Für viele Menschen scheint der Beruf des Traders einem Traumjob zu gleichen. Oft stellt man sich unter einem Trader einen erfolgreichen und jungen Mann vor, der bei sonnigem Wetter am Strand liegt und seine Trades gemütlich vom Handy aus bedient.
Wenn man sich dann selbst mit dem Thema Trading beschäftigt, wird dieses Bild aber schnell zu einer Wunschvorstellung. Trading ist nichts für schwache Nerven, denn das menschliche Gehirn unterliegt beim Trading vielen Reizen und Emotionen. Diese werden allgemein unter dem Begriff der Trading Psychologie zusammengefasst.
In diesem Artikel erklären wir dir, welchen Einfluss Emotionen auf unsere kognitiven Prozesse nehmen, wie sie unsere Entscheidungen beeinflussen und was du tun kannst, um ein bessere Trader zu werden.
Was ist Trading Psychologie?
Die Trading Psychologie ist ein Thema der Verhaltensökonomie. Das ist ein interdisziplinäres Gebiet, das Erkenntnisse und Methoden aus der Wirtschaftswissenschaft und der Psychologie kombiniert, um das menschliche Verhalten in wirtschaftlichen Entscheidungssituationen zu untersuchen und zu erklären.
Neben der Trading Psychologie ist vor allem die Massenpsychologie ein wichtiges Themenfeld, welches das Denken und Handeln an den Märkten erklärt. Die Psychologie der Massen beschäftigt sich mit dem Verhalten von Menschen in Gruppen.
Oft ist es so, dass sich Menschen innerhalb einer Gruppe anders verhalten, als die einzelne Person. Sie denken unselbstständig und handeln irrational. Die Masse ist leichtgläubig und manipulierbar. Allein durch ihre Größe hat die Masse aber die Macht, Trends zu erschaffen. Beim Trading sollte man sich dieser Tatsache stets bewusst sein.
Die Emotionen beim Trading können dazu führen, dass Geschehnisse am Markt nicht rational, sondern völlig verzerrt wahrgenommen werden. Man betrachtet den Markt aufgrund von Emotionen also nicht objektiv und sachlich, sondern subjektiv.
Die Rolle von Emotionen beim Trading
Aus evolutionärer Perspektive sind Emotionen komplexe psychophysiologische Reaktionen, die sich im Laufe der menschlichen Evolution entwickelt haben, um auf bestimmte Reize aus der Umwelt angemessen zu reagieren. Emotionen haben die Funktion, das Verhalten und die Entscheidungen von Menschen zu beeinflussen und spielen eine wichtige Rolle bei der Anpassung an die Umwelt, dem Überleben und der Fortpflanzung.
Welche Emotionen spielen am Finanzmarkt eine Rolle?
Im Hinblick auf den Handel an Finanzmärkten spielen Emotionen eine bedeutende Rolle, obwohl Finanzmärkte im Gegensatz zu den frühen evolutionären Herausforderungen moderne soziale Konstrukte sind. Menschen, die an den Finanzmärkten teilnehmen, werden von einer Vielzahl von Emotionen beeinflusst, darunter:
- Gier: Der Wunsch, große Gewinne zu erzielen, kann zu riskanten und unüberlegten Entscheidungen führen.
- Angst: Die Angst vor Verlusten kann dazu führen, dass Anleger zu schnell verkaufen oder gar nicht erst in profitable Investitionen einsteigen.
- Überoptimismus: Übertriebener Optimismus kann zu irrationalen Entscheidungen führen, da Anleger die Risiken möglicher Verluste ignorieren.
- Panik: In Zeiten hoher Volatilität oder Marktunsicherheit kann Panik zu einer massiven Verkaufswelle führen.
- Herdenverhalten: Menschen haben die Tendenz, sich der Mehrheitsmeinung anzuschließen, was zu Blasen und spekulativen Übertreibungen führen kann.
Diese Emotionen können die rationalen Entscheidungsprozesse beeinflussen und zu Verzerrungen führen, die den Finanzmärkten Instabilität und Volatilität verleihen. Investoren neigen dazu, auf der Grundlage von Emotionen zu handeln, anstatt auf objektiven Analysen und fundierten Informationen.
Wie gehe ich mit Angst um?
Beim Trading kann Angst auftreten, wenn Investoren besorgt sind, Geld zu verlieren oder sich vor negativen Marktentwicklungen fürchten. Dies kann dazu führen, dass sie vorsichtiger handeln oder möglicherweise sogar gute Chancen verpassen, weil sie zu ängstlich sind, um Risiken einzugehen.
Ein solides Risikomanagement ist entscheidend, um die Angst vor großen Verlusten zu reduzieren. Investoren sollten immer nur einen kleinen Teil ihres Kapitals in eine einzelne Investition stecken, um das Gesamtrisiko zu minimieren.
Setze Stop-Loss-Orders, um Verluste zu begrenzen und Emotionen aus dem Trading zu nehmen. Wenn eine Investition einen vordefinierten Verlust erreicht, wird sie automatisch verkauft, ohne dass du emotional reagieren musst.
Wie gehe ich mit Gier um?
Gier ist eine Emotion, die auftritt, wenn Menschen nach immer größerem Gewinn streben und dabei oft das Risiko ignorieren. Es ist wichtig zu beachten, dass Gier sich nicht immer offen als solche zeigt. Oft äußert sie sich subtiler, beispielsweise durch übermäßiges Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, durch das Ignorieren von Warnzeichen oder durch übertriebene Risikobereitschaft.
Setze daher klare und realistische Ziele für deine Investitionen. Erfolgreiches Trading erfordert Geduld und Disziplin. Wenn eine Investition erfolgreich ist und die festgelegten Gewinnziele erreicht sind, ist es außerdem wichtig, Gewinne mitzunehmen.
Kognitive Verzerrungen im Trading
Emotionen können stark auf kognitive Prozesse einwirken und rationale Entscheidungen verhindern, indem sie die Informationsverarbeitung beeinflussen und unser Denken, Wahrnehmen und Beurteilen verändern.
Im Kontext des Tradings können kognitive Verzerrungen zu fehlerhaften Handelsentscheidungen führen, da Investoren dazu neigen, Informationen selektiv zu interpretieren oder ihre Entscheidungen von unbewussten Denkmustern beeinflussen zu lassen.
Kognitive Verzerrungen können unsere Wahrnehmung, Urteilsfähigkeit und Entscheidungsfindung beeinflussen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Es ist deshalb wichtig, sich dieser Verzerrungen bewusst zu sein und ein gesundes Maß an Reflexionsfähigkeit zu entwickeln. Hier findest du eine Übersicht der wichtigsten kognitiven Verzerrungen im Trading:
Kognitive Verzerrung | Beschreibung | Beispiel |
---|---|---|
Bestätigungsfehler | Die Tendenz, nach Informationen zu suchen, die bestehende Überzeugungen bestätigen, und Informationen zu ignorieren, die dem widersprechen. | Ein Investor ignoriert negative Nachrichten über ein Unternehmen, in das er investiert hat, und konzentriert sich nur auf die positiven Aspekte. |
Verfügbarkeitsheuristik | Die Neigung, Entscheidungen auf der Grundlage von leicht verfügbaren Informationen oder jüngsten Ereignissen zu treffen. | Ein Investor kauft Aktien eines Unternehmens, das gerade in den Nachrichten erwähnt wurde, ohne die langfristigen Fundamentaldaten zu überprüfen. |
Halo-Effekt | Die Tendenz, eine positive Eigenschaft oder Meinung zu einer Person oder einer Sache aufgrund eines einzigen positiven Merkmals zu bilden. | Ein Investor investiert in ein Unternehmen, weil er von einem einzelnen innovativen Produkt beeindruckt ist, ohne die Gesamtqualität des Unternehmens zu prüfen. |
Endowment-Effekt | Die Tendenz, den Wert eines Vermögensgegenstands zu überschätzen, nur weil er einem selbst gehört. | Ein Investor hält an einer Aktie fest, die er bereits besitzt, obwohl es klare Anzeichen gibt, dass sie an Wert verlieren wird, um keine Verluste zu realisieren. |
Verlustaversion | Die Neigung, Verluste stärker zu fürchten als Gewinne zu schätzen, und daher riskante Entscheidungen zu vermeiden. | Ein Trader hält an einer Verlustposition fest, in der Hoffnung, dass sich der Markt zu seinen Gunsten wenden wird, weil er den Verlust nicht realisieren möchte. |
Framing-Effekt | Die Tendenz, Entscheidungen aufgrund der Art und Weise, wie Informationen präsentiert werden, zu beeinflussen. | Ein Investor ist eher bereit, in ein Unternehmen zu investieren, das als "Marktführer" bezeichnet wird, anstatt eines Unternehmens, das als "neu am Markt" bezeichnet wird. |
Sunk-Cost-Fallacy | Die Neigung, an einer Investition festzuhalten, nur weil bereits Geld, Zeit oder Mühe investiert wurden, obwohl die Aussichten schlecht sind. | Ein Investor hält an einer Aktie fest, die einen großen Teil ihres Werts verloren hat, nur weil er bereits viel Geld in sie investiert hat. |
Recency Bias | Die Tendenz, aktuelle Informationen oder Ereignisse überproportional zu gewichten und frühere Daten zu vernachlässigen. | Ein Trader trifft Entscheidungen basierend auf den jüngsten Marktbewegungen, ohne die langfristigen Trends zu berücksichtigen. |
Hindsight Bias | Die Neigung, vergangene Ereignisse als vorhersehbar oder bekannter zu betrachten, als sie tatsächlich waren, nachdem sie eingetreten sind. | Ein Investor ist überzeugt, dass er den Einbruch des Marktes vorausgesehen hat, obwohl es keine klaren Hinweise gab, bevor es passierte. |