Während im September 2020 noch Decentralized Finance (DeFi) in aller Munde war, sind es heute Non-Fungible Token (NFT). Und der rasante Aufstieg dieses digitalen Eigentums ist unlängst zu einer fundamentalen Rolle im Ethereum-Netzwerk und anderen Plattformen herangewachsen. Allerhöchste Zeit also für eine Daten-basierende Übersicht.
Non-Fungible Token (NFT) sind längst nicht mehr wegzudenken aus Krypto. Der gesamte Sektor rundum das digitale Eigentum in Form von (meist) ERC-721 Token boomt und es entstehen täglich hunderte neue Projekte. Erinnert so ein wenig an den DeFi-Sommer 2020. Der Sektor rundum dezentrale Finanzen wuchs damals auch rasant, ungesund schnell und vor allem mit nur noch wenigen Innovationen.
Um die Nachhaltigkeit des Wachstums im NFT-Sektor soll es aber in diesem Artikel nicht gehen. Vielmehr um eine Daten-basierende Übersicht, welche darlegen wird, dass NFT unlängst eine fundamentale Rolle im Ethereum-Ökosystem und auch anderen Ökosystemen spielen. Kein Wunder, oder? Seit Jahresbeginn wuchs die durchschnittliche Anzahl an täglichen ERC-721 Tokentransfers um das Zehnfache – trotz eines jüngsten Einbruchs.

Tägliche NFT-Transfers und OpenSea
Für eine Daten-basierende Übersicht braucht es natürlich Daten. Und diese stammen diesmal von Coin Metrics. Dort wurde sich hauptsächlich auf das Ethereum-Ökosystem konzentriert, wenngleich NFT natürlich auch auf anderen Netzwerken verfügbar sind. Nur scheinen nicht alle Netzwerke so transparent in den On-Chain Daten, wie bspw. Ethereum oder auch Bitcoin.
Der vorherige Chart jedenfalls ist recht oberflächlich. Denn er zeigt lediglich an, wie hoch die durchschnittliche Aktivität ist und nicht, wie sich diese Aktivität zusammensetzt. Nun, glücklicherweise ist es möglich alle wichtigen Projekte einzeln darzustellen und dennoch in einer kompakten Übersicht zu behalten.

Die Projekte im obigen Chart umfassen NFT-Marktplätze, digitale Kunst, Avatar-Projekte (auch PFPs genannt), Blockchain-Gaming basierend auf NFTs, usw. Ein schneller Blick verrät zudem, dass eine beachtliche Anzahl an täglichen Transaktionen von OpenSea kommt. Dem größten Marktplatz (Sekundärmarkt) für Non-Fungible Token überhaupt.
OpenSea ist sozusagen der ökonomische Dreh- und Angelpunkt des NFT-Sektors auf Ethereum. Der Marktplatz wuchs dabei in einer beeindruckenden Geschwindigkeit. Im August 2021 registrierte OpenSea mehr als 3 Mrd. USD an Handelsvolumen, was alle vorherigen Volumen in den Schatten stellte - in nur einem einzigen Monat!
Während die Anzahl an einzigartigen Käufern vom Höchststand im August 2021 (ca. 35.000 einzigartige Adressen im Durchschnitt pro Tag) etwas zurückging, liegt diese aktuell immer noch bei rund 20.000 einzigartigen Käufern im Durchschnitt pro Tag. Das ist rund das Sechsfache des Höchststandes aus dem März 2021. Die Anzahl an täglichen Verkäufen entsprach im August sogar dem Achtfachem des Höchststandes aus dem März.


Der Aufstieg der Transaktionskosten
Alles hat seine Vor- und Nachteile. Während NFT schiere Massen an neuen Nutzern angezogen hatte und immer noch anzieht, steigt die Netzwerklast für das Ethereum-Netzwerk. Und mit dieser Netzwerklast steigen auch die Transaktionskosten.
Diese Beziehung zwischen NFT-Boom und Explosion bei Transaktionskosten via ETH kann mit Daten leicht erden. Beispielhaft dient hierzu der 2. August 2021, als gegen 16 Uhr GMT/UTC die NFT-Kollektion "Flowers" startete. Pünktlich zu dieser Uhrzeit stiegen die Transaktionskosten stark an, als sich viele Nutzer gleichzeitig auf die NFTs stürzten.

Neben dem immensen Andrang von Nutzern gibt es auch mehrere Anzeichen dafür, dass sich institutionelle Investoren mehr und mehr für den NFT-Sektor interessieren. S&P 500 Firmen kaufen digitale Kunst für mehr als 100.000 USD, während Investmentunternehmen NFT-Fonds jenseits der 100 Mio. USD aufsetzen (siehe Three Arrows Capital zum Beispiel).
Zusammen mit dem Andrang von Privatanlegern und Whales bedeutet dies eine anhaltend höhere Netzwerklast für das Ethereum-Netzwerk und demnach eine perfekte Grundlage für Transaktionskostenexplosionen. Zumindest so lange, wie die meisten Projekte und großen Marktplätze nur auf Layer 1 operieren.
Non-Fungible Token und Netzwerkeffekte
Da der Anteil des NFT-Sektors an der Krypto-Ökonomie insgesamt stetig zunimmt, sollten wichtige Metriken zu den Nutzerzahlen und den jeweiligen Projekten nicht aus den Augen gelassen werden. Eine dieser Kernmetriken sollte dabei die Anzahl einzigartiger Besitzer sein. Warum? Weil NFTs auch von Netzwerkeffekten profitieren können.
Ein größeres Netzwerk an Besitzern erzeugt dabei potenziell mehr gesellschaftlichen und kulturellen Einfluss. Das beste Marketing der Welt kommt hier dann schnell zum Tragen: Mundpropaganda.

Im obigen Chart ist der Verlauf der Anzahl an Besitzern in verschiedenen NFT-Projekten zu sehen. Jeder einzelne dieser Verläufe zeigt exponentielles Wachstum, zurückzuführen u. a. auf Netzwerkeffekte. Je mehr Nutzer (Besitzer), desto attraktiver das Netzwerk (das NFT-Projekt). Das ist gut zu erkennen an CryptoPunks: Anfang des Jahres kamen hier noch gerade so 1.000 einzigartige Besitzer zusammen, heute sind es knapp 3.000.
CryptoPunks stellvertretend für den Aufstieg der NFTs
Neben der Anzahl an einzigartigen Besitzern sollten aber auch Angebotsdynamiken von NFTs nicht außer Acht gelassen werden. Wie verhält sich das Angebot in den Händen von Besitzern? Wird der NFT eher gehalten oder schnell wieder abgestoßen?
Einer der besten Wege um Angebotsdynamiken zu visualisieren sind HODL Waves. Diese Aufschlüsselung des verfügbaren Angebots nach Haltedauer ist bekannt von Bitcoin On-Chain Daten, beispielsweise. Nachfolgend ein Chart, welcher die HODL Waves von CryptoPunks zeigt.

Das Angebot an CryptoPunks findet die meiste Dynamik – wenig verwunderlich – im laufenden Jahr 2021. In den Monaten vor Juni 2021 wechselten so rund 50 Prozent aller Punks den Besitzer. Gleichzeitig wuchs aber auch die Anzahl der Besitzer mit einer Haltedauer von 6 bis 12 Monaten an, was nahelegt, dass Anleger in CryptoPunks eine Langzeitinvestition sehen und eben keine kurzfristige Spekulation.
Als dritte Metrik neben der Anzahl (und dem Verlauf) an einzigartigen Besitzern und Angebotsdynamiken ist die realisierte Marktkapitalisierung. Diese Metrik nimmt nicht die gesamte Umlaufmenge plus den aktuellen Marktpreis als Berechnungsgrundlage, sondern den Marktpreis pro Einheit zum Zeitpunkt der letzten Aktivität (des letzten Transfers).

Am 20. September 2021 stand die realisierte Marktkapitalisierung von CryptoPunks so bei rund 780 Mio. US-Dollar. Und das bei einem 30-Tages-Durchschnitt von knapp 449 Mio. US-Dollar an Handelsvolumen.
Fazit zum Aufstieg der NFT
Der Aufstieg der NFT kam nicht überraschend. Die Digitalisierung und Tokenisierung von Kunst- und Sammlerstücken bzw. von (digitalem) Eigentum ist ein logischer Schritt in einer Welt, die nach immer mehr Digitalisierung strebt. Der rasante Aufstieg wurde zudem beflügelt durch die hohe Anwendbarkeit für Unternehmen und auch die Gaming-Industrie.
Mit einer Größenordnung, wie in den präsentierten Daten dargestellt, spielen NFTs auf dem größten Smart Contract Netzwerk (Ethereum) eine fundamentale Rolle von nicht geringem Ausmaß. Den NFT-Sektor also zu missachten oder auch nur zu wenig Beachtung zukommen zu lassen, könnte zu Fehlentscheidungen führen.
Unser Artikel basiert auf Daten von Coin Metrics und deren ausführliche Recherche "The Rise of NFTs".