Eine weitere Woche ging an den Kryptomärkten zu Ende und mehrere On-Chain Daten von Glassnode zeigen Niveaus, die wir seit 12 Monaten nicht mehr gesehen hatten. Am meisten beschäftigte sich die Krypto-Medienlandschaft dabei mit der Situation rund um das Bitcoin-Mining in China, was sich vor allem auf die Hashrate auswirkte.
Ebenso wie in der vergangenen Woche auch sehen wir den Bitcoin Kurs zum aktuellen Wochenbeginn weiterhin in der Konsolidierung. Es geht seitwärts und es passiert nicht allzu viel. Vergangene Woche sahen wir ein frühes Wochenhoch bei 41.295 USD, ehe es dann auf ein zeitweises Wochentief bei 33.818 USD ging. Diese Woche befinden wir uns zum Start bei (aktuell) 32.930 USD.
On-Chain wird es derweilen ruhiger. Die Nachfrage nach Transaktionen via Bitcoin- und Ethereum-Netzwerk fiel zuletzt auf Niveaus aus 2020. Das mag generell als bärisch gesehen werden, wenngleich diese niedrige Nachfrage auch zeigt, dass Langzeitinvestoren nicht verkaufen wollen. Gleichzeitig setzen gleich mehrere Regionen in China die Crackdowns gegen Bitcoin-Mining weiter fort. Daher lohnt sich ein Blick auf entsprechende Daten!
Disclaimer: Dieser Report basiert auf Daten und dem wöchentlichen Newsletter in englischer Sprache von Glassnode und wird in dieser Form nur bei Bitcoin2Go erscheinen. Wir freuen uns euch jede Woche die frischen Glassnode On-Chain Daten für den Bitcoin präsentieren zu dürfen.
Quelle: Glassnode
Es kehrt Ruhe ein für Bitcoin und Ethereum On-Chain
Fast schon zu ruhig lässt sich die Lage On-Chain aktuell für viele Kryptowährungen beschreiben. Besonders ausschlaggebend sind hier aber – natürlich – Bitcoin und Ethereum. Die Netzwerkaktivitäten beider Netzwerke zeigen einen Rückgang bei der Anzahl aktiver Adressen und beim Gesamttransfervolumen auf Niveaus aus 2020 bzw. Anfang 2021. Bei BTC fiel die Anzahl aktiver Adressen um 24 %, bei ETH um 30 %.
Quelle: Glassnode
Die Transaktionsvolumen zeigen einen gar noch dramatischeren Rückgang. Bitcoin wickelt rund 63 % weniger Volumen in USD ab, verglichen zu den letzten Höchstständen aus dem Mai 2021. Ethereum zeigt einen vergleichbaren Rückgang um 68 %. Damit befinden sich beide Netzwerke zurück auf dem Niveau des ersten Quartals 2021.
Quelle: Glassnode
Rückgang bei den Netzwerkaktivitäten geht einher mit weniger Einnahmen für die Miner
Ganz natürlich gehen mit der reduzierten Aktivität auf beiden Netzwerken auch die Transaktionsgebühren zurück. Die Gesamtmenge an Gebühren über das Bitcoin-Netzwerk fiel unter 30 BTC pro Tag (rund 1,2 Mio. USD). Das bringt uns auf Level aus 2019 und 2020! Demnach repräsentieren Transaktionsgebühren nur noch rund 4 % der Einnahmen von BTC Minern.
Quelle: Glassnode
Auf dem ETH-Netzwerk gingen die täglichen Einnahmen durch Transaktionsgebühren der Miner von 15.000 ETH pro Tag auf nur noch 1.900 ETH pro Tag (ca. 4,34 Mio. USD). Demnach machen Transaktionsgebühren für ETH Miner lediglich noch 10 % der Gesamteinnahmen aus. Dies bringt uns auf Niveaus aus der Zeit vor dem DeFi-Sommer 2020.
Quelle: Glassnode
Das Marktverhalten im Bitcoin Kurs unter der Lupe
Aus der Makroperspektive heraus betrachtet sehen wir durchaus Ähnlichkeiten zwischen den On-Chain Daten heute und den Daten aus 2017. Vor allem in Bezug auf die Gesamtmenge an Bitcoin gehalten durch Langzeit- (in Blau) und Kurzzeitinvestoren (in Rot). Der nachfolgende Chart zeigt uns diese gehaltene Gesamtmenge und auch, ob diese Menge im Profit ist (dunkle Farben) oder nicht (helle Farben).
Quelle: Glassnode
Nach jedem „Peak HODL“ zeigten sich eine Distribution. BTC wurde also von Langzeitinvestoren zu Kurzzeitinvestoren umverteilt. Nachdem das Top im Bitcoin Kurs dann erreicht war, sahen wir einen umgekehrten Effekt. Langzeitinvestoren kehrten in die Akkumulation zurück.
Seit dem aktuellen Allzeithoch bei mehr als 64.000 USD, besitzen Langzeitinvestoren zusätzliche 5,25 % der Gesamtumlaufmenge an BTC. Davon befinden sich rund 1,5 % im Verlust. Doch trotz der zunehmenden Verluste im Portfoliowert zeigen die Langzeitinvestoren keine Verkaufsaktivitäten.
Quelle: Glassnode
Ein genauerer Blick in das Marktverhalten über das letzte Jahr hinweg zeigt uns, dass wir in den letzten Monaten jüngere Coins (Haltedauer unterhalb von 1 Jahr) als Verursacher von rund 45 % aller Transaktionen sehen. Dies deutet auf neue Marktteilnehmer hin. Also solche Marktteilnehmer, die zum Beispiel nahe dem aktuellen Allzeithoch kauften und jetzt kapitulieren.
Wir sehen deutlich, dass die aktuellen On-Chain Aktivitäten durch Käufer der letzten 6 Monate verursacht werden. Diese Käufer verkaufen ihre gehaltenen Mengen an BTC – im Verlust.
Quelle: Glassnode
Auf der anderen Seite sehen wir reduzierte Verkaufsaktivitäten bei Bitcoin-Besitzern mit einer bisherigen Haltedauer von 1 Jahr oder länger. Dieser Umstand kreiert ein zweigeteiltes Bild, wenn wir die Daten auf die leeren Mempools umlegen:
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- Die Nachfrage nach Abwicklungen von Transaktionen auf dem BTC-Netzwerk sinkt (generell bärisch)
- Langzeitinvestoren wollen nicht verkaufen bei den aktuellen Preisen (neutral bis bullisch)
Der gesamte Markt scheint aktuell abwartend, unsicher, ängstlich. HODLer klammern sich an ihre Mengen an BTC, während Kurzzeitinvestoren ihre BTC-Bestände so schnell es geht auf den Markt schmeißen – im Verlust. Wir sind in keinem bestätigten Bärenmarkt, aber wohl an einem signifikanten Entscheidungspunkt für den zukünftigen Marktverlauf.
Der Sonderfall „Bitcoin-Mining“
Während es On-Chain allgemein eher ruhig zugeht, sehen wir bei den Daten rundum Bitcoin-Mining hingegen recht viel Bewegung. Kein Wunder, denn jüngst kam die wohl größte Migration von BTC-Hashrate in der Geschichte ins Rollen.
In vielen Regionen Chinas wurden Bitcoin-Mining-Aktivitäten gestoppt/verboten und die Miner vor Ort sind aktuell im Prozess ihre Mining-Farmen abzuschalten und die Hashrate in andere Regionen/Länder zu verlagern.
Quelle: Twitter
Lesetipp: Bitcoin Hashrate Einbruch – China BTC Verbot für digitalen Yuan
Wie Nic Carter via Twitter berichtete, machen die Crackdowns in Fernost selbst vor „grünen“ Regionen nicht Halt. In Sichuan beispielsweise mussten Mining-Farmen abschalten, obwohl die Energieerzeugung via Wasserkraft geschieht. Carter prognostiziert deswegen – naheliegend – eine vollkommene Umgestaltung der BTC-Hashrate innerhalb der nächsten 6 bis 12 Monate. Doch wie wirkt sich das auf den Bitcoin Kurs aus?
Quelle: Glassnode
Nun, innerhalb der letzten 2 Wochen verringerte sich die Hashrate um rund 16 % (7-Tages-Durchschnitt) von rund 155 EH/s auf ca. 125 EH/s. Damit kehrte die Power des Bitcoin-Netzwerks auf Niveaus aus Mitte 2020 zurück. Nicht dramatisch, denn BTC ist deswegen nicht kaputt oder sowas. Aber wohl ein kurzfristig bärisches Signal für einen unsicher-ängstlichen Markt.
Quelle: Glassnode
Im Miner Net Position Change, also dem 30-Tage-Durchschnitt im Verhalten der BTC Miner (Akkumulation oder Distribution) sehen wir zeitgleich einen Anstieg im Distributionsverhalten. Rund 4.000 bis 5.000 BTC pro Tag wurden so durch die Miner verkauft, um die Kosten der Verlagerung von Ausrüstung, etc. zu decken. Die Distribution ist aber nicht signifikant, wenn wir uns als Vergleich das Verkaufsverhalten der BTC Miner von Anfang 2021 ansehen.
Quelle: Glassnode
Aber BTC Miner verteilen ihre Coins ja nicht nur direkt an den Markt. Oftmals kommt es zu sog. OTC Deals. OTC steht dabei für „Over the Counter“ und beschreibt den außerbörslichen Handel. Wenn wir uns die Daten hierzu ansehen, dann fallen uns spontan zwei Dinge auf:
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- Zwischen 3.000 und 3.500 BTC an Inflows zu OTC-Desks wurden während des Abverkaufs im Mai 2021 und innerhalb der letzten 2 Wochen verzeichnet.
- In beiden Fällen wurden diese Mengen an Bitcoins aber durch Käufer absorbiert. Insgesamt blieb die Menge an BTC auf OTC-Desks seit April relativ gleich.
Auftritt des Bären im Jahr des Bullen?
Der Kampf zwischen Langzeitbullen und Kurzzeitbären geht also weiter in Bitcoin, aber auch anderen Kryptowährungen. Die Kryptomärkte befinden sich scheinbar nicht im Krypto-Winter, aber ein Anflug von Herbst im erwartet heißen Sommer ist festzustellen. Wie es weitergeht? Das darf jeder für sich selbst entscheiden.