Auch in der vergangenen Woche kämpfte der Bitcoin Kurs erneut um Unterstützung. Die Migration von BTC Hashrate weg von China veranlasst Miner zum Verkauf, während institutionelles Interesse weiterhin niedrig bleibt. Zeitgleich sehen wir am Markt selbst weitere Kapitulationen von Kurzzeitinvestoren.
Die Käufer im Bitcoin Kurs arbeiteten die vergangene Woche weiterhin am Erhalt der Unterstützung der aktuellen Preisspanne. Nach einem lokalen Tief bei 28.993 USD recht früh in der vergangenen Woche, erholte sich der Preisverlauf auf ein zeitweises Hoch bei 35.487 USD.
Wenngleich „Erholung“ ein wohltuendes Wort zu sein scheint, sollten wir den Druck auf die erste und größte dezentrale Kryptowährung nicht kleinreden. BTC Miner in China müssen ihre Umzugskosten decken, weitere Kapitulationen am Markt sind zu beobachten und die größten absoluten Verluste in der Geschichte von Bitcoin machen sich auch beim institutionellen Interesse bemerkbar.
Disclaimer: Dieser Report basiert auf Daten und dem wöchentlichen Newsletter in englischer Sprache von Glassnode und wird in dieser Form nur bei Bitcoin2Go erscheinen. Wir freuen uns euch jede Woche die frischen Glassnode On-Chain Daten für den Bitcoin präsentieren zu dürfen.
Quelle: Glassnode
Kapitulation im Bitcoin Kurs, die Zweite
Nachdem der Mai 2021 uns im Bitcoin Kurs neue Rekorde bei den absoluten Verlusten in US-Dollar eingebracht hatte, beobachteten wir die 2. Kapitulation im Markt in der vergangenen Woche. Das neue Allzeithoch bei den absoluten Verlusten im Bitcoin Kurs liegt bei 3,45 Mrd. USD. Dabei ist zu erwähnen, dass mit einem steigenden Wert des Marktes auch mehr absolute Profite und Verluste möglich werden.
Insgesamt zeigen aber die On-Chain Daten von Glassnode, dass ein großes Volumen an BTC im Verlust verkauft wurden. Kurzzeitinvestoren kapitulierten also erneut, denn die Langzeitinvestoren sind nach wie vor größtenteils im Profit. Lediglich rund 2,44 % der Gesamtumlaufmenge in den Händen von HODLern befindet sich im Minus.
Quelle: Glassnode
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Wenn wir auf der Suche nach noch mehr Evidenz für die Kapitulation von Kurzzeitinvestoren sind, kommen wir um den Vergleich der jeweiligen Spent Output Profit Ratio (SOPR) nicht drum herum:
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- Die SOPR für Langzeitinvestoren (links in Orange) zeigt uns einen Wert von 1.95. Das bedeutet, im Durchschnitt, dass Langzeitinvestoren bei 195 % realisierten Profiten liegen. Die durchschnittliche Kostenbasis der gehaltenen Mengen an Bitcoin liegen hier bei etwa 16.700 USD.
- Kurzzeitinvestoren-SOPR (rechts in Blau) oszilliert rundum einen Wert von 1.0. Ein Fall unter 1.0 legt nahe, dass signifikante Verluste realisiert werden, vor allem dann, wenn ein Wert unter 1.0 längere Zeit gehalten werden kann.
Der Verkaufsdruck der vergangenen Woche/-n löste eine fast marktweite Panik aus. Doch die Kapitulation fand bei den Kurzzeitinvestoren statt, während Langzeitinvestoren größtenteils die Lage beobachteten und akkumulierten.
Quelle: Glassnode
Verkaufsdruck durch BTC Miner
Neben den höchsten absoluten Verlusten in der Geschichte von Bitcoin sehen wir jüngst auch die größte Migration an Hashrate in der Geschichte von BTC. Und die Kosten für diese Migration wollen gedeckt werden. Zurzeit beeinflussen zwei primäre Faktoren die Verkaufsaktivitäten der BTC Miner:
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- Ein dramatischer Einbruch in den Einnahmen der Miner, aufgrund des rund 50-prozentigen Preiseinbruchs im Bitcoin Kurs. Dieses Event führte zu Verkäufen zum Decken der Fiatkosten.
- Logistische Ausgaben aufgrund des Crackdowns in China. Diese Ausgaben könnten erwartungsgemäß noch Monate anhalten.
Zum Start der Analyse des Verkaufsdrucks durch BTC Miner können wir einen Blick auf die durchschnittlichen Einnahmen werfen. Im 7-Tages-Durchschnitt sehen wir dabei einen Einbruch der Einnahmen von Minern um rund 65,5 %, verglichen zu März und April 2021. Der aktuelle 7-Tages-Durchschnitt liegt bei etwa 20,73 Mio. USD pro Tag, was immer noch 154 % mehr entspricht, als noch zwischen März und Mai 2020.
Quelle: Glassnode
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Die wesentliche Frage, die sich dadurch stellt, ist, ob BTC Miner Teile ihre BTC liquidieren oder nicht. Und diese Frage ist recht simpel durch die Menge an Bitcoins in Wallets von Minern zu beantworten. Seit einem Tief am 27. Januar 2021 fügten Miner lediglich rund 10.000 BTC ihren Reserven hinzu. Das sind lediglich 7,6 % aller geschürften Bitcoins dieser Zeitspanne. 92,4 % wurden demnach veräußert.
Quelle: Glassnode
Wir können auch verfolgen, wie viele Coins von BTC Minern zu Krypto Börsen transferiert werden und in welcher Rate. Dies ermöglicht eine genauere Einschätzung des Verkaufsdrucks. Der 14-Tage gleitende Durchschnitt hilft uns hier die Daten ein wenig zu glätten. Seit Ende 2020 und Q1/2021, so zeigt sich, erzeugten BTC Miner via Exchanges rund 300 bis 500 BTC pro Tag an Verkaufsdruck. Der aktuelle Fluss an BTC zu Krypto Börsen durch BTC Miner ließ hingegen nach.
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Wir können aber auch den Fluss an BTC von Minern zu OTC-Handelsplattformen (außerbörslicher Handel) verfolgen. In 2021 zeigt sich bei diesen Daten eine progressive Abnahme der Mengen an BTC auf OTC-Handelsplattformen und jede größere Abnahme korreliert dabei mit dem Trend am Markt. Von April bis Juni 2021 wurde eine Summe von 6.000 bis 8.000 BTC auf OTC-Handelsplattformen erhalten mit einem Net Flow von ca. -1.134 BTC über die letzten 2 Wochen.
Quelle: Glassnode
Institutionelle Nachfrage bleibt gering
Einer der primären Preistreiber hinter dem Anstieg im Bitcoin Kurs in 2020 und 2021 waren sowohl die narrative, als auch die reale Nachfrage nach BTC durch institutionelle Investoren. Mit am meisten Nachfrage erzeugte und realisierte der Grayscale Bitcoin Trust (GBTC). Während wir hier noch bis Februar 2021 einen steigenden Premium beobachten konnten, wird der GBTC seit Mitte März 2021 zum Discount gehandelt.
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Der historische Abverkauf aus dem Mai 2021 im Bitcoin Kurs brachte den Discount wieder näher an 0 %. Zuletzt bewegte sich der Discount zwischen einem Wochentief bei -14,44 % und einem Hoch bei -4,83 %. Grayscale hält mehr als 650.000 BTC bzw. 3,48 % der gesamten Umlaufmenge.
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Neben Grayscale können wir aber auch auf die beiden Bitcoin ETFs in Kanada blicken. Das wäre einerseits der Purpose Bitcoin ETF und andererseits der QBTC von 3iQ Asset Management. Und ersterer ETF schaffte tatsächlich weiteres Wachstum in der Menge an gehaltenen BTC. Durchschnittlich werden seit 15. Mai 2021 95,83 BTC pro Tag hinzugefügt. Das ist zugegeben nicht viel, aber ein Hinweis auf institutionelles Interesse.
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Die Freude ist aber schnell vorüber, wenn wir uns den Verlauf der gehaltenen Mengen an Bitcoin im QBTC ansehen. Denn hier kam es zu massiven Outflows in Höhe von -10.483 BTC innerhalb der letzten beiden Monate. Der Purpose Bitcoin ETF flippte nun sogar den QBTC bei der Gesamtmenge an BTC unter Management. Doch selbst dann: zusammengenommen flossen rund 8.000 BTC aus Investmentprodukten heraus, statt hinein.
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Abschließend sollten wir bei der Betrachtung des institutionellen Interesses auch Coinbase nicht vergessen. Die Krypto Börse erwies sich als beliebt bei institutionellen Investoren. Hier sehen wir nach einer anhaltenden Abnahme der Menge an BTC auf Coinbase einen jüngst flachen Verlauf.
Zwischen GBTC, Purpose ETF, QBTC und Coinbase kann also festgehalten werden, dass das institutionelle Interesse an Bitcoin noch nicht ganz zum Erliegen gekommen ist aber weiterhin sehr niedrig erscheint.
Bitcoin auf Erholungskurs?
Die On-Chain Daten von Glassnode zeigen uns, dass die marktweite Panik bei kurzfristig orientierten Retail-Anlegern weiter anhält. Langzeitinvestoren verkauften zwar auch, aber a) im Gewinn und b) weit weniger impulsiv. Gleichzeitig herrscht recht konstanter Verkaufsdruck durch BTC Miner, welcher noch längere Zeit anhalten könnte. Das institutionelle Interesse hingegen scheint mehr und mehr zu versiegen.
Eine Erholung bei Bitcoin zu prognostizieren ist also noch ein wenig verfrüht. Rein markttechnisch gilt alles unterhalb von 42.000 USD als „nicht erholt“, während 30.000 USD auch weiterhin die Unterstützung ist, welche halten muss, um weitere Abverkäufe zu vermeiden.