Bitcoin (BTC) versucht die psychologisch wichtige Kursmarke von 50.000 USD zurückzuerobern, während starke Nachfrage größere Mengen an BTC von den Krypto Börsen weg fließen sieht. Zeitgleich deutet die Netzwerk-Profitabilität an, dass ein kritischer Punkt in diesem Bullenmarkt erreicht wurde.

Der Bitcoin Kurs versuchte zuletzt die psychologisch wichtige Kursmarke von 50.000 USD zurückzuerobern. Die vergangene Woche insgesamt verlief dabei seitwärts. Zwischen einem Wochenhoch bei 51.900 und einem Wochentief bei 46.942 USD passierte nicht viel.

Dies wurde auch so erwartet. Und in solchen Konsolidierungszeiten macht es dann durchaus Sinn mal die breitere Reaktion der Investoren auf die Geschehnisse der letzten Monate zu beleuchten. Verkaufsverhalten und Sentiment stehen hier im Vordergrund. Zudem zeigt sich ein neuer Trend in seinem Anfangsstadium in den Daten zu den Derivatemärkten.

Um diese Daten zu beleuchten, nehmen die Analysten von Glassnode als direkten und naheliegendsten Vergleich den historischen Abverkauf aus dem Mai 2021 und der Seitwärtsphase bis Juli 2021 her.

Mithilfe dieser Analysen wird erwartet ein akkurates Bild der aktuellen Marktlage zu ermitteln und die zukünftigen Chancen und Risiken für den Bitcoin Kurs aufzuzeigen. Wie der Markt sich dann letztendlich entwickelt, weiß hingegen niemand.

Disclaimer: Dieser Report basiert auf Daten und dem wöchentlichen Newsletter in englischer Sprache von Glassnode und wird in dieser Form nur bei Bitcoin2Go erscheinen. Wir freuen uns euch jede Woche die frischen Glassnode On-Chain Daten für den Bitcoin präsentieren zu dürfen.

Bitcoin Kurs von Glassnode
Bitcoin Kurs von Glassnode

Realisierung von Profiten und Verlusten im Bitcoin Kurs

Nach stärkeren Abverkäufen ist es ganz natürlich, dass manche Investoren Verluste realisierten, rein aus Angst vor noch mehr Verlusten heraus. On-Chain erleben Analysten dieser Tage eine beschleunigen dieses natürlichen Geschehens. Die realisierten Verluste beschleunigen sich und lagen im Durchschnitt schon zwei Mal bei mehr als 1 Mrd. USD pro Tag.

Vergleichen mit dem historischen Abverkauf aus dem Mai 2021 kann Folgendes erkannt werden:

  • Von Mai bis Ende Juli 2021 zeigten die realisierten Verluste einen abnehmenden Verlauf nach der initialen Kapitulation.
  • Von Oktober bis Dezember 2021 zeigten Abverkäufe hingegen eine Zunahme in den realisierten Verlusten. Investoren scheinen also weniger natürliche, psychologische Hürden überwinden zu müssen, um - selbst im Verlust - zu verkaufen.
Das Sentiment, welches aus diesen Erkenntnissen abzuleiten ist, liegt also im unsicher-ängstlichen Bereich und Investoren fürchten Risiken weiterer Abverkäufe.
Realisierte Verluste im Bitcoin Kurs
Realisierte Verluste im Bitcoin Kurs

Ein weiterer, signifikanter Unterschied ist das Verhalten im Fluss an BTC von und zu Krypto Börsen. Die sogenannten Net Flows nämlich zeigen zwischen Mai und Juli 2021 starke Dominanz bei den Einzahlungen mit rund 168.000 BTC in drei Monaten.

Oktober bis Dezember 2021 zeigen hingegen starke Dominanz bei den Abhebungen mit rund 49.000 BTC bisher. Ein ziemlicher Kontrast.

Während also manche Investoren wesentlich schneller verkaufen, scheint es genug Nachfrage zu geben, um diesen Verkaufsdruck zumindest größtenteils, wenn nicht gar komplett, zu absorbieren.
Fluss an BTC von und zu Krypto Börsen
Fluss an BTC von und zu Krypto Börsen

Nun sind die beiden Signale dennoch gemischter Natur. Also suchen Analysten weiter nach Hinweisen für die eine oder andere Marktrichtung. Momentum spielt dabei eine tragende Rolle. Der aktuelle 28-Tage realisierte Marktverlauf zeigt das relative Momentum zwischen Marktpreis (Marktkapitalisierung) und realisierter Marktkapitalisierung (also tatsächlichem Kapitalfluss On-Chain).

Aktuell ist dabei zu beobachten, dass sich Bitcoin im überverkauften Bereich befindet. Allerdings scheint die Metrik noch kein echtes Plateu gefunden zu haben, was darauf schließen lässt, dass hier noch Luft nach unten sein könnte.
28-Tage realisierter Marktverlauf
28-Tage realisierter Marktverlauf

Wo es Verlierer gibt, muss es aber auch Gewinner geben. Dafür lohnt sich ein Blick auf die realisierten Profite On-Chain. Diese Profite nehmen ab, ebenso wie schon in der ersten Jahreshälfte. Warum? Weil es in Abverkäufen mit der Zeit immer weniger profitable Coins gibt.

Einerseits liegt diese Abnahme in den realisierten Profiten also an den niedriger werdenden Preisen, andererseits signalisiert dieser Umstand aber auch, dass Investoren mit Papiergewinnen hier noch nicht satt sind.

Allerdings muss erwähnt werden, dass die Abnahme in den realisierten Profiten in der ersten Jahreshälfte 2021 mit erkennbaren Top-Signalen einhergingen. Dies heißt im Umkehrschluss auch, dass die Nachfrage damals schwächer wurde. Zwischen Mai und Ende Juli 2021, als auch heute, sehen wir hingegen starke Nachfrage.

Realisierte Profite im Bitcoin Kurs
Realisierte Profite im Bitcoin Kurs
[Rechner] Bitcoin-Sparplan | Bitcoin2Go
Nutze unseren Rechner und erfahre, wie sich dein Bitcoin (BTC) Sparplan entwickelt hätte. Wir zeigen Dir außerdem die Top 3 Anbieter, um Bitcoin zu besparen.

Die Nachwirkungen des jüngsten Shakeouts

Mit dem zunehmenden Reifeprozess des Bitcoin-Marktes kamen auch derivative Finanzprodukte. Und diese Derivate gewinnen mehr und mehr an Einfluss. Nach einem signifikanten Shakeout in den Derivatemärkten ist es wichtig zu ermitteln, wie sich die Marktteilnehmer verhalten. Kommt wieder mehr Risiko in den Markt, könnte dies darauf hindeuten, dass Spekulanten den "Dip longen".

Der Einfluss der Futures über den Bitcoin Kurs ist immer besonders dominant, wenn die Gesamtmenge an offenen Handelspositionen (Open Interest) über 380.000 BTC steigt. Besonders riskant scheint es zu werden, wenn diese Summen in offenen Handelspositionen  nach starken Preisanstiegen auftreten, gepaart mit Anstiegen in den realisierten Profiten.

  • Langzeitinvestoren und Trader verkaufen hier an neue Marktteilnehmer und Späteinsteiger. Diese Marktteilnehmer haben dann eine höhere Kostenbasis und sind anfälliger für Volatilität.
  • Hohe Summen in offenen Handelspositionen sind der Treibstoff für stark volatile Preisbewegungen, ausgelöst durch die Bitcoin Futures.

Die oben genannten Faktoren sind zwischen Mai und November gut zu beobachten. Hier kam es mehrfach zu offenen Handelspositionen in Höhe von rund 340.000 BTC mit Wachstumsraten von rund 5.000 BTC pro Tag. Ein erneut stark steigender Open Interest in der aktuellen Marktlage würde das Risiko erneuter Volatilität erhöhen.

Open Interest in den Bitcoin Futures
Open Interest in den Bitcoin Futures

Die andere wichtige Metrik in den Derivatemärkten rund um BTC sind die Funding Rates. Diese sollen den Preis so nahe wie möglich am Preis des Effektivmarktes halten. Ist der Preis in den Bitcoin Futures höher, als der Preis des Effektivmarktes, steigen die Funding Rates. Umgekehrt fallen die Funding Rates, wenn der Derivatepreis unter den Effektivmarktpreis fällt.

Extremwerte in den Funding Rates haben dabei - historisch betrachtet - stets zu signifikanten Preisbewegungen in beide Richtungen geführt. Vor dem jüngsten Abverkauf kam es zu Extremwerten in den Funding Rates. In der Tat nahezu exakt zum aktuellen Allzeithoch. Bei den Wochentiefs wurde dann das Gegenteil beobachtet.

  • Trader in den Bitcoin Futures wurden zunächst gezwungen ihre Positionen glattzustellen. Stop Loss Orders wurden getriggert und es kam zu einer Kaskade an Liquidationen.
  • Die aktuelle Marktlage zeigt nur leicht positive Funding Rates. Dies ergibt ein Bild von Tradern in den Bitcoin Futures, welche noch sehr viel Vorsicht walten lassen. Wie auch beim Open Interest sollte diese Metrik genau im Auge behalten werden.
Funding Rates der Bitcoin Perpetual Futures
Funding Rates der Bitcoin Perpetual Futures

Das Handelsvolumen in den Bitcoin Futures ist dann die dritte Kernmetrik zur Beurteilung der Lage an den Derivatemärkten. Während des jüngsten Abverkaufs kam es dabei zu umgerechnet rund 2 Mio. BTC an Handelsvolumen. Während dieser Anstieg im Handelsvolumen durchaus beachtenswert ist, bleibt das Gesamtvolumen aber unterhalb der Abverkäufe aus dem Mai und September 2021.

Zudem gehört die Abnahme des Volumens zu einem übergeordneten Trend seit Mai 2021. Wobei das paradox erscheint, oder? Bitcoin markierte seither neue Allzeithochs und das würde doch eigentlich mit steigendem Volumen erwartet. Tiefer betrachtet ergeben sich nachfolgende Szenarien, geordnet von "schon okay" zu "when Lambo":

  • Trader in den Bitcoin Futures zeigen einfach generell einen momentan geringeren Risikohunger, womöglich teilweise beeinflusst durch das Abverkaufsevent aus dem Mai 2021
  • Das Kapital fließt aus BTC in andere Assets (z.B. andere Kryptowährungen)
  • Der Bitcoin Kurs ist auf Makroebene lediglich in einer längeren Konsolidierungsphase, welche sich aus rapider Veränderung im globalen Makrofinanzklima zusammensetzt.
Handelsvolumen in den Bitcoin Futures
Handelsvolumen in den Bitcoin Futures

Nach starken Bewegungen verursacht durch Derivatemärkte, kommt es meist zu einer Phase der Dominanz des Effektivmarktes. Um diesen Übergang zu beobachten, lohnt sich ein Blick in den prozentualen Anteil des Open Interest an der Marktkapitalisierung. Höhere Werte als 1,3 % signalisieren hier Derivatedominanz, Werte unter 1,1 % signalisieren Effektivmarktdominanz.

Aktuell sehen wir dabei keine Werte, die so tief lägen wie nach dem Mai 2021. Aber die Werte sehen durchaus wieder "gesünder" aus für die Effektivmarktdominanz. Dies unterstreicht die Signifikanz des jüngsten Shakeout für den Markt und die Vorsicht der Marktteilnehmer als Nachwirkung.

Anteil des Open Interest an der Marktkapitalisierung
Anteil des Open Interest an der Marktkapitalisierung

Am Ende der dieswöchigen Bitcoin On-Chain Analyse angelangt bleibt dann nur noch die Betrachtung der nicht realisierten Gewinne und Verluste (NUPL). Denn die zukünftige Marktrichtung wird zwangsläufig durch mehr Angebot oder mehr Nachfrage entschieden werden.

Das historische Schlachtfeld von Bullen und Bären liegt bei einer Netzwerk-Profitabilität von ca. 50 %. Dies signalisiert, dass rund 50 % der Marktkapitalisierung von Bitcoin als nicht realisierte Profite gehalten werden. Während bärischer Trendphasen ist dieses Schlachtfeld ein Widerstand. Dies war zu beobachten zwischen Mai und Ende Juli 2021.

In bullischen Trendphasen bildet dieses Schlachtfeld eine kritische Unterstützungszone, während Investoren versuchen ihre Profite zu beschützen. Vergleich hierzu wäre zwischen August und November 2021.

Gemäß NUPL, stellt der jüngste Abverkauf eine Korrektur in einer größeren, bullischen Trendphase dar. Ein starker Kontrast zu Mai 2021, als die Metrik unter die 50 % rauschte. Die 50 % - Marke signalisiert aber auch den Wechsel von Optimismus zu Angst. Dieser Wechsel wäre eine treffende Beschreibung des aktuellen Sentiments.

Nicht realisierte Gewinne und Verluste (NUPL)
Nicht realisierte Gewinne und Verluste (NUPL)

Fazit zur Bitcoin On-Chain Analyse für die KW 50/2021

Als Zusammenfassung lässt sich festhalten:

  • Während der Bitcoin Kurs konsolidiert, scheint die Dominanz der Derivatemärkte abzunehmen, nachdem eine signifikante Preisbewegung zustande gekommen war.
  • Es gibt Anzeichen für aufkommenden Optimismus und für Nachfrage am Effektivmarkt.
  • Bitcoin befindet sich in der NUPL-Metrik an einem kritischen Punkt im Sentimentwechsel von bullisch zu bärisch.
  • Die aktuelle Markthase darf also als ebenso kritisch für den weiteren, übergeordneten Preisverlauf erkannt werden. Ein erneuter Abverkauf in Preisregionen wie zwischen Mai und Juli 2021 könnte diesmal mit deutlich weniger Erholung einhergehen.
Bitcoin2Go Checkliste
Wir von Bitcoin2Go haben es uns als Ziel gesetzt jedem Menschen das Thema Kryptowährungen einfach, verständlich und vor allem seriös zu erklären.