Vor einigen Monaten entstanden Gerüchte über einen angeblichen Insiderhandel auf OpenSea. Der ehemalige Leiter der Produktabteiung des NFT-Marktplatzes, Nate Chastain, wird für diese Vorwürfe nun verhaftet. Ihn erwarten je Anklage bis zu 20 Jahre Haft.

Insiderhandel: So zockte Chastain seine Kunden ab

Nate Chastain hatte als Leiter der Produktabteilung Wissen über die internen Prozesse der größten NFT-Handelsplattform. Dieses Wissen nutzte er aus und vermehrte seinen Einsatz mit geringstem Aufwand um das Zwei- bis Fünffache pro Handel.

Nebenbei machte der 31-Jährige so mehrere Tausend US-Dollar am Tag. Doch wie genau hat er diese Masche umgesetzt?

OpenSea präsentiert seinen Kunden beim Betreten der Webseite gleich mehrere NFTs, welche die Plattform als empfehlenswert einstuft. Dazu gehört eine einzelne Kollektion, die schon auf den ersten Blick zu sehen ist und weitere “bemerkenswerte Veröffentlichung”, die beim Scrollen erscheinen.

Die empfohlene NFT-Kollektion.

Chastain wusste vorab, welche NFTs dort zu sehen sein werden und kaufte sie dann für einen vergleichsweise geringen Preis ein – mit dem Wissen, dass größere Aufmerksamkeit durch die Präsentation für steigende Preise sorgt.

Dann verkaufte Chastain die besagten NFTs rasch wieder. All das fand oft innerhalb weniger Stunden statt. Welche Summen er so akkumulierte, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Seine größte bekannte Ethereum-Wallet, auf der er seine Gewinne sammelte, hatte zeitweise jedenfalls ein Guthaben von umgerechnet über 500.000 US-Dollar.

OpenSea-Betrug fliegt durch transparente Blockchain auf

Obwohl Chastain bereits längere Zeit in der Krypto-Szene engagiert ist und vor seiner Position bei OpenSea als Produktmanager an der MetaMask arbeitete, machte er drastische Fehler, welche ihn vermutlich einige Zeit in Freiheit kosten werden.

Chastain verschleierte seine illegalen Geschäfte nur unzureichend. Transparente Blockchains wie die Ethereums vergessen nicht. Da er anonyme Wallets, die er für den Insiderhandel erstellte, mit seiner offiziellen Wallet in Verbindung brachte, flog der Schwindel auf.

Um seine Handelsaktivitäten zu verbergen, erstellte er für jeden gehandelten NFT eine Wallet-Adresse, welche als Intermediär diente. Diese Adresse speiste er mit Ether von seinem offiziellen Konto.

Von diesem Intermediär sendete Chastain die Gelder dann an ein weiteres Konto – auch diese erschuf er für jeden Handel neu. Mit diesem Konto erwarb er den NFT der Begierde und verkaufte ihn anschließend.

Die gewonnenen Gelder sendete er dann auf direktem Weg wieder an seine offizielle Wallet. Chastain vermutete offenbar, diese Aktivitäten würden niemandem auffallen. Im September des letzten Jahres bemerkte ein Twitter-Nutzer, dass das unlautere Geschäft System hat.

Erst wenige Wochen zuvor reagierte ein OpenSea-Kunde verwundert darüber, dass ausgerechnet Chastain Kunstwerke einer empfohlenen NFT-Kollektion erwarb. Dieser kam in Erklärungsnot.

"Sieht so aus, als sei Nate von OpenSea schneller gewesen als alle Anderen."
Ich wollte nur einen davon sichern, bevor sie alle verschwinden.

Schrieb er – damals noch als Leiter der Produktabteilung. Langsam zog sich die Schlinge um seinen Hals zu, die Beweise wurden zu erdrückend und OpenSea reagierte. Neben einer Entschuldigung fordert man Chastain zum Rücktritt auf. Dieser Forderung kam er nach.

New York: US-Behörden inhaftieren Chastain

Schließlich reagiert auch das US-Justizministerium und verhängt einen Haftbefehl gegen Chastain. Wenig überraschend lautet der Vorwurf: Internetbetrug. In der Folge nimmt ihn die Polizei am Mittwochmorgen in New York fest.

Der Staatsanwalt wirft Chastain Insiderhandel mit mindestens 45 NFTs vor. Außerdem erhebt sie Anklage wegen des Verdachts auf Geldwäsche. Die Verstrickung der verschiedensten Wallet-Adressen, die zuvor extra neu erstellt wurden, um deren Anonymität zu nutzen, wertet die Staatsanwaltschaft als Versuch der Verschleierung.

Ziel sei es gewesen,

Die Transaktionen zu verbergen, deren Art und Weise zu verheimlichen, sowie die Quelle, die Eigentümerschaft und die Gewinne.

Die Justiz versucht nun, die illegal gehandelten Gelder zu beschlagnahmen. Chastain könnte für sein Vergehen für mehrere Jahrzehnte hinter schwedische Gardinen wandern. Staatsanwalt Damian Williams sagt dazu:

NFTs sind zwar neu, aber diese Masche ist es nicht. Die heutigen Anklagen zeigen das Engagement dieses Amtes bei der Bekämpfung des Insiderhandels - ob an der Börse oder auf der Blockchain.

Oval: Chastain gründet neue NFT-Plattform

Öffentlich wirkt es, als sei Chastain seit dem Vorfall um seinen NFT-Schwindel resigniert. Sein populäres Twitter-Konto lässt er seitdem ungenutzt. Der Krypto-Szene und dem NFT-Geschäft möchte er offenbar treu bleiben.

Dafür gründete er die NFT-Plattform Oval. Wie es nach seiner Inhaftierung weitergeht, steht in den Sternen. Zuletzt suchte Oval nach einer Finanzierung, um Entwickler bezahlen zu können. Die Webseite fungiert noch nicht als Marktplatz.

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