Wie lief das 3. Quartal des laufenden Jahres eigentlich für Bitcoin, Ethereum und Co.? Menschen tendieren dazu, jüngeren Informationen mehr Bedeutung beizumessen. Demnach ist die Stimmung in Bezug auf Q3/2021 vielleicht eher durchwachsen. Daten von CoinMetrics zeigen aber, dass Q3 für Krypto ein toller Erfolg war.

Seitwärtsphase bis Ende Juli 2021, Erholung im August, Abverkäufe im historisch schwachen September. Kann Q3/2021 irgendwie positiv gewesen sein für Bitcoin (BTC), Ethereum (ETH) und andere Kryptowährungen bzw. Krypto-Projekte? Und wie! Trotz der vielen Rückschläge bei den Preisentwicklungen schlossen BTC und ETH das Quartal mit +32,55 Prozent bzw. +43,82 Prozent ab.

Die großen Gewinner waren dabei aber nicht die führenden Kryptowährungen, sondern neuere Protokolle. Insbesondere Infrastrukturnetzwerke in Sachen DeFi und NFT konnten massiv punkten. Tauchen wir also ein in die Welt der Daten und Metriken und sehen uns an, wer oder was das letzte Quartal wirklich bewegte. Kleiner Tipp vorweg: natürlich spielten Non-Fungible Token (NFT) eine tragende Rolle.

Bitcoin und Ethereum nicht stärkste Kräfte in Q3/2021

Trotz einer insgesamt positiven Preisentwicklung waren Bitcoin und Ethereum nicht die führenden Performer der Kryptomärkte im vergangenen, dritten Quartal 2021. Stattdessen gehörte die Bühne den Smart-Contract-Plattformen wie z.B. Solana (SOL), Terra (LUNA) oder auch Avalanche (AVAX). Die nativen Kryptowährungen dieser Netzwerke schlossen allesamt mit satten +300 % und mehr.

Marktperformance von Kryptowährungen in Q3/2021
Marktperformance von Kryptowährungen in Q3/2021

Aber auch Polkadot (DOT), Cosmos (ATOM) und bspw. Algorand (ALGO) konnten mit 90 Prozet und mehr die Investoren begeistern. Diese Performance kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern ist vielmehr eine logische Konsequenz aus der massiv steigenden Nachfrage nach Decentralized Finance (DeFi) und Non-Fungible Token (NFT). Zeitgleich nutzen die neueren Plattformen geschickt die Schwächen der "Urgesteine" aus.

So hatte Ethereum zwar einen netten Zuwachs an neuen Nutzern im letzten Quartal, was hauptsächlich dem NFT-Boom zu verdanken ist. Aber das Netzwerk litt auch unter bekannten Explosionen der Transaktionskosten. Alleine im 3. Quartal 2021 lagen diese Kosten bei 1,96 Mrd. US-Dollar. So manche Nutzer wollen diese Kosten nicht länger tragen.

Preisentwicklung bei SOL versus Ethereum Gas Fees
Preisentwicklung bei SOL versus Ethereum Gas Fees

Konkurrierende Smart-Contract-Plattformen wie bspw. Solana (SOL) profitierten hiervon. Als die Transaktionskosten via Ethereum Anfang September 2021 in die Höhe schossen, stieg auch der Preis von SOL stark an. Im Verlauf des Septembers kam es sogar zum Ausfall bei Solana durch die Nachfrage nach mehr als 400.000 Transaktionen pro Sekunde (TPS).

Aber die Entwicklungslandschaft und Community rundum Ethereum läuft auf Hochtouren und bleibt stark. Q3/2021 sah so den Start gleich mehrerer Layer-2-Lösungen für die Skalierungsprobleme (und damit auch verbunden den explodierenden Transaktionskosten) mit u. a. Arbitrum und Optimism.

Bitcoin und die Resilienz des größten, dezentralen Netzwerks

Die erste und größte dezentrale Kryptowährung, Bitcoin (BTC), sah ebenfalls ein starkes 3. Quartal für Layer-2-Lösungen. Denn auch das Bitcoin-Netzwerk leidet unter Skalierungsproblemen. Diese soll das Lightning Network (LN) lösen, welches ein starkes Wachstum verzeichnete. Die Menge an BTC in öffentlichen Lightning-Kanälen stieg so beispielsweise auf ca. 3.000 BTC von rund 1.670 BTC.

Mit der Adoption von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador und der Integration von Trinkgeldern auf Twitter via Lightning Network, blickt die Layer-2-Lösung möglicherweise weiterem, beschleunigtem Wachstum entgegen.
Bitcoin-Hashrate
Bitcoin-Hashrate

Und Bitcoin selbst bewies zudem seine Resilienz. Infolge eines Crackdowns in China gegen das Mining von Kryptowährungen aus dem Mai 2021, brach die Hashrate im Bitcoin-Netzwerk massiv ein. Faktisch erreichte die Rechenleistung des Netzwerks damit tiefste Niveaus seit 2019. Doch die Erholung auf Niveaus aus dem ersten Quartal 2021 sollte lediglich rund 120 Tage dauern.

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Open Interest in den Bitcoin und Ethereum Futures
Open Interest in den Bitcoin und Ethereum Futures

Doch damit nicht genug. Nach einer Erholung aus einer monatelangen Seitwärtsphase im August dieses Jahres, erfolgte im September dann erst eine Überhitzung der Derivatemärkte, gefolgt von globalen Unsicherheiten auf der Makroebene wegen Evergrande und China. BTC, ETH und andere Kryptowährungen wurden erneut auf Talfahrt geschickt. Doch wo steht Bitcoin zum Start des 4. Quartals? Bei über 50.000 USD und mit fundamentalen Daten, die stärker kaum sein könnten.

Ein Sommer voller JPEGs... äh... NFT

Die Erfolgsstory des dritten Quartals 2021 schlechthin sind NFT. Für digitale Kunst bzw. Besitztümer war der Sommer extrem heiß und die kühleren Jahreszeiten wollen bisher noch keine signifikante Abkühlung mit sich bringen. Es gab nicht weniger als 9,88 Mio. Transfers von ERC-721 Token, eine Steigerung um 305 % zu Q2/2021). Und das sind nur die Daten von Ethereum.

Transfers von ERC-721 Token (NFT) geordnet nach Quartal
Transfers von ERC-721 Token (NFT) geordnet nach Quartal

Das ökonomische Zentrum des Aufstiegs der NFT ist der größte Sekundärmarkt OpenSea. Die Verkaufszahlen bzw. vielmehr deren Wachstum sind schlichtweg beeindruckend:

  • 194.000 NFT-Verkäufe in Q1/2021
  • 357.000 NFT-Verkäufe in Q2/2021
  • 3,8 Mio. NFT-Verkäufe in Q3/2021

Quartal über Quartal blickt OpenSea einer Verkaufssteigerung von 965 Prozent entgegen! Die Anzahl an einzigartigen Käufern auf dem NFT-Marktplatz konnte sich ebenfalls um 815 Prozent steigern. Von rund 1.900 Käufern in Q2/2021 auf ca. 17.400 Käufer in Q3.

Tägliche Verkäufe und einzigartige Käufer auf OpenSea
Tägliche Verkäufe und einzigartige Käufer auf OpenSea

Der Erfolg von NFT zog in rasanter Weise auch Institutionen an. Vor allem die "Bluechips" des Sektors sahen Handelsdynamiken in ihren Kollektionen, welche auf Smart Money hindeuten. Am 30. Juli 2021 beispielsweise kaufte ein unbekannter Käufer 104 CryptoPunks innerhalb eines einzigen ETH-Blocks im Wert von 7 Mio. USD. Ende August schlug dann der Zahlungsgigant VISA zu (ebenfalls bei CryptoPunks) und sendete den Mindestpreis der Avatare von rund 200.000 USD auf 480.000 USD – innerhalb einer Woche.

Durchnittlicher CryptoPunks-Verkaufspreis versus Google Trends für "NFT"
Durchnittlicher CryptoPunks-Verkaufspreis versus Google Trends für "NFT"

Begleitend zu den On-Chain Daten scheint das öffentliche Interesse an NFT weiter stark zu sein. Dies belegen u. a. auch die Google Trends und die Bemühungen von Twitter ein Verifizierungssystem für NFTs einzubinden. Dies gibt eine positive Aussicht auf Q4/2021, doch die Messlatte für neue Rekorde liegt hoch.

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EIP-1559 und das verbrannte Ethereum

Ein NFT-Boom mag irgendwann abkühlen, doch das ewig hungrige Feuer von EIP-1559 wird selbst dann noch weiter ETH verbrennen. Seit dem 05. August 2021 ist die London-Hardfork bei Ethereum implementiert und EIP-1559 trennt seither die Transaktionskosten sozusagen in zwei Komponenten auf:

  1. Eine Basisgebühr, welche verbrannt wird (also aus der zirkulierenden Umlaufmenge entfernt)
  2. Eine Prioritätsgebühr, welche an die ETH-Miner geht (eine Art Trinkgeld für die Miner, damit die Transaktion womöglich priorisiert verarbeitet wird)

Mit bisher mehr als 463.000 verbrannten ETH und einer durchschnittlichen Verbrennungsrate von 5,12 ETH pro Minute, bedeutete die Implementierung von EIP-1559 für Ethereum nicht weniger als eine große Veränderung in der Makroökonomie des Netzwerks.

Gesamtmenge an verbranntem ETH
Gesamtmenge an verbranntem ETH

Deflationär ist Ethereum aber deswegen nicht. Zumindest sahen wir bisher lediglich 3 deflationäre Tage. Vor EIP-1559 wurden durchschnittlich 13.500 ETH pro Tag neu erschaffen. Das bringt die jährliche Inflationsrate auf rund 4 %. Seit EIP-1559 erreichte die durchschnittliche Menge an neuem ETH nur noch rund 6.400 ETH pro Tag. Dies lässt die jährliche Inflationsrate auf rund 2 % schrumpfen.

Erschaffung neuer ETH pro Tag
Erschaffung neuer ETH pro Tag

Mit dem Merge von ETH 1.0 und ETH 2.0 und der Umstellung von Proof-of-Work (PoW) auf Proof-of-Stake (PoS) wird allerdings gegenwärtig - rein basierend auf theoretischen Hochrechnungen - ein tatsächlich deflationärer Verlauf erwartet. So oder so steht Ethereum fundamental stark da. Die Aussichten auf Q4/2021 kommen also auch ohne ETH 2.0 ganz prima aus.

Fazit zu Bitcoin, Ethereum und Co. in Q3/2021

Die großen Gefahren für Bitcoin, Ethereum und Co. kommen in Q4/2021 und den Monaten/Jahren danach übrigens nicht aus der Krypto-Branche selbst, sondern von außerhalb. Während die Adoption verschiedenster Kryptowährungen bzw. deren Netzwerke immer weiter voranschreitet, werden irgendwann umfassende Regulationen des bisherigen "wilden Westens" erfolgen müssen. Und genau hier liegt die größte Unsicherheit und gleichzeitig eine große Chance!

Einerseits könnten Regulationen vor allem Stablecoins und dem DeFi-Sektor schaden und es dürfte sich nach Ripple und XRP sicher auch die Frage stellen, welche anderen Kryptowährungen noch als Wertpapier in Betracht kämen. Allerdings ist die Regulation der Kryptomärkte auch ein riesiges Signal für viele traditionelle Investoren und Institute nicht mehr nur passiv in Investmentprodukte zu investieren, sondern in die Coins und Token selbst.

Q3/2021 war ein spannendes und erfolgreiches Quartal für Krypto. Und Q4/2021 zeigt bisher gute Voraussetzungen, um diesen Erfolgen auch in Form von Marktperformance Ausdruck zu verleihen.

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