Seit den Tiefs aus dem Zeitraum Mai bis Juli 2021, hatte sich Bitcoin solide erholt gehabt. Doch ein erneuter Abverkauf am 07. September 2021 sendete Schockwellen durch die Reihen der Marktteilnehmer. Wie es zum Krypto Flash-Crash kam und warum dieser nicht plötzlich auftrat, klärt diese Analyse.

Ende Juli 2021 wurde Bitcoin (BTC) noch bei zeitweise unter 30.000 USD gehandelt. Anfang dieses Monats dann erreichte der Bitcoin Kurs ein Monatshoch bei knapp 53.000 USD. Während das Sentiment unter den Marktteilnehmern von panisch und später monatelang unsicher-ängstlich zurück auf Optimismus wechselte, setzte auch die Gier wieder ein.

Ethereum (ETH) und zahlreiche andere Kryptowährungen folgten BTC in die Erholung. Solana (SOL) und Cardano (ADA) erreichten gar neue Allzeithochs! Doch dann kam der 07. September 2021, der "Bitcoin Tag", an welchem die Adoption von BTC als gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador offiziell in Kraft trat.

Zu feiern gab es allerdings an den Kryptomärkten wenig. Denn es kam zum Abverkauf mit einem Einbruch um knapp 20 %. Zeitweise bedeutete das ein Minus für Bitcoin von mehr als 10.000 USD. Zufällig geschah dies aber nicht! Erkenntnisse aus der Chartanalyse, Marktdaten, Sentimentdaten und On-Chain Daten wiesen schon länger auf eine bevorstehende Abkühlung hin.

Bitcoin (BTC) Kurs im Tageschart
Bitcoin (BTC) Kurs im Tageschart

Was führte zum Bitcoin Flash-Crash vom 07. September 2021?

Was verursachte den Abverkauf bei Bitcoin und anderen Kryptowährungen? Wenn das alles kein Zufall war, dann muss es schließlich Gründe geben. Und die gibt es auch! Tatsächlich waren - wie so oft - mehrere Faktoren gleichzeitig im Spiel.

  • Der US-Dollar Index (DXY) zeigte eine positive Performance. Gleichzeitig sahen die US-Aktienmärkte ein wenig Schwäche. In beiden Fällen wirken Korrelationen auf den Bitcoin Kurs.
  • Der offizielle Start der Adoption von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador war monatelang bekannt und vermutlich schon lange eingepreist. Einige Marktteilnehmer könnten hier zu einem klassischen "kaufe das Gerücht und verkaufe die News" - Verhalten gegriffen haben.
  • Chartanalysen und On-Chain Daten wiesen schon länger auf einen möglichen Momentumverlust im Bitcoin Kurs hin. Das Momentum wirkte fragil und kurzfristiges Risiko stieg durch multiple Divergenzen an.
  • Marktteilnehmer mit viel Kapital (z.B. sogenannte Whales) nutzten die psychologische Bedeutung von 53.000 USD als Grenze zur Marktkapitalisierung von 1 Billion USD für Bitcoin und die warnenden Analysen (mit entsprechender Wirkung auf das Sentiment von Privatanlegern) geschickt aus.
  • Die Bitcoin (Perpetual) Futures waren überhitzt und voller gierigem Sentiment. Der initial kleinere Abverkauf wurde durch eine Kaskade an Long-Liquidierungen beschleunigt.

Die genannten Faktoren/Gründe sind dabei sicherlich nicht die Einzigen, welche zu den Ereignissen vom 07. September 2021 beigetragen haben. Insbesondere aber die Vorgänge vor und während des Abverkaufs in den Bitcoin (Perpetual) Futures wirkten aber nur allzu bekannt.

Überhitzte Bitcoin Futures als maßgeblicher Faktor des Flash-Crashs

Vor dem Abverkauf am 07. September 2021 konnten in den Bitcoin (Perpetual) Futures und auch in den Derivatemärkten anderer Kryptowährungen, Niveaus bekannt aus der Zeit vor dem historischen Abverkauf aus dem Mai 2021 beobachtet werden. Auch damals erlebten die Kryptomärkte herbe Abverkäufe, beschleunigt durch die Massenliquidierungen in den Futures.

Gesamtsumme an offenen Handelspositionen in den (Perpetual) Futures
Gesamtsumme an offenen Handelspositionen in den (Perpetual) Futures

Der obige Chart zeigt sehr schön, wie die Gesamtsumme aller offenen Handelspositionen (Open Interest) in den Futures diverser Kryptowährungen nahezu exakt auf der Höhe lag, die auch schon im Mai 2021 zu beobachten war. Spezifisch für Bitcoin galt: Der Open Interest erreichte ca. 19,8 Mrd. USD, lediglich 1,3 Mrd. USD weniger, als noch im Mai 2021.

Gesamtsumme an offenen Handelspositionen in den Bitcoin (Perpetual) Futures
Gesamtsumme an offenen Handelspositionen in den Bitcoin (Perpetual) Futures

Gleichzeitig nahm die Funding Rate zu. Generell gilt bei den Funding Rates: positive Raten signalisieren bullisches Sentiment, negative Raten bärisches Sentiment. Steigen oder fallen die Funding Rates zu stark mit steigendem/fallenden Open Interest, steht das häufig für zunehmenden Hebel, also mehr und mehr Risikohunger in den Futures. Das Sentiment wird bullischer oder bärischer, bis Extrempunkte erreicht werden, die dann häufig zu Korrekturen führen.

Und so kam es dann auch am vergangenen 07. September 2021. Insgesamt wurden mehr als 2,3 Mrd. USD liquidiert laut CoinMetrics, also die größte Summe seit 19. Mai 2021.

Die Psychologie am Markt warnte das aufmerksame Auge schon länger

Viele Marktteilnehmer fragen aber nicht mal zwingend nach den Hintergründen, sondern die Vorhersehbarkeit solcher Events. Nun, es gab schon länger gewisse Anzeichen für nachlassendes Momentum bei Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Zum einen durch die Chartanalyse, zum anderen durch On-Chain Daten.

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Insbesondere aber auch die Psychologie an den Märkten, ausgedrückt durch die Preisbewegungen selbst, deutete schon länger auf eine womögliche Korrektur hin.

Betrachtung der Marktpsychologie anhand von Momentum und Candlesticks
Betrachtung der Marktpsychologie anhand von Momentum und Candlesticks

Der obige Chart schlüsselt schön auf, wie die Preisbewegungen im Bitcoin Kurs während der Erholung seit Ende Juli 2021 dominant und entschlossen wirkten, während dann eine kürzere Seitwärtsphase direkt unterhalb des goldenen 61,80 % Fibonacci-Levels eintrat. Während dieser Seitwärtsphase ging Momentum verloren und die Verkäufer zeigten die Übernahme der Kontrolle.

Das Verfehlen mit Entschlossenheit über 50.000 bzw. 51.000 USD auszubrechen führte dann bei knapp 53.000 USD zur Preisumkehr. Privatanleger mussten mitunter finanzielle Schmerzen erfahren, während sich Smart Money freute.

Betrachtung der Marktpsychologie anhand von Momentum und Candlesticks
Betrachtung der Marktpsychologie anhand von Momentum und Candlesticks

Bei Ethereum lief es übrigens ähnlich ab. Hier gab es zwar rein marktpsychologisch betrachtet weniger viele Signale, als bei Bitcoin, aber dafür deutlichere, bärische Divergenzen. Die Ethereum (Perpetual) Futures waren übrigens noch bullischer, als bei BTC.

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Fazit zum Bitcoin Flash-Crash

Wie eingangs bereits erwähnt, trugen mehrere Faktoren/Gründe zum Bitcoin Flash-Crash vom 07. September 2021 bei. Es gilt aber als durchaus faire Annahme, dass weder der Internationale Währungsfonds (IWF), noch die Weltbank oder irgendwelche anderen Großinstitute am Werk waren. Das nur am Rande erwähnt, da durch mehrere soziale Netzwerke entsprechende Theorien wanderten.

Am Ende haben wir es bisweilen weiterhin mit einer normalen Korrektur zu tun, welche schwache Hände aus dem Markt spülte und starken Händen bzw. frischem Geld die Möglichkeit gibt weiter zu akkumulieren bzw. einen Einstieg zu finden. Und wer denkt, dass dieser Abverkauf an den Langzeitaussichten für Bitcoin, Ethereum oder anderen Kryptowährungen etwas änderte, irrt. Denn kurzfristige Preisbewegungen verändern nicht die fundamentalen Daten.

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