• Welche Gefahren hält das aktuelle Jahr für den Kryptomarkt bereit?
  • Insbesondere lassen sich zur Zeit 5 potenzielle Krisenherde identifizieren, die massiven Verkaufsdruck auf den Markt auslösen könnten.
  • Mt. Gox, ETH Shanghai, Silvergate, Makroökonomische Veränderungen und regulatorisches Durchgreifen.
  • Wir werfen einen genaueren Blick und ordnen ein.

Die 5 größten Gefahren für Bitcoin und Co in 2023 (aktuell)

Der Kryptomarkt ist stark ins neue Jahr gestartet. So hat der Bitcoin zum Beispiel seit Jahreswechsel eine 60-prozentige Rally von circa 16.500 US-Dollar auf knapp 25.000 US-Dollar hingelegt. Die Euphorie ist wieder ein wenig in den Markt zurückgekehrt und es wurden sogar bereits erste Stimmen über einen neuen Bullrun laut.

Der kürzliche Rückgang auf aktuell 22.450 USD erinnert uns jedoch, dass es noch etwas früh ist, die Korken knallen zu lassen. Fakt ist, dass die Gesamtlage im Markt weiterhin angespannt bleibt und einige ernstzunehmende Gefahren über dem Kryptomarkt schweben.

In diesem Artikel beleuchten wir die fünf wichtigsten Gefahren und ordnen sie für Dich ein.

Mt. Gox Konkursrückzahlungen

Die Gläubiger von Mt Gox sollen beginnend in diesem Monat endlich ihre Bitcoin ausgezahlt bekommen. Insgesamt werden so 142.000 BTC in den Markt entlassen. Die Rückzahlungen sollen vom 10. März bis zum 30. September vonstattengehen.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie sich das auf den Markt auswirkt. Im Raum steht eine Summe von insgesamt 3 Milliarden US-Dollar, die potenziell Verkaufsdruck auf den Bitcoin ausüben könnte. Miles Deutscher ordnet die Gefahr auf Twitter folgendermaßen ein.

Aus seiner Sicht gilt zu beachten, dass nicht alle Gläubiger ihre Bitcoin verkaufen werden. Immerhin warten sie bereits seit vielen Jahren auf ihre Bitcoin und haben schon mehrere Krypto-Zyklen erlebt. So dürften sie im aktuellen Bärenmarkt wenig zu einem Verkauf angehalten sein.

Auch die Großbank UBS teilt den Hype um die Sorgen nicht. Eine Führungskraft von UBS fügt hinzu:

Es könnte immer noch neues Bitcoin-Angebot auf den Markt kommen, aber das bedeutet zumindest, dass die Bitcoin-Bestände weniger konzentriert wären.

Ethereum Shanghai Upgrade

Das Shanghai Upgrade von Ethereum wird für Anfang April erwartet. Mit dem Upgrade wird es Ethereum-Stakern möglich, ihre ETH, die vorher im Staking gebunden waren, wieder abzuheben.

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Das dürfte alles in allem ein positiver Katalysator für den Staking-Sektor sein. Dadurch, dass mit dem Shanghai-Upgrade das Abheben von Ethereum aus dem Staking jederzeit möglich sein wird, haben Staker eine viel höhere Planungssicherheit und das Staking wird für neue Anlegergruppen attraktiv.

Trotzdem überwiegt im Markt die Angst vor einem Abverkauf der frei werdenden ETH-Funds. Wie gerechtfertigt diese Sorge ist, analysiert Westie, von Blockworks Research, in einem Twitter-Post vom 01.03.2023:

In seinem Tweet erklärt er, wie die Freisetzung technisch abläuft und trifft gut begründete Annahmen für das Verhalten der Staking-Teilnehmer. Final rechnet @WestieCapital den möglichen Verkaufsdruck für ein positives, ein durchschnittliches und ein negatives Szenario aus.

Er kommt zu dem Ergebnis, dass zwischen 1,39 und 2,68 Millionen der rund 19 Millionen Ethereum im Staking-Vertrag verkauft werden könnten. Bei einem angenommenen Preis von 1600 US-Dollar pro Ethereum würde es um 2,3 - 4,45 Milliarden US-Dollar gehen.

Dabei ist noch zu beachten, dass es vom Protokoll ein tägliches Limit für Abhebungen gibt. So würde sich der Verkauf nicht auf einmal passieren, sondern sich in seinen drei Szenarien über 16, 22 und 31 Tage erstrecken.

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Zum Vergleich: Jeden Tag wird ETH im Wert von 6 - 10 Milliarden US-Dollar an zentralen und dezentralen Börsen gehandelt und unter Proof of Work wurden alle 6 Monate circa 2,1 Millionen neue ETH-Tokens emittiert.

Final schließt Westie seinen ausführlichen Tweet treffend mit folgender Aussage:

Obwohl dies sicherlich ein großes Verkaufsereignis ist, denke ich daher, dass es ziemlich schnell vom Markt absorbiert werden kann.

So dürfte der Verkaufsdruck um einiges geringer ausfallen, als vom breiten Markt befürchtet und eingepreist wird. Wir erwarten hier also keine katastrophalen Auswirkungen auf den Ethereum Kurs.

Möglicher Kollaps von Silvergate

Die Silvergate ist die primäre Kryptobank. Sie betreibt das Silvergate Exchange Network, ein Echtzeit-Zahlungssystem, welches es Krypto-Börsen und Nutzern ermöglicht, FIAT-Währungen zu handeln.

Silvergate war die erste regulierte Bank, die einen solchen Payment-Mechanismus angeboten hat, so ist sie für viele Börsen ein wichtiger Partner geworden.

Die Bank wurde jedoch relativ hart von der FTX Insolvenz getroffen. Zudem ermittelt das Department of Justive (DOJ) derzeit, wie die Beziehungen zum ehemaligen FTX CEO Sam Bankman-Fried und seinen Unternehmen genau aussahen.

Weiterhin verbuchte Silvergate einen Verlust von einer Milliarde US-Dollar im vierten Quartal 2022 und kündigte kürzlich an, die Abgabe des Jahresberichts zu verzögern, was den Aktienkurs auf Talfahrt schickte.

Aufgrund der starken Verbindungen der Silvergate zu Krypto-Institutionen und USDC könnten im Falle eines Kollapses der Bank nachgelagerte Effekte auf den Kryptomarkt wirken.

Miles Deutscher hebt außerdem hervor, dass der Fall Auswirkungen auf die Entscheidung haben kann, wie andere Banken sich gegenüber Krypto-Firmen positionieren und ob sie mit ihnen zusammenarbeiten.

Makroökonomische Veränderungen

Auch das makroökonomische Umfeld hat sich in den letzten Wochen verändert und könnte weiter Druck auf die Märkte und insbesondere den Kryptomarkt ausüben. So sind die letzten US-Daten von CPI (Verbraucherpreisindex) und PCE (Preisindex der persönlichen Konsumausgaben) höher ausgefallen als erwartet.

Das bedeutet, dass die Inflation nicht im erwarteten Maß zurückgegangen ist, was der FED wiederum mehr Spielraum gibt, weiterhin eine straffe Zinspolitik zu fahren.

Markteinschätzungen über Zinserhöhungen, Quelle: https://twitter.com/KobeissiLetter/status/1630959916541198336?s=20

Zuletzt ist der Markt davon ausgegangen, dass die FED noch höchstens ein bis zwei Zinsanhebungen durchführen würde. Nun sieht der Markt vier weitere Erhöhungen als wahrscheinlichstes Szenario an.

Zudem besteht eine 40-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen bis Juli auf 5,75 Prozent ansteigen und der Markt schließt nicht aus, dass die Zinsen insgesamt bis über 6 Prozent ansteigen. Noch vor einem Monat hat der Markt die Chance auf Zinsen von über 5,5 Prozent bei Null gesehen.

Auch eine Erhöhung um 50 Basispunkte scheint wieder im Rennen zu sein. Nachdem sich der Markt vorher sicher war, dass das schlimmste überstanden ist und maximal weitere Erhöhungen von 25 Basispunkten stattfinden würden, sieht man jetzt die Chance auf eine Zinsanhebung um 50 Basispunkte bei 26,2 Prozent.

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Eine erneute Verschärfung der Zinsschritte würde ein klares Signal an die Märkte senden und Kurse mit großer Wahrscheinlichkeit weiter nach unten drücken.

Es sieht also ganz danach aus, als würden uns die hohen Zinsen noch durch das Jahr 2023 begleiten und auch eine mögliche Kursänderung der FED scheint wieder weiter in der Ferne. Aus makroökonomischer Sicht ist die Lage damit alles andere als optimal für Risikoanlagen und der Druck auf Kryptowährungen bleibt hoch.

Druck durch Regulierung des Kryptomarktes

Die US-Regierung und allen voran die Securities and Exchange Commission (SEC) scheint Blut geleckt zu haben. Der Februar war der bedeutendste Monat, was das Durchgreifen der Regulierungsbehörden auf den Kryptomarkt angeht.

Travis King hat die "Highlights" auf Twitter zusammengefasst:

Wie man sieht, ist die Liste an regulatorischen Ein- und Angriffen auf den Kryptomarkt lang. Vor allem die Sanktionen gegen Kraken und Paxos bezüglich ihrer Staking-Programme zeigen auf, woher der Wind weht und wie sich die US-Regierung gegenüber Staking-Produkten positioniert.

Wenn Februar ein Vorgeschmack auf das, was noch kommt, war, sind für den Rest des Jahres 2023 noch viele SEC-bezogene Schlagzeilen zu erwarten.
Miles Deutscher via Twitter

Dass wir auf kurz oder lang einen regulatorischen Rahmen für den Kryptomarkt brauchen, steht außer Frage. Die Art und Weise, wie die US-Regulierungsbehörden hier vorgehen, ist jedoch durchaus besorgniserregend.

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Nach wie vor gibt es keine klaren Vorgaben, an denen sich Krypto-Unternehmen orientieren können. Sie haben also im Vorfeld keine Möglichkeit rechtssicher zu prüfen, ob ihre Vorhaben und geplanten Produkte legal sind.

Damit lässt die US-Regierung Krypto-Firmen ins offene Messer laufen, um dann im Nachhinein zu sagen, dass es sich um unregulierte und illegale Handlungen gehandelt hat.

Man muss leider sagen, dass es von außen nicht so aussieht, als wäre die SEC interessiert daran, Anleger zu schützen und klare Regeln für den Kryptomarkt zu etablieren. Viel mehr scheinen sie gefallen daran zu haben, mit ihren Handlungen Bußgelder einzusammeln und den Markt weiter im Ungewissen zu lassen.

Es lässt sich weiterhin nur hoffen, dass wir in naher Zukunft endlich brauchbare Richtlinien für den Kryptomarkt erhalten, die es der Branche endlich ermöglichen, gesetzeskonform Innovation voranzutreiben.

Fazit zu den aktuellen Gefahren für den Kryptomarkt

Große Euphorie ist noch nicht angebracht. Zwar ist es möglich, dass der Markt nach seinem guten Start ins neue Jahr weiter auf Erholungskurs bleibt, dennoch bestehen nach wie vor große Unsicherheiten.

Die Sorgen rund um Mt. Gox und das Shanghai Upgrade sind hierbei eher zweitrangig.

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Die Gefahr geht im Moment hauptsächlich von einem Kollaps der Silvergate Bank, sowie dem unberechenbaren Verhalten der US-Regulierungsbehörden aus.

Letzteres birgt jedoch auch Chancen, so könnte ein sinniges Regelwerk den Kryptomarkt weiter legitimieren und ein starkes Wachstum der digitalen Assets befeuern.

Als krypto-unspezifischer Faktor wirkt zudem die anhaltend hohe Inflation mit der damit einhergehenden straffen Zinspolitik der FED auf die Märkte. Im Moment gibt es auch keine Anzeichen, die für einen Kurswechsel der US-Notenbank sprechen würden.

Alles in allem haben wir ein spannendes Jahr vor uns. Es gibt einige Risiken, die aber teilweise schon vom Markt eingepreist sind und, wie im Falle der Regulation, auch Chancen innehaben.