• Der Krieg der US-Regierung gegen Kryptowährungen scheint sich weiter zu verschärfen.
  • Der diesjährige Economic Report of the President widmet dem Thema Krypto ein eigenes Kapitel, mit fast schon absurden "Feststellungen".
  • Was der Präsident bzw. sein Team im Abschnitt Kryptowährungen zusammengetragen hat, stößt auf massiven Gegenwind aus der Krypto-Community.
  • Wir werfen einen genaueren Blick auf die Anschuldigungen des US-Präsidenten.

Economic Report of the President

Der Economic Report wird jährlich vom Rat der Wirtschaftsberater veröffentlicht. Er setzt sich in einer ausführlichen Analyse mit dem aktuellen Zustand der US-Wirtschaft zusammen und äußert Empfehlungen zur Bewältigung wirtschaftlicher Herausforderungen an die Gesetzgeber.

Auch Kryptowährungen sind im diesjährigen Report prominent vertreten, so widmet der Report dem Thema ein eigenes Kapitel (Chapter 8: Digital Assets) indem das Potenzial und die Risiken von Kryptowährungen aufgearbeitet werden sollen.

Weiter behandelt das Kapitel das neue Bezahlsystem der US-Regierung FedNow und die mögliche Implementierung von CBDCs (Central Bank Digital Currencies).

Die Einschätzungen der Wirtschaftsberater zu digitalen Assets stoßen in der Krypto-Community jedoch auf harsche Kritik. Ein genauerer Blick verrät, dass die Kritik ihre Berechtigung hat. Es ist teilweise schlicht absurd, was für Feststellungen und Einschätzungen im Economic Report getroffen werden.

Digitale Assets: Neuerlernen ökonomischer Prinzipien

So der Name des Kapitels, in dem es um Kryptowährungen geht. Doch was genau wird geschrieben?

Zunächst einmal geht der Bericht auf das Potenzial von Kryptowährungen ein, dabei werden fünf Aspekte genauer unter die Lupe genommen und tatsächlich treffend zusammengefasst. Wir ignorieren an dieser Stelle, dass die Punkte nicht als Potenziale, sondern als "Claims" gelabelt sind.

Zitat aus dem Economic Report:

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Neben der dezentralisierten Verwahrung und Kontrolle von Geld wird argumentiert, dass Krypto-Assets weitere Vorteile, wie die Verbesserung von Zahlungssystemen und Erhöhung der finanziellen Inklusion bieten. Sie sollen Mechanismen für die Sicherung von geistigem Eigentum schaffen und Transaktionen von finanziellem Wert ohne Zwischenhändler ermöglichen, welche sowohl auf der Anbieter- als auch auf Empfängerseite Wert abschöpfen würden.

Als weiteren Claim behandelt das Dokument dann noch die Möglichkeit, digitale Vermögenswerte als Investmentinstrument und Inflations-Hedge zu verwenden.

Nun kommt der Hammer und Grund, warum der Aufruhr im Krypto-Markt so groß ist. Der Report kommt zu dem Schluss, dass Kryptowährungen bisher keinen einzigen dieser vorher genannten Vorteile gebracht haben.

Das Ergebnis des Berichts bezüglich Kryptowährungen:

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Tatsächlich bieten Krypto-Assets bisher weder Investitionen mit einem fundamentalen Wert, noch stellen sie eine wirksame Alternative zu Papiergeld dar. Sie verbessern weder die finanzielle Inklusion noch machen sie Zahlungen effizienter; stattdessen ging es bei ihrer Innovation hauptsächlich darum, ⁣
künstliche Knappheit zu schaffen, um die Preise von Krypto-Assets zu stützen - viele von ihnen haben keinen fundamentalen Wert.

Auch wenn Kryptowährungen noch einen weiten Weg zu gehen haben, ist es schlichtweg eine Lüge zu behaupten, sie würden keinen ihrer Claims erfüllen.

Mindestens die eigene Kontrolle über sein Geld ist gegeben, sofern man seine Assets abseits von zentralen Börsen sichert. Zudem ist auch Fakt, dass Kryptowährungen eine sichere Lösung sind, um weltweit und ohne Mittelsmann finanzielle Werte zu transferieren und auch bereits dafür genutzt werden.

Weiter arbeitet der Bericht Schritt für Schritt die Claims der Kryptoindustrie ab und versucht sie mit teils schwierig nachvollziehbaren Argumenten zu widerlegen.

So werden unter anderem die hohe Volatilität, die Kosten und Umweltauswirkungen von Mining und der Kollaps von FTX und Terra Lunas UST sowie das generelle Risiko eines Stablecoin-Depegs angeführt.

Dass FTX mit seiner zentralen und intransparenten Struktur nichts mit einer dezentralen und öffentlich einsehbaren Blockchain-Lösung zu tun hat, wird leider nicht differenziert. Auch dass der letzte Depeg von USDC, nichts mit USDC zu tun hatte, sondern Folge einer gescheiterten US-Bank war, wird nicht erwähnt.

Massiver Gegenwind aus dem Krypto-Sektor

Auch mehrere Stimmen aus dem Krypto-Space verurteilen den Report scharf. Charles Hoskinson, Mitbegründer von Ethereum und Gründer von Cardano, widmet dem Report ein eigenes YouTube-Video, indem er sehr deutliche Worte findet:

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Sie geben uns Bankenzusammenbrüche, Geldwäsche, Vetternwirtschaft und Korrpution, 100 % Zinsen, 6 % Kosten, um das Geld für die ärmsten Menschen der Welt zu bewegen und dann schreiben sie allen Ernstes dieses Stück Müll, das besagt, dass alles, was wir tun, nichts erreicht hat.

Zudem hebt er hervor, dass der Report die Kryptoindustrie für die kürzliche Bankenkrise verantwortlich macht, obwohl die Autoren des Reports selbst die Hauptverantwortlichen sind.

Ryan Selkis, CEO der Krypto-Analyse-Firma Messari, reagiert in einem offenen Brief ebenfalls auf den Economic Report.

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Er betont, wie falsch und gefährlich die Aussagen der US-Regierung bezüglich digitalen Assets sind. So führen die Handlungen der Regierung lediglich dazu, dass Arbeitsplätze in den USA verloren gehen und Talente in andere Regionen wie China, England oder die EU abwandern.

Selkis bemerkt, dass die meisten Krypto-Unternehmen nicht für zwielichtige Aktivitäten genutzt werden und bemüht sind, sich an Gesetze zu halten und alle erforderlichen Regulationen einzuhalten. Dies wird jedoch aufgrund der derzeit mangelhaften Auskünfte der SEC bezüglich der Handhabung digitaler Assets stark erschwert.

Die Handlungen der SEC schützen die Anleger nicht, ganz im Gegenteil: Sie setzen Krypto-Unternehmen und deren Kunden durch die anhaltende Unklarheit über Regulierungen einem Risiko aus, so Ryan Selkis weiter.

Wie kommt die US-Regierung zu ihren Aussagen?

Der Krypto-Markt scheint der US-Regierung ein Dorn im Auge, da er ihre Autorität untermauert sieht und Angst um die Stärke des US-Dollars hat. So liest es sich zumindest aus dem Report heraus.

Auffällig oft erwähnt der Economic Report des Präsidenten, wie sehr der US-Dollar, das neue Zahlungssystem FedNow, sowie CBDCs den Kryptowährungen überlegen sind.

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Bei nahezu jedem Argument gegen digitale Assets wird der US-Dollar als sichere und zu bevorzugende Alternative präsentiert. Dabei wird leider vergessen, dass der US-Dollar seit Gründung der FED über 90 Prozent seiner Kaufkraft eingebüßt hat, während Assets wie Bitcoin über die letzten Jahre hinweg immer weiter an Kaufkraft gewonnen haben.

Insgesamt liest sich das Kapitel rund um digitale Assets wie eine Werbekampagne für FedNow und CBDCs.

Die Faktenlage ist relativ eindeutig und belegt, dass viele Aussagen bezüglich digitalen Assets im Economic Report unvollständig, verdreht oder einfach falsch sind.

Trotzdem ist die Wichtigkeit des Reports für den Krypto-Markt nicht zu unterschätzen. So dienen Dokumente wie der Economic Report oft als erster Anhaltspunkt und Grundlage für neue Gesetzte. Den Entscheidern sind die Fakten dabei nicht zugänglich bzw. beziehen sie ihre "Fakten" aus ebensolchen Dokumenten.

Fazit zum anhaltenden Aufruhr um US-Krypto-Regulierungen

Würde die USA tatsächlich entsprechend ihres derzeitigen Handelns und ihrer Aussagen Krypto-feindliche Regulierungen erlassen, wäre das ein harter Schlag für den gesamten Markt.

Es lässt sich nicht leugnen, dass die amerikanische Regierung mit ihrem Wirken auch großen Einfluss auf den Rest der Welt hat und zudem bereits jetzt viele wichtige Krypto-Unternehmen in den USA ansässig sind.

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Eine Krypto-feindliche Regulierung der USA wäre dennoch nicht das Aus für Krypto. Viele andere Regionen der Welt, wie z.B. auch die EU mit MiCA, sind in Sachen Krypto-Regulierung den USA voraus und würden sich sicher über einen Zulauf amerikanischer Talente aus dem Krypto-Sektor freuen.

Zusätzlich rücken kontroverse Aussagen, wie sie im Economic Report der US-Regierung zu finden sind, das Thema Regulierung wieder weiter ins Rampenlicht. So werden auch wieder verstärkt Akteure auf den Plan gerufen, die sich pro Krypto aussprechen und der Druck auf die Regierung endlich vernünftige Gesetzte zu erlassen erhöht.

Das ganze Drama rund um den Crack-Down der US-Regierung gegen Krypto birgt dementsprechend auch die Chance, dass die Regulierung endlich vorangetrieben wird und so am Ende mehr Klarheit und Sicherheit für Krypto-Unternehmen und Investoren geschaffen wird.