chain. Denn diese zeichnen nur allzu oft ein ziemlich deutliches Bild vom Verhalten der Investoren in Bitcoin und demnach auch von deren Sentiment.

Den Start machen dabei die HODL-Wellen. Diese geben das gesamte Angebot an BTC wider, aufgeteilt nach Haltedauer.

Wer diese HODL-Wellen jetzt nach Coins filtert, welche jünger als 3 Monate sind, sieht, dass lediglich 2,63 % an älteren Coins in diese Altersgruppe distribuiert wurden. Mehr als 97 % der Gesamtumlaufmenge von Bitcoin ist demnach älter als 3 Monate. HODLer verkaufen nicht, allen bisherigen Abverkäufen zum Trotz.

Bitcoin HODL-Wellen
Bitcoin HODL-Wellen

Um mehr Tiefe in diese Perspektive zu bekommen, wird die Dormanz betrachtet. Also eine Messung des durchschnittlichen Alters von Transaktionen On-Chain. Eine steigende Dormanz gibt dabei an, dass mehr ältere Coins bewegt werden. Abnehmende Dormanz hingegen spricht für HODL-Verhalten.

Die durchschnittliche Dormanz in 2020 lag bei 40 Tagen. Die aktuelle Dormanz liegt bei 25 Tagen. Um genau zu sein, nimmt die Dormanz seit Januar 2021 bereits übergeordnet ab. HODLer verkaufen nicht, allen bisherigen Abverkäufen zum Trotz. Das spricht für eine starke Überzeugung bei den Langzeitinvestoren.

Auf Entitäten angepasste Dormanz bei Bitcoin
Auf Entitäten angepasste Dormanz bei Bitcoin

Mit dem Wissen, dass HODLer hier offenbar einfach weiter hodlen, könnten wir annehmen, dass die Distribution der letzten On-Chain Reports zum Erliegen gekommen ist. Dafür sehen wir uns Daten zu den Kryptobörsen an. Zum Beispiel die Dominanz an Transaktionsgebühren von Exchanges.

Die Observation dieser Metrik ergibt, dass eine Abnahme dieser Dominanz seit Erreichen des aktuellen Allzeithochs festzustellen ist. Die Dominanz ist in der Tat sogar auf dem niedrigsten Stand seit Oktober 2020.
Dominanz der Transaktionsgebühren durch Exchanges
Dominanz der Transaktionsgebühren durch Exchanges
Krypto-Börsen: Top 10 Plattformen im Vergleich (2021)
In unserem Vergleich zeigen wir dir die 10 Top Krypto-Börsen 2021. Nutze unsere Filter und finde den besten Anbieter für deine individuellen Ziele.

Zudem blicken wir auf den Fluss an BTC von und zu Kryptobörsen. Dabei stellen wir fest, dass während der Kapitulationsevents nach Mai 2021 in mehreren Perioden mehr 10.000 BTC zu Kryptobörsen flossen. Die aktuellen Daten sind dabei nur ein Bruchteil dieser Summen: 2.000 und 3.200 BTC im aktuellen Abverkauf.

Daraus ergibt sich nur eine Schlussfolgerung: Bisher verhalten sich Investoren in BTC anders, als in der Vergangenheit. Es wird mit Überzeugung auf die Schwäche des Marktes geantwortet und nicht mit Angst. Die Effektivmärkte sind an diesem Abverkauf in der Tat kaum beteiligt. Es sind die Derivatemärkte, welche die Preisbewegungen maßgeblich hervorrufen.

Fluss an BTC von und zu Kryptobörsen
Fluss an BTC von und zu Kryptobörsen

Aber wer verkauft dann hier überhaupt? Langzeitinvestoren halten ihre BTC fest und Kryptobörsen sehen keine nennenswerten Einzahlungen. Die Antwort ist simpel und logisch: Kurzzeitinvestoren, die innerhalb der letzten 3 Monate gekauft hatten. Und diese realisieren durch die Bank Verluste. Und zwar mehr noch, als im Juli 2021.

Spent Output Profit Ratio (SOPR) für Kurzzeitinvestoren
Spent Output Profit Ratio (SOPR) für Kurzzeitinvestoren

Fazit zur Bitcoin On-Chain Analyse für die KW 49/2021

In der Gesamtsumme kommen wir mit der dieswöchigen Bitcoin On-Chain Analyse auf nachfolgende Ergebnisse:

  • Der jüngste Abverkauf basiert auf Makrounsicherheiten der globalen Finanzmärkte, welche eine Kaskade an Liquidierungen in den Bitcoin (Perpetual) Futures auslösten.
  • Hohe offene Handelssummen und größere Hebel sind bei einsetzender Volatilität eine perfekte Mischung für Squeezes.
  • Solche Kapitulationsevents und Resets sind notwendig, um Börsenkurse zurück in ein Equilibrium zu bringen.
  • Langzeitinvestoren haben die Distribution größtenteils gestoppt und reagieren mit starker Überzeugung auf die Schwäche des Marktes.
  • Kurzzeitinvestoren und FOMO-Käufer der letzten 3 Monate haben Panik und werfen ihre BTC auf den Markt - mit dicken Verlusten.

Es bleibt zu erwähnen, dass das Sentiment der Langzeitinvestoren nicht abschließend bewertet werden kann, so kurz nach dem jüngsten Abverkauf. Es braucht mehr Daten. Deshalb werden die nächsten Tage und Wochen bei Bitcoin höchstwahrscheinlich nicht nur spannend, sondern auch richtungsweisend.

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