Wie sicher sind Stablecoins? Der extreme Sinkflug des Kryptomarktes geht weiter. Während der Bitcoin fällt, kämpfen mehrere Stablecoins mit ihrer Dollarbindung. Nach dem UST gerät nun auch USDT ins Wanken und verliert auf den US-Dollar bereits einige Cent. Das gleiche Schicksal ereilt den Neutrino USD (USDN).
Terra (LUNA) tendiert Richtung Totalverlust
Der große Verlierer des Krypto-Crashes ist Terra (LUNA). Enorme Geldabflüsse des Ökosystems brachten den Stablecoin UST ins Wanken und eine Panik breitete sich aus. Während LUNA in unserem gestrigen Bericht zu Redaktionsschluss noch einen Wert von knapp unter vier US-Dollar hatte, tendiert der DeFi-Coin seitdem gen null.

LUNA liegt nun bei einem Kurs von nur noch 20 Dollarcent. Über die letzten Tage setzte ein Wertverlust von 99,7 Prozent ein. Ende April lag die Währung noch bei einer Marktkapitalisierung von 30 Milliarden US-Dollar. Heute liegt sie bei ungefähr 469 Millionen.
LUNA fällt damit innerhalb nur weniger Tage von einem Platz in den Top 10 auf den aktuell 79. Rang. TerraUSD (UST) hält sich derzeit auf Platz 14 auf. In der Nacht konnte sich der algorithmische Stablecoin dem US-Dollar wieder annähern, fiel über die Morgenstunden aber erneut auf unter 60 Cent.
Tether (USDT) gerät in Probleme mit Dollarbindung
Wie stark die aktuelle Panik am Markt wirklich ist, lässt sich nicht nur am negativen Trend des Bitcoin erkennen. Neben den üblichen, volatilen Kryptowährungen, geraten aktuell auch weitere Stablecoins in Schwierigkeiten.

Offenbar breitete sich die Panik auf Tether (USDT) aus. Der größte und älteste Stablecoin ist zugleich die Kryptowährung mit dem höchsten Handelsvolumen. Schon lange gilt Tether als eine der größten Gefahren im Krypto-Space.

Tethers fehlende Werthinterlegung ist ein offenes Geheimnis. Da Tether als Liquidität und Intermediär beim Handel mit Kryptowährungen trotzdem die entscheidende Rolle spielt, ist ein Zusammenbruch des zentralisierten Stablecoins ein enormes Risiko.
USDT fiel am Morgen auf bis zu 95 Dollarcent. Seitdem ist die Tendenz des Kurses steigend. Paolo Ardoino, technischer Vorstand von Tether, macht auf Twitter darauf aufmerksam, dass einige Krypto-Trader stark von den aktuellen Tiefpreisen profitieren.
FUD is making good money to few traders.
— Paolo Ardoino (@paoloardoino) May 11, 2022
Seeing firms buying USDt < 1$ on kraken, sell it for >= 1$ on finex or redeeming on https://t.co/fB12xESSvB for 1$. https://t.co/cj9U7u28UC
So betreiben sie einen Arbitragehandel, kaufen USDT auf Krypto-Börsen, auf denen die Token für wenig Geld gehandelt werden und führen sie stabileren Marktplätzen zu oder tauschen sie bei Tether direkt für einen US-Dollar ein.
Kryptomarkt befindet sich im Teufelskreis
Große Teile der Krypto-Szene nehmen Tether längst als Damoklesschwert wahr. Die vergleichsweise starke Kursbewegung bleibt aktuell nicht außer Acht. Einige Kommentatoren hoffen wegen seiner Risiken auf einen Zusammenbruch des Stablecoins, während sich andere Personen vor dessen Folgen fürchten.

Die Kursschwankung des USDT erfolgt durch bloße Panik. Während der UST zusammenbrach, tat sich die Frage auf, ob das gleiche Schicksal auch USDT ereilen könnte. Einige Investoren verkauften aus Angst ihre Tether.
Die Marktplätze wurden mit günstigen USDT geflutet, da einige Investoren ihre Token noch schnell loswerden wollten. In der Folge sank ihr Wert. Der niedrige Kurs kann dann weitere Investoren dazu bewegen, ihre USDT ebenfalls zu verkaufen. So kann ein Teufelskreis entstehen.
Vertrauen auf USDC wächst
Lange Zeit galt USDC gegenüber Tether als vertrauenswürdigere Alternative. Seit Sommer 2021 setzte man diese Reputation aufs Spiel. Damals wurde durch einen Bericht deutlich: Auch USDC vermeidet eine 1:1 Hinterlegung durch den US-Dollar – obwohl man sie den Kunden noch versprach, kurz bevor der Bericht öffentlich ging.

Statt einer kompletten Wertsicherung durch den US-Dollar, besteht nur eine Hinterlegung von 61 Prozent. Dennoch ist die Reputation des USDC immer noch gut. So gut, dass sich offenbar viele Marktteilnehmer zum USDC retten.
Dieser steigt dadurch geringfügig. Auf manchen Marktplätzen – etwa KuCoin und Huobi – liegt der aktuelle Preis des Stablecoins einen Cent über dem US-Dollar. Das Handelsvolumen stieg seit gestern um das Zweieinhalbfache von 8 Milliarden auf über 20 Milliarden US-Dollar.
Wie sicher sind Stablecoins?
Stablecoins sind vor Kursbewegungen nicht gefeit. Am Ende bestimmt immer der Markt den Kurs der Währung. Von panischen Reaktionen nach einer Schwankung weniger Cent ist abzuraten.

Sieht man sich die historischen Kurse der größten Stablecoins an, fällt auf, dass sie bereits viel stärkere Schwankungen hinter sich hatten. Allen voran: USDT, der ein Allzeittief von 57 Dollarcent überstehen konnte.
Auch der Neutrino USD (USDN) verlor als nativer Stablecoin der Waves-Blockchain Anfang April kräftig auf den US-Dollar. Damals vermutete Gründer Sasha Ivanov einen gezielten Angriff.
The account started borrowing $waves around March, 20, sending it to Binance - https://t.co/OoSC50EaHl, obviously to sell and make the price go lower. It started around the same time when the FUD campaign started.
— Sasha Ivanov 🌊 (1 ➝ 2) (@sasha35625) April 3, 2022
Der Vorfall erinnert stark an die aktuellen Ereignisse um Terra. Waves steckte damals keine so herben Verluste wie Terra heute ein. Nach ungefähr einer Woche konnte sich der Neutrino USD bereits erholen.
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