Zuerst ein neues Allzeithoch, dann ein 18 % Selloff: die vergangene Woche ging für den Bitcoin Kurs mit stärkeren Schwankungen einher. Die Hintergründe für den Abverkauf sind dabei vielfältig. Zeitgleich zeigen On-Chain Daten von Glassnode, dass der Preisrückgang zu gesunden Resets wichtiger Metriken führte.
Die vergangene Woche sah den Preis von Bitcoin (BTC) zunächst ein neues Allzeithoch bei 64.717 USD markieren, ehe der Preis um 18 % fiel. Selbstverständlich gab es viele Narrative, die den plötzlichen Abverkauf zu erklären versuchten. Am Ende sind alle diese Narrative nur Wahrscheinlichkeiten, die einen eben wahrscheinlicher als die anderen.
Das Verbot von Kryptowährungen als Zahlungsmittel in der Türkei, gepaart mit Gerüchten, die die Angst vor regulatorischen Crackdowns schüren stehen ganz vorne auf der Liste der Erklärungsversuche. Der plötzliche Einbruch der Hashrate durch einen Blackout im chinesischen Xinjiang ist ein weiteres Narrativ.
Am Ende war es – wie so oft – eine Summe an Faktoren, die zur Überreaktion der Marktteilnehmer führte. Eine Überreaktion, die dem Markt gutgetan hatte, wie On-Chain Daten nahelegen.
Disclaimer: Dieser Report basiert auf Daten und dem wöchentlichen Newsletter in englischer Sprache von Glassnode und wird in dieser Form nur bei Bitcoin2Go erscheinen. Wir freuen uns euch jede Woche die frischen Glassnode On-Chain Daten für den Bitcoin präsentieren zu dürfen.
Quelle: Glassnode
Der Tag, an dem die BTC Hashrate plötzlich einbrach
Eines der primären Narrative für den Abverkauf im Bitcoin Kurs, neben der Angst vor regulatorischen Crackdowns, ist der plötzliche Einbruch der BTC Hashrate. Wie es dazu kam? Laut mehreren Berichten kam es im chinesischen Xinjiang am 15. April 2021 zu einem Blackout, der auch die dort ansässigen BTC Miner betraf.
Eine erhebliche Menge an Hashrate wird in Xinjiang erzeugt. Der Ausfall bei den Minern führte noch zwei Tage nach dem Blackout zu einem Anstieg des Block-Intervalls im Bitcoin Netzwerk auf zeitweise 21,6 Minuten. Die Hashrate scheint sich seither aber wieder zu erholen.
Quelle: Glassnode
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Der Einfluss auf die Hashrate war also deutlich spürbar. Von 203,37 EH/s ging es zeitweise um 43,8 % in die Tiefe auf 114,27 EH/s. Ein signifikanter Einbruch also. Normalerweise sollten solche Vorfälle keinen Einfluss auf den Preis von Bitcoin haben. Doch die Märkte sind weder rational, noch läuft die Verarbeitung neuer Informationen effizient ab.
Quelle: Glassnode
Wie auf dem obigen Chart zu sehen ist, folgte der Preis der Hashrate aufgrund einer Überreaktion der Marktteilnehmer. Es kam zu Angst, zu Panik, zu impulsiven Handelsentscheidungen. So düster das klingen mag, für den Markt als Ganzes war das ein positives Ereignis.
Bereinigung und Resets in den Bitcoin Futures
Durch den „Flash Crash“ im Bitcoin Kurs wurden vor allem gierige Derivatehändler aus dem Markt gespült. Viele Trader erhöhten den Hebel (Leverage) in den Bitcoin Futures aufgrund des Börsengangs von Coinbase, was das Risiko eines Long-Squeeze ohnehin schon erhöhte. Und so kam es dann auch.
Quelle: Glassnode
Der Open Interest (OI) fiel am vergangenen Sonntag dann auch um satte 4,9 Mrd. USD oder knapp 18 %. Die Liquidationen von Long-Positionen belief sich alleine auf Binance, BitMEX und OKex auf 1,847 Mrd. USD – binnen etwa einer Stunde. Zu viel Gier wird vom Markt korrigiert, eine schöne Demonstration des zyklischen Sentiments.
Quelle: Glassnode
Spekulanten verkaufen BTC, HODLer kaufen den Dip
Mit dem Bitcoin Futures Markt bereinigt resettete auch die Perpetual Funding Rate. Aber nicht nur in den Futures sind erkennbare, gesunde Resets zu beobachten, sondern eben auch im Sentiment generell. Während bekannt ist, dass Preise an den Märkten zyklisch verlaufen, wird oft vergessen, dass die Emotionen am Markt ebenso zyklisch verlaufen.
Quelle: Glassnode
Die Spent Output Profit Ratio (SOPR) für Adressen mit Bitcoins jünger als 155 Tage kam zurück auf ihren neutralen Wert von 1. Um genau zu sein, fiel die Metrik sogar unter den Wert von 1, was nahelegt, dass Anleger im Verlust verkauften. Schwache Hände wurden also – einmal mehr – aus dem Markt gespült.
Quelle: Glassnode
Ebenso wie ein Reset bei der Perpetual Funding Rate in den Bitcoin Futures ist auch ein Reset bei der SOPR für Adressen mit Bitcoins jünger als 155 Tage förderlich in einem Bullenmarkt. Vor allem dann, wenn die Metriken bezüglich HODLer weiterhin stark bullisch bleiben. Langzeitinvestoren kauften den Dip, während schwache Hände verkauften.
Wöchentliches Feature: Neue Marktteilnehmer
Bärische Bewegungen in einem Bullenmarkt als positiv zu verkaufen ist immer eine schwierige Sache. Denn Preise sollten doch eigentlich steigen, anstatt fallen. Wenngleich viele Neulinge dies aufgrund mangelnder Erfahrung wohl so sehen, sie strömen zahlreich in den Markt. Das Wachstum an neuen Entitäten im BTC Netzwerk legte sogar einen parabolischen Anstieg an den Tag.
Quelle: Glassnode
Vor November 2020 verlief das Wachstum an neuen Entitäten recht stabil. Doch mit den Anstieg an das ehemalige Allzeithoch aus 2017 änderte sich das Wachstum mehr oder minder schlagartig. Neue Höchststände können On-Chain praktisch wöchentlich beobachtet werden.
Doch wer sind diese neuen Entitäten? Ein Blick auf die Menge an Bitcoin auf Krypto Börsen lässt uns schnell erkennen, dass es sich um Retail handelt. Privatanleger also, die offenbar in der Spekulation ihr Glück suchen. Binance ist hierfür eine beliebte Handelsplattform und die nachfolgenden Daten unterstreichen unsere Annahmen eindrucksvoll.
Quelle: Glassnode
Seitdem das Allzeithoch aus 2017 gebrochen wurde, steigt die Menge an BTC auf Binance stetig an. In den vergangenen zwei Wochen legte dieser Anstieg an mehr und mehr Bitcoin auf Binance nochmal deutlich zu. Retail spekuliert, kauft teuer und verkauft billig. Während HODLer nur geduldig abwarten, bis sie die kostbaren Coins aufkaufen können.
Schlusswort
Angst vor regulatorischen Crackdowns und Einbrüchen in der Hashrate mögen vielleicht zu einem Abverkauf geführt haben, doch der Bitcoin Kurs war ohnehin reif für einen Reset. Die On-Chain Daten von Glassnode legen dabei nahe, dass dieser Reset nun stattgefunden hat und der Bullenmarkt als Ganzes weitergehen kann und wird.